Deutscher
Kinotitel: HOTEL ZUR HÖLLE
Spätere VÖ in D auch als:
MOTEL HELL
USA,
1980 – 101 min. – FSK 18
Originaltitel:
Motel Hell
Drehzeit:
23.April-17.Juni
1980
Kinopremieren:
USA-
24.Oktober 1980; D- 21.November 1980
Produktionskosten: Etwa 3 Millionen US-Dollar (Nicht Inflationsbereinigt)
Einspielergebnis EA Kinos USA: 6,3 Millionen US-Dollar (Nicht Inflationsbereinigt)
Darsteller:
Rory
Calhoun als Vincent Smith – Deutsch: Holger Hagen
Nancy Parsons
als Ida Smith – Deutsch: Monika John
Paul Linke als Bruce Smith
– Deutsch: ?
Nina Axelrod als Terry – Deutsch: Marina
Köhler
Elaine Joyce als Edith (Motelgast und Opfer) –
Deutsch: ?
Dick Curtis als Guy, ihr Freund (Motelgast und Opfer)
und
als Prediger im TV
– Deutsch: Hartmut Reck
E.Hampton Beagle als Bob Anderson
(Veterinär und Opfer)- Deutsch: ?
Monique St.Pierre als Debbie
(Opfer im Auto) – Deutsch: Katharina Lopinski
Rosanne Katon als
Suzi (Opfer im Auto) – Deutsch: Eva Kinsky
Everett Creach als Bo
Tulinski, Terry's Freund (und Opfer) – Deutsch: ?
Wolfman Jack als Reverend Billy – Deutsch: Hartmut
Neugebauer
Michael Melvin
als Ivan (Bandleader und Opfer) – Deutsch: ?
John Ratzenberger
als Schlagzeuger (der Band und Opfer) – Deutsch: ?
Marc Silver
als Gitarrist (der Band und Opfer) – Deutsch: ?
u.A.
Die
Geschwister Vincent (Grossartig,
so furchteinflössend wie cool: Rory Calhoun, vor allem bekannt als
vielbeschäftigter B-Western-Star, und selbst in den blutrünstigsten
Momenten stets mit einem der diabolisch-freundlichsten Grinsen der
Filmgeschichte)
und Ida (Grandios,
von liebenswert bis mörderisch: Nancy Parsons als nicht minder fiese
und bewusst auf abstossend gemachte Furie),
die ein kleines Motel und eine Schweineräucherei betreiben, haben
ein ganz besonderes Geheimnis (das
hier- wie auch früh im Film- durchaus bereits verraten werden darf,
das nimmt dem Film nichts von seinem Schmackes).
Sie verwursten Menschen (Wenn
das die begeisterten Kunden wüssten...),
und genau das macht ihr Fleisch so wohlschmeckend und in der Umgebung
beliebt. Vincent führt Unfälle auf der Strasse herbei und entführt
die Opfer, dann durchtrennen die beiden ihnen die Stimmbänder (damit
sie nicht um Hilfe schreien können), graben sie ein und mästen
sie (Kleines Foto oben).
Das Ende des kannibalistischen Erfolges nimmt seinen Lauf,
als Vincent das Mädchen Terry (weil er sich in sie verliebt hat)
verschont, seine Schwester eifersüchtig wird und sich der nicht ganz
helle Sheriff Bruce (ein weiterer Bruder der Smith's, der anfangs
tatsächlich nichts vom Treiben seiner Sippe ahnt) ebenfalls in Terry
verguckt...
Heute
würde wohl niemand mehr auf die die Idee kommen, dem Film (der bei
weitem nicht so brutal ist, wie er klingen mag, und der mit
Schockszenen eher sehr zurückhaltend umgeht) einen, noch dazu etwas
ungenauen, deutschen Titel zu verpassen, sondern man beliesse es
einfach beim Originaltitel. Damals jedoch war das noch der
Normalfall, und da Motels hierzulande noch fast gänzlich
unbekannt.waren, wurde daraus eben ein Hotel (wobei das für die
Handlung jetzt auch nicht ganz so wichtig ist).
Viel interessanter
ist die Vorgeschichte zum Film- der war anfangs als reiner, purer
Horrorfilm geplant, passend zur damals aktuellen und viel Geld
versprechenden Splatterwelle, und Tobe „Das
Texas Kettensägenmassaker“
Hooper bereits als Regisseur gebucht. Dann aber entwickelte sich das
Drehbuch (vor allem, nachdem das Produktionsstudio gewechselt hatte)
in die Richtung einer bitterbösen und schwarzen Horrorkomödie, was
die Produzenten geschehen liessen, obwohl Hooper (unzufrieden mit der
Entwicklung) ausstieg. Hooper drehte stattdessen dann allerdings mit
„Kabinett des Schreckens“ ein anderes (kleines, leicht
unbeachtetes) Meisterwerk, und schliesslich nur zwei Jahre später
den unfreiwillig
komischen (und wohl von Spielberg mindestens mit-inszenierten)
„Poltergeist“. Im „Hotel zur Hölle“ wurde ihm dann trotz
seines Ausstiegs dennoch mit einer (erst spät ins Skript
aufgenommenen) eindrucksvollen und spektakulären
Kettensägen-Kampfszene im Finale Tribut gezollt.
Doch ihn hierfür anzuheuern, das war ein Geniestreich der Produzenten, denn Connor erwies sich genau als der Richtige, um den Film gelungen umzusetzen, eben auch, weil, wie er es selbst einmal sagte (2007) "jede unnötige Brutalität aus dem Drehbuch entfernt worden war".
Connor macht aus „Motel Hell“ eine besondere Genremischung und den vielleicht ungewöhnlichsten (und aus der Masse der Werke herausstechenden) Genrefilm dieser Hochphase des Horrors, auch, weil er sich vielen üblichen Schemata widersetzt und konsequent seinen individuellen Weg geht (gegen jede Kommerzialität und Austauschbarkeit). Statt einer heftigen Vorgeschichte gibt es einen ruhigen Einstieg und langsamen Aufbau; schon nach kurzer Zeit weiss der Zuschauer um die Täter und ihr Handeln (kann also nicht miträtseln, sondern darf ihr Tun offen verfolgen); bissiger schwarzer Humor (bei dem einem tatsächlich das Lachen nicht immer im Halse stecken bleibt, sondern auch laut heraus darf) ist kein Zusatzelement, sondern die Grundlage der Handlung; und nicht zuletzt: die „Bösen“ sind keine irren oder in ihrer Jugend „verdorbenen“ Metzler, sondern (recht schräge zwar, aber doch durchschnittliche) Typen „von Nebenan“ (die in bizarrer Weise ihre Taten noch begründen, so erwähnt Vincent neben seinem Leitspruch „Gut genug sind alle Geschöpfe, für Farmer Vincent's Töpfe“ auch, er „löse mit seinem Tun zwei grosse Probleme- die Überbevölkerung und den Hunger“).
Da wird der titelgebende Running-Gag mit dem flackernden Neonschild, bei dem ständig das „o“ im Namen „Motel Hello“ ausfällt (und damit ja zu „Hell“ wie „Hölle“ wird) tatsächlich nur zu einem der vielen guten Spässe am Rande.
Trotz seiner Besonderheiten schaffte es der Film in den USA zu einem beachtlichen Erfolg, und erhielt die verdiente Anerkennung. In Europa fiel es dem Film dagegen ungleich schwerer, sich im Dickicht des damals fast unüberschaubaren Genres durchzusetzen, und es bedurfte der Videovermarktung, um den Film auch hier wirklich bekannt und inzwischen fast kultisch zu machen.
Die Brüder Jaffe (nicht nur als Autoren in diesem und daneben vor allem im SF-Genre tätig, sondern auch als Regisseure und Produzenten) haben es geschafft, eine Horrorcomedy zu schreiben, die sich mit Blockbustern wie „American Werewolf“ und „Fright Night“ auf eine Stufe stellen lässt, ob es hier allerdings tatsächlich einer FSK 18 bedurfte, darüber kann man diskutieren und ein Gorefan wird hier definitiv nicht auf seine Kosten kommen.
Die Effekte und das Make-Up sind sorgfältig und weit über das übliche hinaus überzeugend, man merkt dem Film an, daß er kein Schnellschuss war, sondern man sich Zeit liess, ihn fertigzustellen. Zudem wurden erfahrene Schauspieler eingesetzt, die überzeugend und nicht übertrieben agieren und sichtlich in ihren Rollen und dem Miteinander aufgehen.
Fazit:
Ein appetitlicher Genuss.
Stab:
Regie: Kevin Connor
Drehbuch und Produktion: Robert Jaffe, Steven-Charles Jaffe
Kamera: Thomas Del Ruth
Musik: Lance Rubin
Schnitt: Bernard Gribble (Assistenz: Julian Semilian)
Make Up und Make Up-Effekte: Marie Carter
Art Direction: Joseph M.Altadonna
Szenenbild: William James Teegarden
Ausstattung: Joe Kroesser
Spezialeffekte: Adams R.Calvert
Regieassistenz: Jack Berry, Richard Allen
Associate Producer: Austen Jewell
Executive Producer: Herb Jaffe
Spoiler:
Terry hat sich auch in Vincent verliebt, und beider Hochzeit wird schnell vorbereitet (Vincent darf aus religiösen Gründen sonst nicht... ihr wisst schon). Das entsetzt Bruce, und es kommt zum Streit zwischen den Geschwistern. Während Vincent und Ida sich an die nächste “Schlachtung” machen (ausgerechnet die zuletzt eingefangene Rockband ist als erstes “reif”), forscht Bruce (warum er das plötzlich macht, wohl wegen des Streits, bleibt jedoch eher nicht nachvollziehbar) nach, und kommt seinen Geschwistern auf die Spur (so findet er- laut Zitat- unfassbare 200 im See versenkte Fahrzeuge der Opfer seiner Geschwister). Nun will er Terry (die, nachdem sie des Geheimnisses ihres zukünftigen Gatten gewahr wurde, auch genau das will) da rausholen. Gleichzeitig gelingt es Bo (der vermeintlich bei Terry's und seinem Motorrad”unfall” am Filmanfang starb), sich und die anderen Eingegrabenen zu befreien, und sie gehen auf Rachefeldzug gegen ihre Peiniger.
Nach Ida's Tod (siehe Bodycount) kommt es schliesslich in der Räucherkammer zum (umwerfend choreographierten und dargestellten) Kettensägenkampf zwischen den Brüdern Smith, den Bruce für sich entscheiden kann. Vincent gesteht mit seinem letzten Atemzug, doch “Konservierungsmittel benutzt” zu haben, und stirbt.
Der Film endet damit, daß Terry und Bruce das Motel abfackeln. Ende.
Bodycount:
Neben der Tatsache, daß die ersten früh im Film zu sehenden eingegrabenen (also bereits vor Handlungsbeginn entführten) Opfer später spurlos verschwunden sind (so, als ob es sie nie gegeben hätte- Continuityfehler?), tauchen auch mit einer Ausnahme (Bo) die im Finale befreiten Opfer, die auf Rachetour gegangen sind, nach Ida's Tötung plötzlich nicht mehr weiter auf und ihr Verbleib wird nicht geklärt.
Der tatsächlich zu verifizierende Bodycount, der komplett übrigens erst im Finale stattfindet, besteht aus:
- Drei der Opfer (die männlichen Mitglieder der Band), die an einem Strick mit dem Trekker aus der Erde gezogen werden und dabei ersticken
- Ida Smith, die von den Rache nehmenden Opfern kopfüber in der “Plantage” eingegraben wird
- Bo, der von Vincent im Kampf erwürgt wird
- Vincent Smith, der von seinem Bruder mit einer Kettensäge tödlich im Bauch getroffen wird