(4) Veröffentlichung: 07.Januar 2019

Filmdaten:
Deutscher Titel: DER SECHSTE KONTINENT
GB/USA, 1976 - Originaltitel: At The Earth’s Core - 89 min./FSK 12


Drehzeit: 20.Januar bis März 1976 (komplett in England)
Kinopremieren: GB- 22.August 1976; D- 3.Februar 1977


Produktionskosten und Einspielsummen sind nicht bekannt;
bekannt ist aber, daß der Film in Grossbritannien auf Platz 18 der erfolgreichsten Filme des (Kino-)Jahres 1976 landete.
Da staunen die zwei, denn das erste Monster eilt sogleich herbei.

Inhalt/Hintergründe/Bewertung: 
Ach, wie herrlich unterhaltsam-kurzweilig und (auch immer wieder aufs neue, ich jedenfalls kann nicht mehr sagen, wie oft ich den Film genossen habe) wunderbar anzuschauen sind doch diese Filme, die so unbeschwert und naiv daherkommen, die sich so offensichtlich selbst nicht unbedingt allzu ernst nehmen und nicht darum scheren, was Kritker über sie denken oder schreiben werden, die mich erinnern an kleine Kinder, die, noch nichts von der grossen, weiten und bösen Welt um sie herum ahnend, kichernd umhertollen. Ach, wie ich doch solche Filme liebe, solche, wie dieser einer ist. Es ist eine pure Freude, ihn anzusehen, auch trotz, oder vielleicht gerade wegen seiner vermeintlichen Schwächen, die doch gar keine sind, sondern diesen Film erst so richtig liebens-, bewundernswert und charmant machen.

Da sind zum einen die Hauptdarsteller, denen man stets ein schelmisches Zwinkern in ihren Augen anzusehen scheint, obwohl sie (jedenfalls in den meisten Szenen) dennoch mit allem gegebenen Ernst an ihre Aufgaben gegangen sind- Doug McClure als der Kerl, der Typ, der ganze Mann, in einer seiner typischen Draufgängerrollen (die er nun mal am besten verkörperte) und Gruselfilmlegende Peter Cushing, der Vielseitige, so oft ernst und verbissen in seinen Rollen, aber fast immer der Gute, hier als verwirrter, trotz seiner Intelligenz auch leicht trotteliger und völlig mit der Situation seines Charakters überforderter Forscher. Man möchte ihn in den Arm nehmen, ihn knuddeln und trösten, ihm sagen, daß es doch nur ein Film ist und alles natürlich wieder gut wird, so, wie er da ängstlich umherwankt, sich stets an seinem Regenschirm festhaltend, als ob der ihm helfen könnte. Dazu Caroline Munro, die Schöne, die nur manchmal zu beschützende und zu rettende, meistens aber starke, mit nur wenig Text in der Rolle als sexy Kämpferin- eine hier gern mit Dekolleté-Augenweide, der selbst die Monster bei all ihrer Grausamkeit noch schöne Augen zu machen scheinen.


Caroline Munro- talentierte Augenweide. Man wünscht sich noch mehr von ihr dabei.


Da ist dann noch eine Handlung, im Prinzip recht einfach und so vorhersehbar wie den Freund gut geschriebener Phantasydrehbücher begeisternd (anfangs noch mit den erwarteten "normalen" Riesendinos und einem beeindruckenden Kampf zweier Exemplare gegeneinander, während hier manch anderes Monster doch etwas billiger aussehend daherkommt); da sind die zwei Männer, die mit einem maulwurfähnlichen Stahldingens in den Kern der Erde (wie sie "Tarzan"-Erfinder Edgar Rice Burroughs in seinen Geschichten sah) eindringen. 4000 Meilen tief im Inneren unseres Planeten stossen sie auf eine Welt, in der die ihnen vertraute Zeit vor Abermillionen von Jahren stehengeblieben ist, und in der trotz fehlendem Sauerstoff (so ist es nunmal in Wahrheit im Erdkern) alle Wesen überlebt haben, und die Menschen (die meisten ziemlich selbstbewusst und nicht als dumme Opfer dargestellt, die auf ihre Befreier "gewartet" haben und alleine nichts hinbekommen würden) sogar in die Kommunikation vereinfachender Weise alle die selbe Sprache sprechen...
Da ist diese Welt, dieser stets in ein diffuses lila Licht getauchte „sechste Kontinent“ -in manchen Ländern, so selbst in Frankreich, wurde in den Kinos daraus der „siebte“, je nachdem wie das die Verleiher sahen- eine als solche erkennbare, aber mit grosser Liebe und Spass erschaffene Studiowelt in allerbester Pappmaché-Manier. Welch ein wunderbares-hanebüchen-verehrungswürdiges Schauspiel, bei dem feuerspeiende (und offenbar Benzinfressende) Ungeheuer auch noch explodieren (!), wenn man sie in die Tiefe geworfen hat.
Bevölkert wird dieses Reich auch noch von etwas abgehackt laufenden und kämpfenden Stop-Motion-Ungeheuern oder in Latexkostümen gehüllten Mitwirkenden, brutal beherrscht wird es von in mehr amüsant als bedrohlich gestalteten Masken steckenden Statisten und von Menschenopfer fressenden, seltsam kreischenden, fliegenden, gedankenlesenden und gedankenbeherrschenden Fliegedingensdingern, mit deren Auslöschung auch die Maskenmänner würden besiegt werden. Das weiss man eben, sofort, mit ihrem ersten Erscheinen.

Dieser Film ist Kintopp im aller-aller-allerbesten altmodischen Sinne, vom aller-aller-allerfeinsten. Herrlichster Phantasytrash, handgemacht, und nicht im Computer überperfektioniert. Vielleicht, aber nur ganz ganz vielleicht, wirkt der Film manchmal, für den ein oder anderen kurzen Augenblick, zu sehr wie so etwas wie eine Parodie, ist etwas, ein ganz ganz kleines wenig etwas, zu viel (manchmal wohl unfreiwilliger) Humor mit hereingerutscht, aber wer will es den Machern und Mitwirkenden verdenken, es muss schwer gewesen sein, hier immer ernst zu bleiben.


Dinos unter sich und die Menschen aus der Erdkernwelt, v.l.: Cy Grant, Godfrey James, Sean Lynch, Audee Cromarty.


In den Fängen der Handlanger der so richtig bösen... Kleines Foto: Bobby Parr
Ohne Frage ist dies der „unbeschwerteste“ der vier bzw.fünf filmhistorisch zusammengehörenden amerikanisch-englischen Phantasy-Co-Produktionen der Siebziger Jahre, alle von Kevin Connor inszeniert, und mit diversen Darstellerüberschneidungen, als da sind der ebenfalls wunderbare, aber etwas ernstere „Caprona-Das vergessene Land“ 1974 und die allerdings unnötige Fortsetzung dazu 1977; die ganz schön mächtig in die Hose gegangene „Tauchfahrt des Schreckens“ von 1978; und der grossartige „Im Bann des Kalifen“ 1979, als abschliessender Höhepunkt (doch nicht mehr so ganz zur Reihe gehörend) mit dem kongenialen Film-Traumpaar Peter Cushing und Christopher Lee.

Fazit:
Ein buntes, wahnwitziges Spektakel, das man gesehen haben und einfach liebhaben muss. Bis zur allerletzten Szene, in der McClure (ohne das Mädchen, die heldenhaft zurückbleibt um eine neue, bessere Welt aufzubauen und deren Darstellerin ein paar Jahre später in „Maniac" in einer gänzlich anderen Rolle würde glänzen können) und Cushing zurückkehren und der Film mit einem echten Lachknaller endet.
 
Auf DVD und vor allem bei Fernsehausstrahlungen bis heute unter dem unpassenden Titel „Angriff der Dinosaurier“ vermarktet.

Die richtig richtig oberbösen Schreihälse- und Audee Cromarty als Mittagshäppchen.
Darsteller:
Doug McClure (als David Innes) -Deutsch: Klaus Kindler
Peter Cushing (als Dr.Abner Perry) -Deutsch:Leo Bardischewski
Caroline Munro (als Dia)*
Cy Grant (als Ra)*
Godfrey James (als Ghak)*
Sean Lynch (als Hooja)*
Bobby Parr (als Anführer der Sagoth) -keine Sprechrolle
Audee Cromarty (als Sklavenmädchen)*
u.A.
* Deutsche Synchronsprecher nicht bekannt
Regie: Kevin Connor
Drehbuch: Milton Subotsky, nach einem Roman von Edgar Rice Burroughs
Kamera: Alan Hume – Musik: Michael Vickers – Schnitt: John Ireland, Barry Peters
Produktionsdesign: Maurice Carter –  Szenenbild: Michael White
Make Up: Robin Grantham, Neville Smallwood
Spezialeffekte: Ian Wingrove – Visuelle Effekte: Charles Staffell

Kreaturendesign: Roger Dickens
Regieassistenz: Jack Causey
Produktion: John Dark, Max J.Rosenberg, Milton Subotsky (Amicus)



Plakate und Promomaterial

Spoiler:

Rums, bums, happy end!

... und nach oben kommen sie immer, auch wenn die Reise im Vorgarten des Weissen Hauses endet...