Deutscher
Titel: PLANET DER VAMPIRE
Fernsehtitel
in
D
auch:
Schrecken im Weltall*
Italien/Spanien,
1965 – 88 min. – FSK 12 (seit März 2004, davor
FSK 16)
Italienischer
Originaltitel: Terrore nello spazio
Spanischer
Originaltitel: Terror en el espacio
Kinopremieren:
Italien- 15.September 1965; Spanien- 10.April 1966; D- 17.Januar 1969
Kinopremieren:
Italien- 15.September 1965; Spanien- 10.April 1966; D- 17.Januar 1969
Wer sich hier an "Alien" erinnert fühlt, der hat wohl Recht |
Die zwei Raumschiffe Argos und Galliot von der Erde (mit für die Zeit der Filmentstehung erstaunlich und erfreulich vielen Frauen an Bord) folgen einem aufgeschnappten Notsignal zu dem bisher nicht erkundeten Planeten Aura. Während der Umkreisung des Planeten verlieren die Schiffe den Kontakt untereinander, und werden beide von einer mysteriösen Macht zur Landung gezwungen. Nachdem sie aus einer kurzen Bewusstlosigkeit erwachen, greifen sich die Besatzungsmitglieder gegenseitig an. Auf der Argos kann Kapitän Markary die Situation unter Kontrolle bringen, auf der Galliot jedoch finden alle Astronauten den Tod. Die nun wegen der nötigen Reparaturen an ihrem Raumschiff auf dem Planeten gefangenen Markary und seine Crew erkennen, daß der Planet von (sehr egoistischen) körperlosen Wesen bewohnt wird, die von ihnen angelockte, andere Lebensformen in Besitz nehmen (sowohl die getöteten, als auch die lebenden „Exemplare“), weil sie ihre dem Untergang geweihte Welt verlassen wollen…
(Fortsetzung siehe ganz unten)
Links: Angel Aranda; rechts: Barry Sullivan |
Das mag man gerne drehen und wenden, wie man will, der erboste „Alien“ (1979)-Fan mag aufschreien, so laut er kann, und der „Alien“-Macher Ridley Scott noch so oft beschwören, weder er noch sein Drehbuchautor und auch nicht sein Produktionsdesigner hätten „Planet der Vampire“ (1965) je gesehen- es ist nun mal wie es ist und Parallelen nicht von der Hand zu weisen. Das fängt bei massgeblichen Handlungselementen an (wo, zugegebenermassen, beide sich sicherlich auch von „It-The Terror From Beyond Space“ aus dem Jahr 1958 haben inspirieren lassen), geht aber weiter bei dem Notsignal, mit dem alles anfängt, und Szenen und Ausstattung- so ist die „Raumschiffentdeckungsszene“ mit den riesigen Skeletten der Astronauten (die hier wie da auch nur Opfer sind, und nicht Täter) fast 1:1 sowohl in „Planet der Vampire“ als auch in „Alien“ zu sehen. Das ändert ja nichts daran, daß (auch) „Alien“ ein (allerdings, nicht zu vergessen, weitaus teureres) grossartiges Meisterwerk ist, das sich aber eben die ein und andere Anregung hier geholt hat- und darauf hinweisen muss man schon. So wie auch darauf, daß sich John Carpenter für seinen ungleich schlechteren „Ghosts Of Mars“-Murks hier ebenfalls einiges (allerdings schlecht) abgeguckt hat.
Horrormeister Mario Bava’s („Die Stunde, wenn Dracula kommt“) einziger Ausflug in die Filmwelt der Science Fiction hat zwar keine Vampire zu bieten (die sind mal wieder einem deutschen Titelvergeber und der Synchronisation eingefallen, so nach dem Motto Bava und Vampire, da war doch was, das lief doch gut), ist jedoch dennoch ein Film mit hohem Gruselpotential und mancher Horrorsequenz (insbesondere durch die von den Ausserirdischen „übernommenen“ Körper der verstorbenen Menschen), und damit nicht nur für den eingefleischten SF-Fan zu empfehlen. Bava hat hier auch manches vorweggenommen, was die Nach-„Alien“-Filme seiner Landsleute in den achtziger Jahren weiterführten (und sozusagen versplatterten, siehe "Alien-Die Saat des Grauens kehrt zurück" und „Astaron-Die Brut des Schreckens“). Sein „Schrecken im All“ (so der einfache Originaltitel) strotzt vor einer Unmenge (hier verdichteter) Phantasie (ausnahmsweise einmal hat sich eine grössere Menge von Schreiberlingen gelohnt) und beeindruckt damit, was Bava hier (mal wieder) aus den (auch erkennbar) bescheidenen Mitteln herausgeholt hat.Es ist Bava’s bis heute nur selten von anderen erreichter (aber gern und oft kopierter) Sinn für visuelle Ästhetik, für die Schaffung von Atmosphäre(n), und das Zusammenspiel von Farben und Lichtgestaltung, die hier das Manko des geringen Budgets wett machen. Selbst die auffallenden Pappmachékulissen wie vor allem die Raumschiffe werden gelungen ausgeleuchtet, so daß sie nie als solche erscheinen, und der Planet wirkt schon allein durch den Einsatz von Nebelschwaden stets bedrohlich. Die meist nur schemenhaft erkennbaren Hintergründe sind grellbunt-surreal und glaubwürdig gemalt, verstärken das ohnehin allgegenwärtige Gefühl des Gefangenseins im Weltraum, abgeschnitten von allem anderen, verloren, auf sich allein gestellt.
Dazu die mindestens teilweise auch von Bava (der ja gelernter Kameramann war) selbst verantwortete, niemals hektische Kameraführung, die ihresgleichen sucht, nicht nur im Genre.
Das ist wahrlich hohe Kunst, aus dem wenigen einen solchen Klassiker zu schaffen, und Bava hat das offenbar alles nur so aus dem Ärmel geschüttelt. Da sieht man gerne über kleine „Unreinheiten“ hinweg, wie allzu kitschig-simple Raumanzüge und das Innere der Raumschiffe, das wirkt wie aus dem Ikea-Spezialkatalog für den Raumfahrerbedarf zusammengestellt und versehen mit allen Bilnkedingern, die gerade so zu haben waren.
Die Effekte, die Bava gemeinsam mit dem späteren zweifachen Oscar-Preisträger Carlo Rambaldi (unter anderm „E.T.“) schuf, mögen, der Zeit geschuldet, „einfach“ sein, weit über dem Niveau mindestens von damals liegen sie jedoch trotzdem.
Der Film verzichtet auf ruhige Momente, Bava erzählt zwar Schlag auf Schlag, verzichtet aber auf übermässig viele Actionsequenzen und hält auch dadurch jede Hektik im Zaum. Er verzichtet auf eine allzu intensive Ausarbeitung seiner Charaktere- die ist auch gar nicht nötig, man weiss schnell, wie die Figuren in ihren ständigen Extremsituationen reagieren werden und „drauf“ sind. Hier passiert, hier steht nichts still, das ist Nonstopkino, wie man es liebt, untermalt von fast sphärischer Horrorfilm-Minimalmusik (die hat John Carpenter vor seiner Karriere bestimmt gehört). Selbst Untote baut Bava ein (quasi seine Spezialität, und lange vor der grossen Zombiewelle sieht man, wo mancher später seine Inspirationen her hatte), ohne daß es unpassend oder peinlich wird- die Wesen können eben einfach auch Besitz von Toten ergreifen, warum auch nicht. Da wird der Film geradezu zum tragischen Drama, wenn die Astronauten nun gegen die Leichen ihrer eigenen Leute um Leben und Tod kämpfen müssen. Das ist dann schaurig schön und auch sonst wird von den mit Ausnahme des vor allem aus dem Fernsehen bekannten US-Amerikaners Barry Sullivan eher unbekannten Darstellern eindringlich gespielt, hier und da vielleicht mit dem Drang zu theatralischem Overacting, wenn etwas zu übertrieben gestorben, gekämpft und wiederauferstanden wird.
Der Film bleibt spannend bis zur Schlusssequenz, die uns (aus späteren Filmen wohlgemerkt) zwar (ebenfalls) bekannt vorkommt, aber dennoch in einen letzten und ultimativen Schockmoment versetzt. Wir dachten, alles wird (zumindest so na ja und für dann wenige der Protagonisten) Happy enden, aber nichts ist oder wird gut, letztlich ist alles dann doch dumm gelaufen. Heutzutag stünde eine Fortsetzung da schon in den Startlöchern. Es bleibt die Vorstellung, was und wie Bava da hätte zaubern können.
Norma Bengell |
Evi Marandi |
Fazit:
Hier steht „Alien“ mal als Rip-Off dar, und kann dagegen auch nur dank der moderneren Tricks anstinken. Ein anspruchsvolles Stück Science Fiction-Kinogeschichte von Format, das einen nicht so schnell wieder loslässt- wegweisend umgesetzt und herausragend inszeniert.
Leider etwas steril in Deutsch synchronisiert.
Darsteller:
Barry Sullivan (als Captain Mark Markary) -Deutsch: Edgar Ott
Norma Bengell (als Astronautin Sanya) -Deutsch: Margot Leonard
Ángel Aranda (als Astronaut Wess) -Deutsch: Joachim Nottke
Evi Marandi (als Astronautin Tiona) -Deutsch: Marianne Lutz
Fernando Villena (als Bordarzt Dr.Karan) -Deutsch: ?
Stelio Candelli (als Astronaut Mud) -Deutsch: Gerd Hohenau
Ivan Rassimov (als Astronaut Carter) -Deutsch: ?
Mario Morales (als Astronaut Eldon) -Deutsch: ?
Massimo Righi (als Captain Sallas von der "Galliot") -Deutsch: ?
u.A.
Regie: Mario Bava
Drehbuch: Mario Bava, Alberto Bevilacqua, Callisto Cosullich,
Antonio Román, Rafael J.Salvia
Basierend auf der Kurzgeschichte „One Night Of 21 Hours“ (1960) von Renato Pestriniero
Kamera: Antonio Rinaldi, Mario Bava, Antonio Pérez Olea
Musik und elektronische Soundeffekte: Gino Marinuzz
Schnitt: Antonio Gimeno, Romana Fortini
Ton: Mario Ronchetti, Eugenio Fiori
Toneffekte: Paolo Ketoff
Produktionsdesign: Giorgio Giovannini, Emilio Zago
Make Up: Amato Garbini, Giancarlo Del Brocco
Kostüme: Gabriele Mayer
Regieassistenz: Lamberto Bava, Serena Canevari, Manuel San Roman
Spezialeffekte: Mario Bava, Carlo Rambaldi
Produktionsleitung: Mario Silvestri
Produktion: Fulvio Lucisano
Plakate D/Italien/Spanien/USA
* Der Film wurde bei späteren Veröffentlichungen auf Video und DVD (auch in D) unter unzähligen englischen Titeln neu vermarktet, unter anderem: „Planet Of Blood“, „Terror In Space“, „The Haunted Planet“ und „The Planet Of The Damned“. Die Benutzung des Wortes „Alien“ in einem dieser Titel ist bislang allerdings nicht bekannt.
Der Originaltitel der (um zwei Minuten, vor allem um Szenen der „Raumschiffentdeckung“, gekürzten) englisch synchronisierten Fassung lautete damals hingegen schlicht und ergreifend „Planet Of The Vampires“, auch da war man also nicht Titelkorrekt. Louis M.Heyward (unter anderem bekannt als Produzent der „Dr.Phibes“-Filme) und Ib Melchior (unter anderem Regisseur und Autor von „2071:Mutan-Bestien gegen Roboter“) werden bei der englischsprachigen Fassung namentlich als Co-Autoren genannt, fungierten aber wohl eher als Verfasser der englischen Dialoge.
Spoiler:
Markary, Sanya und Wess überleben als einzige die Auseinandersetzungen auf dem Planeten Aura. Mit der erfolgreich reparierten Argos starten sie. Erst jetzt findet Wess heraus, daß seine Mitstreiter von den Auranern übernommen wurden (was uns, den Zuschauern, in einer Minisequenz kurz vorher bereits angedeutet wurde). Wess sieht die einzige Chance, sie aufzuhalten, darin, den Antrieb des Raumschiffs zu sabotieren, wird danach jedoch von Sanya getötet. Markary und Sanya müssen den nächsten Planeten ansteuern, und wollen sich dann dort dessen Bewohnern bemächtigen- auf den Sichtgeräten der Argos erscheint die (Zitat Markary: "primitive") Erde... Ende.
Bodycount:
Erst ein Zitat im Finale verrät uns, daß insgesamt 18 Astronauten auf den beiden Raumschiffen Dienst versahen. 15 blieben also auf dem Planeten zurück (inzwischen alle auch endgültig tot); Wess wird als letzter getötet (siehe Spoiler).