> Darsteller, Stab, Plakate, Spoiler, Bodycount Film 2 (1972)
Die Handlung beginnt im London des Jahres 1925:
Der einst weltberühmte Organist Anton Phibes, ein Doktor sowohl der Musikwissenschaften als auch der Theologie, verlor vor vier Jahren seine über alles geliebte Frau Victoria bei einer Operation, für deren schrecklichen Verlauf er die Ärzte als verantwortlich ansah. Er schwörte Rache, verünglückte jedoch kurz darauf scheinbar tödlich bei einem Autounfall. Aber Phibes überlebte und im Verborgenen (in einem geheimen grossen Keller seines Hauses) bereitete er alles für seine Rache an den Ärzten vor.
Sein Gesicht jedoch ist bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, weshalb er zumeist eine Maske trägt. Mund und Nase sind irreparabel zerstört. Eine künstliche Öffnung im Nacken ermöglicht ihm die Nahrungsaufnahme, ein am Hals bei den Stimmbändern angebrachtes Mikrophon und ein damit verbundener Verstärker das Sprechen…
Ihr Auftritt, Dr.Phibes |
Die
Rolle des Dr.Phibes wurde Vincent Price geradezu (und auch
tatsächlich) auf den Leib geschrieben, denn von Anfang der
Filmplanungen an war er für die Rolle vorgesehen gewesen. Eine kluge
Entscheidung der Verantwortlichen, denn hier läuft Price zu seiner
absoluten Höchstform auf, und es ist nicht übertrieben, die beiden
Filme unter die besten Darstellungen seiner Karriere einzuordnen (vor
allem neben Roger Corman's Poe-Adaptionen aus den
Neunzehnhundertsechzigern, oder auch „Theater des Grauens“ aus
dem Jahr nach den Phibes-Werken, auch ein Rächerfilm übrigens).
Als
Phibes darf er sich regelrecht austoben, hier ist er der
charismatische Chef im Ring, und trotz toller Ensembles um ihn herum,
ist es doch er, der den Filmen einen unvergesslich-unvergleichlichen
Stempel aufdrückt. Mit nur wenig Mimik (sein Gesicht ist aufgrund
der Maske des Charakters starr, oder man sieht es darunter eben
verbrannt) zeigt er all die Liebe und all den Hass, die seine Figur
ausmachen. Und obwohl er seiner direkten Stimme beraubt ist (Price
bewegte beim Dreh nur die Halsmuskulatur, seine Stimme wurde von ihm,
im Original etwas verzerrt, nachsynchronisiert) meistert er auch
diese Einschränkung grandios.
Er gibt das arrogante und daher stolzierende Genie so glaubhaft wie den vom Hass besessenen offenbar Wahnsinnigen, und ist trotz all seiner Boshaftigkeit (die sich ja „nur“ gegen die richtet, die ihm nach seiner Überzeugung das Liebste genommen haben beziehungsweise ihn daran hindern wollen, Victoria wieder ins Leben zurückzuholen) uns doch sympathisch, wir leiden mit, wenn er trauert, er hat unser Mitgefühl (was ohne Frage auch der ausgeklügelten Geschichte an sich zu verdanken ist). Er ist vor allem eine tragische Gestalt, eine traurige, dem das ihm wichtigste im Leben genommen wurde, und der verzweifelt versucht, das wieder rückgängig zu machen.
Allein Vincent Price lohnt das Anschauen, doch auch das gesamte Drumherum ist ein grosses Vergnügen- Horror at its best, plus eine kräftige Schippe schwarzen Humors, und viele ziemlich bizarre Ideen (auch, was die Morde angeht).
Er gibt das arrogante und daher stolzierende Genie so glaubhaft wie den vom Hass besessenen offenbar Wahnsinnigen, und ist trotz all seiner Boshaftigkeit (die sich ja „nur“ gegen die richtet, die ihm nach seiner Überzeugung das Liebste genommen haben beziehungsweise ihn daran hindern wollen, Victoria wieder ins Leben zurückzuholen) uns doch sympathisch, wir leiden mit, wenn er trauert, er hat unser Mitgefühl (was ohne Frage auch der ausgeklügelten Geschichte an sich zu verdanken ist). Er ist vor allem eine tragische Gestalt, eine traurige, dem das ihm wichtigste im Leben genommen wurde, und der verzweifelt versucht, das wieder rückgängig zu machen.
Allein Vincent Price lohnt das Anschauen, doch auch das gesamte Drumherum ist ein grosses Vergnügen- Horror at its best, plus eine kräftige Schippe schwarzen Humors, und viele ziemlich bizarre Ideen (auch, was die Morde angeht).
Film
Eins schildert den Rachefeldzug des (laut
Originaltitel „abscheulichen“) Dr.Phibes gegen die neun
Personen, die bei der Operation seiner Frau, geleitet von
Dr.Vesalius, dabei waren. Seine Mordmethoden basieren hier auf den
zehn biblischen Plagen, die Moses einst dem Pharao von Ägypten
bescherte. Dank seiner ihm treu ergebenen, stets schweigenden
Gehilfin Vulnavia (von der man
nicht erfährt, woher sie kommt und wie man sich kennengelernt hat)
zieht Phibes (gerne mit der „Hilfe“ von lebenden Tieren) eine
schreckliche Blutspur durch London (Einzelheiten
siehe im Spoiler, der Horrorfreund mag ja die Vorfreude),
und es dauert eine ganze Zeit, bis die (mit
Ausnahme Inspector Trout's nicht immer ganz helle) Polizei
die Zusammenhänge erkennt und ihm auf die Spur kommt- was aber noch
lange nicht heisst, daß man ihn aufhalten, oder gar die Gefährdeten
schützen kann. Phibes ist immer allen voraus...
Joseph Cotten versus Vincent Price |
Die
ersten abgefahren-exzentrischen zehn Minuten wird uns Phibes
vorgestellt, ohne daß er sein Gesicht zeigt, kommt er fast
affektiert eine Art von Showtreppe herunter, zelebriert seinen
Auftritt nur für sich, spielt die Orgel und dirigiert sein
mechanisches Orchester, tanzt mit Vulnavia. Erst dann zeigt er uns
sein Gesicht. Eine halbe Stunde Handlung gar dauert es, bis er die
ersten Worte spricht, und im Folgenden dann zumeist nur mit dem Foto
seiner toten Frau. Ein normaler Titelheld ist das nicht, das ist von
Beginn an klar.
Die Geheimräume des Dr.Phibes sind eine fantastische (und riesige) Kulisse- quietschbunt bis fast an die Reizüberflutung heran, fragt man sich zwar, wie er das alles so hinbekommen hat, aber seis drum. Man geniesse, daß keinerlei Studioatmosphäre aufkommt, die in manch anderen Szenarien des Films allerdings nicht zu kaschieren war.
Die Geheimräume des Dr.Phibes sind eine fantastische (und riesige) Kulisse- quietschbunt bis fast an die Reizüberflutung heran, fragt man sich zwar, wie er das alles so hinbekommen hat, aber seis drum. Man geniesse, daß keinerlei Studioatmosphäre aufkommt, die in manch anderen Szenarien des Films allerdings nicht zu kaschieren war.
Joseph Cotten spielt lange
etwas zu bedacht, erst spät dreht er auf, nämlich, als sein
Erstgeborener zum Opfer werden soll, doch Phibes ihm eine (so wie er
es ausdrückt) „faire Chance“ gibt, das zu verhindern; Virginia
North als Vulnavia überzeugt, auch wenn ihre Motivation im Dunkeln
bleibt; das „Team von Scotland Yard“, insbesondere Peter Jeffrey
als emsiger Trout und John Cater als muffeliger Chef, könnte
unterschiedlicher nicht charakterisiert sein, aber unterhält,
inklusive seines Dilettantismus, famos; dazu viele (kurze)
Sidekickauftritte von Kalibern wie Terry-Thomas (stirbt leider viel
zu schnell, von seinem obskure Super 8-Filme schauenden Arzt würde
man gerne noch mehr sehen), Hugh Griffith als Rabbi, der der Polizei
weiterhilft; oder Peter Gilmore als Opfer, der es mit hässlichen
Nagern im Cockpit zu tun bekommt. Kurzum: Bis in die Minirollen
perfekt besetzt, dazu unaufgeregt bebildert, ruhig geschnitten, und
mit mehr schmissigen Melodien aus den Zwanziger Jahren unterlegt, als
mit einem „normalen“ Filmscore.
Der Film verzichtet
tatsächlich auf übermässige Darstellungen der Brutalitäten, doch
aufgrund der Intensität der Szenen wundert man sich doch, warum der
Film inzwischen eine FSK 12 hat. Dem kann ich nicht zustimmen, zumal
der Nachfolger, meiner Meinung nach nicht exzessiver, noch immer als
16er vertrieben wird. Oder anders: Eher nicht mit Zwölfjährigen
anschauen!
Film
Zwei spielt drei Jahre nach den Ereignissen des ersten. Wie von ihm
vorausgeplant, erwacht Dr.Phibes aufgrund einer bestimmten
Planetenkonstellation aus dem Tiefschlaf, und macht sich sofort
daran, seinen nächsten Plan umzusetzen. Er will Victoria von den
Toten erwecken, indem er in Ägypten den sagenumwobenen,
unterirdischen „Fluss des ewigen Lebens“ aufspürt. Mit seiner
(diesmal wie aus dem Nichts
auftauchenden) Gehilfin Vulnavia und dem Körper seiner
toten Frau geht er auf die Reise. Der Archäologe Biederbeck
allerdings hat ein ähnliches Vorhaben, auch er will den Fluss
finden, jedoch aus Eigeninteresse. Und auch Phibes' alter Widersacher
Trout bekommt Wind von der Sache, und reist mit seinem Vorgesetzten
Waverley ebenfalls nach Arabien, wo man sich in die Quere und es im
Verlauf zu diversen Todesfällen unter Biederbeck's Mitarbeitern
kommt...
Nach einem
kurz-knappen (aber ausreichenden) Rückblick auf den ersten Film
fallen uns hier schon früh frappierende Unterschiede zum Vorgänger
auf: Phibes redet jetzt viel mehr, was tatsächlich trotz einer noch
grösseren Fixierung auf ihn als Hauptperson nicht nötig gewesen
wäre; und die Handlung ist schwächer, etwas gestreckter und teils
wird es sogar etwas anstrengend, ihr zu folgen (besonders in den
letzten Minuten). Das ist schade, aber gleicht sich einmal etwas aus,
da man wieder für aufregende Dekors gesorgt hat (wie auch immer
Phibes es diesmal wieder hinbekommen hat: nun ist sein Interieur aus
dem ersten Film in Ägypten in einer Höhle gelandet); und zum
zweiten fällt Phibes auch in der Wüste wieder manch ausgefallene
Mordmethode ein, was den Genrefreund entzückt.
Auch in Ägypten mags der Doktor exzentrisch |
Robert Quarry
als Phibes' (lange ebenbürtiger, weil skrupelloser) Gegenspieler
agiert souverän, obwohl ihm als Bösewicht doch etwas die Facetten
fehlen; Hugh Griffith als sein Kollege (wieder einer, der zu früh
abnippelt) und Terry-Thomas (auch in einer anderen Rolle als in Film
Eins) sind wieder die tollen Sidekicks; das Polizeigespann
Jeffrey/Cater sorgt wieder für Aufheiterungen, das aber zu kurz; und
Caroline Munro (in Film Eins bis auf die Schlussszene nur auf einem
Foto dabei) macht selbst als Leiche eine tolle Figur. Valli Kemp als
(neue) Vulnavia aber bleibt auch bei fast kopierten Szenen im
Schatten ihrer Vorgängerin.
Film Zwei leidet ausserdem an der
nun fast anstrengend dramatischen Musik (diesmal leider ein normaler
Score) und mehreren hektischen Schnitten, die geradezu irritieren.
Trotzdem- auch angucken, wäre sonst zu schade um die Schauspieler.
Bizarr, skuril, mit vielen gemeinen Lachern, klasse gespielt, optisch ein Hammer, und Vincent Price als eine der wohl ungewöhnlichsten Figuren des Genres- mehr geht kaum und Film Eins ist ein Meisterwerk ohne Fehl und Tadel;
Film Zwei ist zwar eine würdevolle Fortsetzung, aber kein weiteres Meisterwerk- den will man jedoch deswegen gesehen haben, weil es interessiert, wie es mit dem bösen, wunderlichen Mann weitergeht. Leider lahmt der Film an einigen Stellen und die Handlung mag enttäuschen. Auch der schwarze Humor seines Vorgängers fehlt, einzig die Rededuelle zwischen den Polizisten Trout und Waverley erreichen in dieser Sache das Niveau des ersten Films.
Er will doch nur sie! |
Es wurden Skripte erstellt, auch von den Drehbuchautoren des ersten Films, von denen zum Teil auch Inhalte bekannt wurden. So sollte Phibes in „Phibes Resurrectus“ auf Nazis treffen, die von ihm das Geheimnis des ewigen Lebens erfahren wollen, oder in „The Seven Fates Of Dr.Phibes“ mit der griechischen Mythologie und ihren Göttern in Berührung kommen.
Price sprach mehrfach von einem Drehbuch mit dem Titel „Dr.Phibes In The Holy Land“, das er zu seinem persönlichen Favoriten für einen weiteren Film erklärte.
> Darsteller, Stab, Plakate, Spoiler, Bodycount Film 1 (1971)
> Darsteller, Stab, Plakate, Spoiler, Bodycount Film 2 (1972)