(91) Veröffentlichung: 5.April 2021

USA, 1986 - Kinofassung: 93 min. - FSK 16
Drehzeit: 28.Juni - 10.September 1985
Kinopremiere: USA- 2.Juli 1986; D- 30.Oktober 1986
Originaltitel: Psycho III


Darsteller:
Anthony Perkins als Norman Bates* – Deutsch: Eckart Dux
Diana Scarwid als Maureen Coyle – Deutsch: Simone Brahmann
Jeff Fahey als Duane Duke – Deutsch: Thomas Petruo
Hugh Gillin als Sheriff John Hunt
* – Deutsch: Wolfgang Völz
Roberta Maxwell als Tracy Venable, Reporterin – Deutsch: Hallgard Bruckhaus
Robert Alan Browne als Ralph Statler, Besitzer des Diners
* – Deutsch: ?
Lee Garlington als Myrna, Bedienung im Diner
* – Deutsch: ?
Gary Bayer als Pater Brian, Juliette Cummins als Red, Katt Shea als Patsy Boyle, Angela Ritter als Barfrau,
Patience Cleveland als Ordensschwester Margaret, Karen Hensel als Ordensschwester Catherine, Steve Guevara als Deputy Leo
u.A.

Stimme von „Mutter“ in Deutsch: ? (Original: Virginia Gregg)
*
Schauspieler/in in jeweils gleicher Rolle auch in Teil 2

Rund drei Wochen nach den Ereignissen von „Psycho 2“:

Die junge und an ihrem Glauben verzweifelte Novizin Maureen versucht, sich das Leben zu nehmen, dabei stirbt versehentlich eine Nonne, die ihr zur Hilfe eilen wollte. Maureen wird daraufhin des Klosters verwiesen und als Anhalterin von Duane mitgenommen, der versucht, sie zu vergewaltigen. Sie kann sich von ihm losreissen und entkommen. Wenig später begegnen sich beide in „Bates Motel“ wieder, wo die Heimatlose strandet und er inzwischen eine Stelle als Aushilfskraft angenommen hat (und ein doppeltes Spiel spielt, da er zugleich als Informant für die neugierige Reporterin Venable arbeitet, die das Verschwinden Emma Spool's untersucht, wobei sie Norman- zu Recht,
siehe Teil 2- für den Mörder der offiziell nur Vermissten hält).
Maureen erinnert den immer noch schizophrenen Norman Bates, der weiterhin (oder besser: wieder) von seiner toten Mutter (deren, also Emma Spool's, Leiche, von ihm ausgestopft wurde, so wie er das schon einmal tat) beherrscht wird, stark an sein „Duschenopfer“ aus dem Original, Marion Crane (nicht nur wegen ihrer gleichen Initialen). Angetrieben von „Mutter“, soll er auch Maureen töten. Doch tatsächlich kommt alles, aufgrund eines erneut gescheiterten Selbstmordversuches von Maureen (und von viel, sehr viel Blut im Badezimmer, diesmal aus der Wanne) ganz anders, und mit der Zeit verlieben sich die beiden sogar ineinander, was „Mutter“ natürlich überhaupt nicht gefällt.

Doch daß Norman sich nun „normal“ verhält, das kann man wirklich nicht behaupten. Statt Maureen müssen nun zunächst andere ihr Leben lassen, doch auch sie ist nicht ausser Gefahr, denn „Mutter“ hat ihren Sohn noch lange nicht freigegeben…

Nachdem der direkte Vorgänger dieses Films (1983) ähnlich endete, wie die (dort nicht gezeigte) Vorgeschichte von Alfred Hitchcock’s grandiosem Schwarz/Weiss-Original (Die Mutter aller modernen Thriller) begann, und sich (mit Notman's Tötung seiner Mutter) ein Kreis schloss, beginnt die Handlung dieses dritten Teils fast unmittelbar nach „Psycho 2“. Hatte schon das Finale des Vorgängers gezeigt, daß Norman mitnichten geheilt ist, so lässt Teil 3 von Beginn an keinen Zweifel daran aufkommen (Im Gegensatz zu dem, was die Werbesprüche damals verlautbarten). Doch war Teil 2 fast durchgängig düster und ernst gestaltet worden (und eine mehr als bloss gelungene „22 Jahre später“-Fortsetzung geworden), ging dieser dritte Teil einige neue Wege. Dies wohl vor allem dank Hauptdarsteller Anthony Perkins, der hier erstmals Regie führte (und das inklusive Farbenspielereien á la Argento und origineller Kamerafahrten und -Einstellungen wirklich blendend gemacht hat) und mehrere Ideen (unter anderem auch das Ende des Plots* an sich) zur Handlung beitrug. Er wollte den Film ursprünglich sogar wie das Original in Schwarz/Weiss drehen, konnte das aber nicht gegen die mächtige Produktionsfirma durchsetzen.

Was den Film auch auszeichnet und ihn eben auch im Rahmen der Reihe (weil es dort so wenig vorkommt), so gelungen macht, ist ein in Bildern und Dialogen gelungen berücksichtigter bitterböser, schwarzer Humor (wenn Norman zum Beispiel erwähnt, daß er das Zimmer schon „in einem weitaus schlechteren Zustand gesehen“ habe als nach Maureen's Selbstmordversuch; oder wenn Sheriff Hunt an- was er übersieht; blutigen- Eiswürfeln lutscht, zwischen denen unbemerkt eine Leiche versteckt ist). Versehen mit deutlichen Anspielungen auf die anderen Teile, ist „Psycho 3“ zudem an mancher Stelle selbstironisch und trägt ab und an gar leicht parodistische Züge, wenn er weder den Charakter Norman noch die Handlung immer allzu ernst nimmt. Und trotzdem kommen die Schockeffekte nicht zu kurz und verfehlen auch ihre Wirkung nicht, sind aber eher geschickt eingesetzte Beigaben.

Die Geschichte ist weniger verschachtelt als Teil 2, sie ist somit direkter und hat im Prinzip nur den einen, roten Faden, statt mehrerer die zusammenlaufen. Daher ist der Film auch gute Zwanzig Minuten kürzer als der Vorgänger, er verzichtet auf jedwedes Gestrecke und wird zum
In-der-Kürze-liegt-diesmal-die-Würze-Thriller. Dennoch nimmt er sich Zeit für die anderen Charaktere neben Norman, so dauert es ganze zehn Minuten, bis dieser erstmals auftaucht- Maureen's vorherige Erlebnisse werden ausführlich geschildert, nicht abgehakt, damit man ihr Handeln später besser versteht, und schon hier spielt der bekennende Atheist Perkins mit religiösen Symbolen und Sprüchen (was sich im Film immer mal wiederholen wird, so wenn sich „Mutter“'s Gestalt vor Maureens getrübten Augen in die Jungfrau Maria zu verwandeln scheint, die sie dann ja vor dem Suizid rettet).

Norman Bates ist trotz seiner Taten (der Film lässt auch keinen Zweifel daran, daß er wieder zum Mörder wird) meist eher eine Sympathiefigur, so seltsam das klingt- bewusst
verschont er nämlich die vom Zuschauer liebgewonnene Maureen, gegen den Willen „Mutter“'s. Er kasteit sich gar (auch wieder so eine religiöse Anspielung), um das zu schaffen, denn Maureen ist etwas besonderes für ihn. Auch bemüht er sich im Verlaufe des Geschehens, sich doch und endgültig von „Mutter“ zu lösen, doch wir ahnen- das wird ihm letztlich (natürlich) nicht gelingen, und als ob das nicht reichen würde, straft uns der Film auch noch mit dem tragischsten Ende, das wir uns für Maureen nur denken können.Selten starb eine Hauptfigur so überraschend (Die Ausnahme, an die es irgendwie erinnert und wohl auch erinnern soll: Das „Psycho“-Original), selten aber auch im Kontext des Films so konsequent und leider auch folgerichtig. Ihr schreckliches, so unsinniges Schicksal schockt schliesslich sogar mehr als die Morde, die Norman begeht- wieder keine (bleibende) Frau für Norman (die ihm vielleicht endlich, dauerhaft gegen „Mutter“ hätte helfen könnte)- das erinnert auch an Meg Tilly im Vorgänger, wo nur die Umstände andere waren.

Kurzum: dieser dritte Teil überzeugt und begeistert ebenfalls, und Perkins kann trotz seiner Doppelbelastung schauspielerisch noch eine Schippe drauflegen. Eine Weile hatte es gedauert, bis man ihn zu einer Fortsetzung des Klassikers hatte überreden können, „hing“ doch die Rolle des Norman Bates (trotz mancher anderer schauspielerischer Glanzleistungen in seiner Karriere) zeitlebens wie gleichzeitig Fluch und Segen an ihm. Zum Glück liess er es dann nicht bei Teil 2 bewenden und erfand und inszenierte Norman Bates hier selber ein wenig neu und aufregend, gar mit bis dato unbekanntem Verhalten.
Diana Scarwid gibt glaubwürdig die erst spröde und verletzliche, dann entschlossene Maureen, sie lässt den Zuschauer an ihrer Entwicklung teilhaben, hat dazu auch genügend Spielraum.
Jeff Fahey als eingebildeter Supermacho macht das Beste aus der Rolle, bei der man aber teils nicht ganz schlau daraus wird, welchen (zumal wichtigen) Beitrag zur Handlung er denn nun leistet.
Das gesamte Ensemble, insbesondere Roberta Maxwell als Reporterin und (erneut) Hugh Gillin als Sheriff, unterstützen den Cast hervorragend.


Fazit:
Anthony Perkins sind neue Sichtweisen auf den Charakter Norman Bates und Einblicke in dessen seltsame Psyche zu verdanken, die man gar nicht hoch genug einschätzen kann. Das vor allem macht den Film so gut und zu einer klasse weiteren Fortsetzung- und der „besondere“ Humor, auch bei den „Hommagen“ an das Original und an Teil 2, sowieso.

* Ursprünglich wollte Perkins kein offenes Ende für den Film haben (siehe Spoiler), und zunächst hatte er tatsächlich auch eine andere Version gedreht. Auf Druck der Produktionsgesellschaft musste er aber schliesslich das Ende ändern und neu nachdrehen; die ursprünglichen Aufnahmen wurden vernichtet und leider hat Perkins nie verraten, wie „sein“ Ende ausgesehen hätte.

Stab:
Regie: Anthony Perkins
Drehbuch: Charles Edward Pogue
Unter Verwendung von Charakteren von
Robert Bloch
Kamera: Bruce Surtees
(Assistenz: Michael D.Weldon, Bruce Jones)
Musik: Carter Burwell
Schnitt: David E.Blewitt
(Assistenz: James L.Seidelman)
Ton: Mark Server
Produktionsdesign: Henry Bumstead
Szenenbild: Mickey S.Michaels
Make Up: Mark Reedall
Special Make Up: Michael Westmore
Spezialeffekte: Karl G.Miller, Louis R.Cooper, Danny Lester
Visuelle Effekte: Syd Dutton, Bill Taylor
Regieassistenz: Gary Daigler, Katterli Frauenfelder
Associate Producer: Donald E.Zepfel
Produktion: Hilton A.Green


Spoiler:
Maureen verlässt das Haus, als sie von Norman's Vorleben erfährt, doch schnell kehrt sie zurück, sie hat erkannt, daß es vielleicht doch eine Zukunft für sie und ihn gibt, und sie ist dazu bereit. Es scheint, als ob Norman dazu auch fähig ist, doch das Schicksal will es anders (siehe Besprechung und Bodycount).

Die Reporterin Venable, die sich ins Haus geschlichen hat und von Norman (jetzt als „Mutter“ verkleidet und mit deren Stimme sprechend, siehe Foto- erstmals in der Reihe sehen wir deutlich Norman als „Mutter“ und sehen und hören ihn mit ihrer Stimme sprechend und nicht im Schatten oder Halbdunkel) entdeckt wird, konfrontiert Norman mit der von ihr recherchierten Wahrheit über „Mutter“ Emma Spool (siehe Teil 2): Zwar war Emma tatsächlich Norma Bates' Schwester, doch eben nicht Normans Mutter. Verliebt in Norman's Vater, tötete Emma (und nicht Norma) diesen aus Eifersucht, weil er sich Norma zugewandt hatte, und ihre Geisteskrankheit führte dazu, daß sie sich tatsächlich für Norman's Mutter hielt (das Baby, daß sie selber nicht mit seinem Vater haben konnte).
Norman „ersticht“ daraufhin „Mutter“'s (Emma Spool's) Mumie
(was zunächst fast wie sein Befreiungsschlag wirkt) und verschont Venable, die die Polizei ruft.

Norman wird festgenommen und der von ihm „enttäuschte“ Sheriff Hunt kündigt ihm an, daß er für seine erneuten Morde
(siehe Bodycount) „nun für alle Zeiten eingesperrt werde“. Norman entgegnet, daß er aber (in Bezug auf „Mutter“) „für alle Zeiten frei“ sein werde.
Im Polizeiwagen nimmt Norman, unbemerkt von den Beamten, jedoch die Hand der Mumie aus seiner Jacke und streichelt sie sanft. Er lächelt in die Kamera (Foto unten), uns Zuschauer direkt an,
und wir wissen- nichts ist es mit dem „frei sein“, Norman (In Hitchcock's Original war genau das dadurch verdeutlicht worden, daß Norman am Ende mit Mutter einen inneren Dialog führt und sein Gesicht kurz in ihren Totenschädel übergeblendet wird).
Ende.

Bodycount:
- Vor dem Vorspann (Unfall): Eine Nonne, die Maureen von ihrem Selbstmordversuch abhalten will, stürzt im Glockenturm in den Tod.
-
Minute 41: Red wird von „Mutter“ (also Norman) in der Telefonzelle vor dem Motel erstochen. Duane hatte Red vorher nach ihrem Téte-à-Téte aus seinem Zimmer geworfen.
-
Minute 59: Patsy, Gast im Motel, wird von „Mutter“ (also Norman) in ihrem Zimmer die Kehle durchgeschnitten. Die Leiche entsorgt Norman in der Eistruhe.
-
Minuten 70 bis 75: Norman erschlägt scheinbar Duane mit dessen Gitarre, da dieser Norman erpressen will. Duane hatte die Mumie von Norman's „Mutter“ an sich gebracht und will Geld für sein Schweigen. Als Norman Duane zum Sumpf bringt, wo er die Leiche entsorgen will, stellt sich heraus, daß Duane noch lebt- es kommt zum Kampf und Duane wird von Norman im durch den Kampf verunfallten und nun versinkenden Auto ersäuft. Norman kann auftauchen, im Wasser schwimmt zuvor Red's dort ebenfalls von ihm entsorgte Leiche an ihm vorbei.
-
Minute 78 (Unfall): Maureen fällt die Treppe hinunter, da Norman sie aus seinen Händen gleiten lässt. Maureen stürzt mit dem Nacken in ein hervorstechendes Teil einer Bronzefigur am Treppenabsatz und stirbt.


Weitere Verfilmungen des Stoffes:
Anthony Perkins verkörperte den Charakter Norman Bates bereits im Original von 1960 und 1983 in „Psycho 2“. Ein letztes Mal spielte er ihn dann in dem kammerspielartigen und für das Fernsehen gedrehten „Psycho 4-The Beginning“ (1990; Regie: Mick Garris; Drehbuch: Joseph Stefano- immerhin auch Drehbuchautor des Originals von Hitchcock). Dieser Film enttäuscht und langweilt jedoch auf ganzer Linie und stellt nicht wirklich Bezüge zu seinen unmittelbaren Vorgängern her-
Psycho 4 beschäftigt sich im Gegensatz zu den anderen Fortsetzungen in weiten Teilen mit der Vorgeschichte und den Geschehnissen vor dem Original von 1960, so wird die Persönlichkeit von Normans Mutter sehr detailliert dargestellt. Henry Thomas („E.T.“) spielt den jungen Norman, Olivia Hussey seine Mutter. John Landis tritt als Radiomitarbeiter auf.

Ein zu diesem Zeitpunkt bereits geplanter fünfter Teil konnte aufgrund des Todes von Anthony Perkins im Jahr 1992 dann nicht mehr realisiert werden.

Ein erster Versuch, „Psycho“ als Fernsehserie unter dem Namen „Bates Motel
“ (ohne den Charakter Norman Bates, der hier in einer psychiatrischen Anstalt gestorben war) zu etablieren, war bereits 1987 gescheitert. Bud Cort („Harold und Maude“) spielte hier den Erben von Bates’ Motel, die Serie bezog sich direkt lediglich auf Hitchcock’s Original und liess beide bis dahin entstandenen Fortsetzungen ausser Acht. Da schon der Pilotfilm floppte, kam die Serie schliesslich nie zustande, man muss sagen: leider, weil durchaus angesichts des in weiten Teilen gelungenen Pilotfilms interessante Handlungsverläufe zu erwarten gewesen wären.

Von 2013 bis 2017 erzählte die Fernsehserie  „Bates Motel“ in fünf Staffeln
quasi die Vorgeschichte des Norman Bates (gespielt von Freddie Highmore), allerdings versetzt in die heutige Gegenwart, Letztlich nimmt aber genau das der Serie den „Charme“ des Originals und zu lang ist die Serie allemal geraten.