DAS
HAUS AN DER FRIEDHOFSMAUER*
Italien,
1981 – 86 min. – FSK 18 (seit Mai 2015, vorher
indiziert)
Originaltitel:
Quella
villa accanto al cimitero (Das Haus neben dem Friedhof)
Vorsicht-
im aktuellen Vertrieb ist auch noch eine um fünf Minuten gekürzte
deutsche Version, ebenfalls FSK 18
Drehzeit:
16.März-Mai 1981 in den USA und Rom (Studio)
Kinopremieren:
Italien- 14.August 1981; D- 26.November 1982
*
Korrekter
Titel; Original-Kinotitel grammatikalisch falsch als „...an der
Friedhofmauer“
Englischsprachiger
Titel: The House By The Cemetery; in den USA auch
als:
Zombie Hell House
Die deutsche Kinowiederaufführung 2015 wurde
auch unter dem italienischen Originaltitel beworben
Der
Wissenschaftler Dr.Boyle zieht mit seiner Frau Lucy (Foto oben) und dem
gemeinsamen kleinen Sohn Bob (Foto unter diesem Absatz) nahe Boston in das Haus (ohne
Mauer übrigens, sondern direkt neben
dem Friedhof, wie es auch der Originaltitel aussagt), in
dem sein Kollege Peterson kurz vorher seine Freundin und dann
sich selbst umbrachte. Sowohl soll er Petersons Arbeit fortführen, als auch
herausfinden, was den einst so lebensfrohen Mann zu der Tat trieb-
wobei schnell letzteres im Vordergrund steht. Offenbar verfiel
Peterson dem Wahnsinn, weil er hinter das Gehemnis des Dr.Freudstein,
eines angeblich vor Jahrzehnten verstorbenen Vorbesitzers des Hauses
kam.
Und schon hören die neuen Bewohner seltsame Geräusche, ein lautes
Wehklagen, und es geschieht manch Unheimliches im Hause. Menschen aus
dem Umfeld der Boyles werden dort getötet, doch ihre Leichen
verschwinden spurlos. Ursprung all dessen scheint der Keller zu sein,
und es stellt sich die Frage, ob die Boyles dem allem lebend
entkommen können...
Wenn
es direkt in der ersten Filmminute, noch vor dem Vorspann,
splattertechnisch zur Sache geht, und mit Uptempo die beiden ersten
Opfer (darunter Daniela Doria, die, wie wenig später in des
Regisseurs Meistergiallosplattermix „Der New York Ripper“ auch, hier,
nur viel zu früh, am „schönsten“ schreit und stirbt) die
Leinwand bevölkern und mit ihrem Blut rot färben, dann ist drin
im Film, was draufsteht-
Lucio Fulci. Doch auch, wenn das direkt fesselt und die Tricks (nicht
nur die blutigen, sondern auch wieder mal einer der von Fulci immer
gern genommenen, ekligen „Maden“-Auftritte) überzeugen (was sie
bis auf richtig blöde „Augen im Dunkeln“ im Film- kleines Foto weiter unten- auch weiter
werden)- so ganz schlau draus wird man auch im Rest des Films nicht.
Denn, was man zu Beginn sieht, kann nicht die Peterson'sche
Wahnsinns-Vorgeschichte sein, denn der Ablauf passt nicht. Egal,
hauptsache ein guter Start und mit Schmackes, wenn es diesmal auch
tatsächlich falsche Erwartungen aufs Ganze weckt.
Im weiteren
Verlauf ist es dann nicht gar so schlimm, daß sich zumindest erstmal
(eine gute Dreiviertelstunde lang) alles eher langsam entwickelt, und
sich der Horror mehr aus den Visionen des kleinen Bob, der
Geräuschkulisse und den unwissenden bis vielsagenden Blicken der
Protagonisten ergibt. Denn auch das
kann Fulci eindringlich und in seiner fast typischen Handschrift
inszenieren, und die Spannung aufrecht erhalten, obwohl so oder so
viel vom Plot früh durchschimmert (und das auch für „ungeübte“
Genregucker).
Der Regisseur macht es dem Zuschauer einfach,
sich auf den Film einzulassen, so intensiv wie aber auch einfach
kommt die Geschichte daher, der Horror subtil, oft auch vorhersehbar.
Zumal Lucio Fulci (auch, wie oft, in diesem Film in einer kleinen
Rolle zu sehen) sich diesmal in auffallender Menge an klassischen
Versatzstücken des Horrorgenres „bedient“, ohne daß es in der
(trotz Continuityhumplern) insgesamt kompakten Geschichte peinlich
wird (seien wir mal gnädig, was den Namen „Freudstein“
betrifft, denn so ziemlich jeder Zuschauer wird schon allein deshalb
wissen, woran dieser Doktor da mal gearbeitet hat, zu ähnlich ist
der Name dem des „Kollegen“ Frankenstein, und wer das übersieht,
der wird schon früh mit der Nase draufgestossen).
Da gibt es
den kleinen Jungen Bob mit dem „zweiten Gesicht“, und seine ihn
warnende kleine Freundin Mae (Foto oben mit Bob), die natürlich nur er sehen kann (und
die der Genrekenner nicht nur schnell als tot erkennt, sondern auch
mehr als nur ahnt, daß sie eine besondere Beziehung auch zum „Bösen“
hat); das Horrorhaus mit all seinem „Eigenleben“ und der überall
zu spürenden, fett prankenden Warnung „Geh' bloss nicht in den
Keller runter!“ (was natürlich dennoch dauernd getan wird); dazu
einen Grufteingang im Fussboden (mit der Erklärung, daß man das in
der Gegend früher halt so gemacht hat); und natürlich all die
feinen, kleinen (gerne auch mal einfach als
übersinnlich-übernatürlich gezeigten und daher nicht weiter er-
und/oder aufgeklärten) Ereignisse drumherum.
Fulci und
konventionell (der Mann, der nur zu oft zeigte, was andere sich
nicht trauten)? Der „König der Indizierungen“ zurückhaltend
(Nun, diesmal ofter als in vielen seiner anderen Filme, aber wenn,
dann auch hier immer noch schön mit „Kamera voll draufhalten
lassen“ und ganz und gar nicht Jugendfrei)? Ja, und- seis drum.
Immer noch weitaus besser als vieles, was uns als Horror vorgesetzt
wurde und wird, und meist kurzweilig ohnehin.
Und schliesslich
gibt es ja auch genug liebgewonnenes von Fulci, weder sind Frauen
oder Kinder vor dem Unheil sicher, noch haben wir den grossen Helden,
der sie alle rettet und beschützt, oder irgendwann mal ernsthaft die
Hoffnung, das alles könnte ein durchweg gutes Ende
nehmen.
Catriona MacColl (bekannt aus allen drei Teilen von Fulcis so genannter „Todestrilogie“, siehe unten) macht ihre Sache auch hier ordentlich, wenn sie sich auch manchmal im Sekundentakt nicht entscheiden kann, ob sie nun zu Tode erschreckt oder doch zur mutigen Kampfmaschine geworden ist. Beides jedoch kann sie spielen. Paolo Malco, auch einer von Fulci's Stammschauspielern, kommt diesmal allerdings etwas schäfrig rüber, forscht neben der Spur nach, und braucht schliesslich eine vom Vorgänger Peterson aufgenommene Kassette (MC), um seine Schlüsse zu ziehen. Herrlich Achtziger!
Der kleine Giovanni Frezza als Bob macht seine Sache so ausserordentlich gut, daß man sich nachträglich um seine Entwicklung sorgt, könnte er doch den Inhalt des Films voll verstanden haben. Er (jedoch vom „Ich heirate eine Familie“-Kinderstar Timmo Niessner viel zu brav und „süsslich“ synchronisiert) und seine Freundin Mae verzichten zudem zum Glück auf das in ähnlichen Filmen oft eingesetzte rotzlöffelig-klugscheisserisch-nervige der Kinderdarsteller.
Fazit:
Der wohl über lange Srecken „ruhigste“ Fulci, mit ausgedehnten, fast bedächtigen Kamerafahrten und (verhältnismässig!) wenigem Splatter. Die Musik allerdings passt ob ihrer seltsamen Mischung zwischen Klassik und Synthigedudel nicht dazu, und wenn der Erklärungen für das, was passiert (insbesondere bei der Auflösung) ein bisschen Nachvollziehbarkeit und Logik fehlt oder sie direkt ganz weggelassen werden, ist auch das unangenehm, aber doch hinnehmbar.
Insgesamt empfehlenswert und alles in allem eben ein (aber nicht der beste) Fulci.
Darsteller:
Catriona (hier: Katherine) MacColl als Lucy Boyle – Deutsch: Almut Eggert
Paolo Malco als Dr.Norman Boyle – Deutsch: Frank Glaubrecht
Giovanni Frezza als Bob Boyle – Deutsch: Timmo Niesner
Silvia Collatina als Mae Freudstein, das Mädchen – Deutsch: ?
Ania Pieroni als Ann, Bob's Babysitterin – Deutsch: Rebecca Völz
Dagmar Lassander als Laura Gittleson, Maklerin – Deutsch: ?
Giovanni De Nava als Dr.Freudstein – Keine Sprechrolle
Carlo De Mejo als Mr.Wheatley, Bibliothekar – Deutsch: Andreas Mannkopff
Gianpaolo Saccarola als Daniel Douglas, sein Assistent – Deutsch: ?
John (=Kenneth A.) Olson als Harold, Assistent von Laura Gittleson – Deutsch: ?
Teresa Rossi Passante als Mary Freudstein, Mae's Mutter – Deutsch: ?
Lucio Fulci als Professor Muller, Norman Boyle's Chef – Deutsch: ?
Elmer Johnsson als Friedhofswärter – Deutsch: ?
Daniela Doria als Zweites Opfer – Deutsch: ?
Ranieri Ferrara als Erstes Opfer – Keine Sprechrolle
u.A.
Stab:
Regie: Lucio Fulci
Drehbuch: Dardano Sacchetti, Giorgio Mariuzzo, Lucio Fulci
Story: Alisa Livia Briganti
Kamera: Sergio Salvati
Musik: Walter Rizzati
Schnitt: Vincenzo Tomassi; Assistenz: Pietro Tomassi
Ton: Ugo Celani
Produktionsdesign und Kostüme: Massimo Lentini
Szenenbild: Mariangela Capuano
Make Up/Make Up-Effekte: Giannetto De Rossi, Maurizio Trani; Assistenz: Antonio Maltempo
Spezialeffekte: Giannetto (hier: Gino) De Rossi
Regieassistenz: Roberto Giandalia
Produktion: Fabrizio De Angelis
Lucio Fulci’s “Todestrilogie”:
1980 Ein Zombie hing am Glockenseil
1981 Über dem Jenseits (auch: The Beyond; später: Die Geisterstadt der Zombies)
1981 Das Haus an der Friedhofsmauer