Deutscher Titel: DER NEW YORK RIPPER
Italien, 1982 - Originaltitel: Lo Squartatore di New York
Originallänge (ungeschnitten): 92 min.* - Deutsche FSK: ungeprüft**
Drehzeit: 24.August - Oktober 1981 (in Rom, dort auch Studio, und in New York City)
Kinopremieren: Italien- 4.März 1982; D- 10.Juni 1982
Inhalt/Hintergründe/Bewertung:
Es ist dies nicht einmal der beste Film (wenn auch in vielerlei Hinsicht ein sehr gelungener) von Lucio Fulci, den man nicht ohne gute Gründe gerne als den Meister des italienischen Horror- und harten Kriminalfilms (Giallo genannt) bezeichnet, aber es ist zweifellos sein bekanntester- wenn auch wohl leider hauptsächlich aufgrund der Diskussionen und Kontroversen, die er ausgelöst hat und die bis heute anhalten, und aufgrund der vielfachen, weltweiten Indizierungen (in Großbritannien zum Beispiel liessen die Behörden 1984 alle Kopien des Filmes einsammeln und als besondere Massnahme per Flugzeug nach Italien zurückbringen).
Der Film geht an Grenzen, die es wohl zu seiner Zeit noch mehr gab als selbst heutzutage noch, der Film überschreitet sie sogar. Er zeigt Gewalt in aller Deutlichkeit und Detailfreude des Regisseurs (wenn auch die damalige tricktechnische Ausführung in recht vielen Szenen inzwischen doch veraltet erscheint), was ihm den oft zu hörenden Vorwurf der „Gewaltverherrlichung“ einbrachte, den „Aufsichtsbehörden“ immer nutzten und bis heute gerne verwenden, um Filme selbst für Erwachsene aus dem Verkehr ziehen zu können. Der erwachsene Mensch sollte und soll eben nicht selbst entscheiden (können), was gut für ihn ist und was nicht.
Aber
ist nach der Logik derer, die uns angeblich „schützen“ wollen
vor dem schädlichen Einfluss durch Filme und auch andere Medien,
nicht jeder Mord in einem Fernsehkrimi genau das selbe, jede
Darstellung nicht auch eine Verherrlichung? Ach, ich vergass,
amerikanische Krimis (selten zimperlich bei Gewaltszenen, und das
gilt auch für ungeschnittene
CSI- und CIS- und so weiter-Folgen) werden ja auch heute bei uns
gerne bis zur Inhaltsunverständlichkeit geschnitten, damit man sie
auch im Nachmittagsprogramm versenden kann.
Nicht, daß jemand das falsch versteht, es ist völlig korrekt, solche Filme erst erwachsenen Menschen zugänglich zu machen, aber diese sollten wohl selbst entscheiden dürfen, was sie sehen und sich „zumuten“ können. Hauptsache aber, es darf nicht Zensur heissen, denn die findet ja bekanntlich nicht statt.
Der zweite „grosse“ Vorwurf gegen den Film ist bis heute die angebliche „Frauenfeindlichkeit“ des Filmes. Wohl, weil die Opfer hier ausnahmslos Frauen sind, deren Töten (siehe oben) nun einmal recht „ausgemalt“ (und sicher für den ein oder anderen verstörend direkt) dargestellt wird- von einem auch als solchen bezeichneten „Frauenhasser“. Doch stellt sich da nicht die Frage, ob zum Beispiel auch die Fernsehserie „Criminal Minds“ (wo es, das kann man wohl sagen, viel öfter Frauen als Männer „trifft“) aus gleichem Grund verboten gehört?
Und ist dieser Film (und „Criminal Minds“) dann nicht auch, oder vielleicht gar nur, „Männerfeindlich“, weil doch ein (oder mehrere) Männer „immer“ die „Bösen“ sind?
Ein Thema für sich, ohne Frage, und das wird es wohl auch immer bleiben.
Rein von der Handlung her gesehen ist der „New York Ripper“ eine lupenreine und geradezu minutiös perfekt durchdachte Mischung aus Thriller und Kriminalfilm- ein Giallo, wie er kaum besser gemacht werden kann; Polizist sucht brutalen Frauenmörder (mit verstellter, zwar auch niedlicher, aber sich stets überschlagender Donald Duck-Stimme, wie wir dank seiner, diesen verhöhnenden, Anrufe beim Kommissar wissen), ermittelt, folgt Spuren und (vielen) falschen Fährten, und manch Verdächtigem. Quasi von Minute zu Minute, von Schnitt zu Gegenschnitt, präsentiert Fulci uns den nächsten Verdächtigen (sei es der vom Kommissar zu Hilfe gezogene Psychiater, oder gar der Mann eines der Opfer), erlaubt es sich sogar, den wahren Täter in einer Traumsequenz früh dahinzuzufügen. Und der einzige, den der Kommissar selbst wirklich verdächtigt (Mickey Scellenda, den er zunächst sogar verdächtigen muss)- nun, von dem wissen wir als Zuschauer so gut wie sofort, daß der nur ein Gehilfe des wahren Rippers ist, und der tut uns dann sogar leid, als er deswegen Selbstmord begeht. Schliesslich die (sogar, obwohl Fulci uns den Täter als Hauptverdächtigen erneut auf den Präsentierteller legt, sehr unerwartete und gut geschriebene) Auflösung. In letzter Sekunde kann eine weitere Tat verhindert werden und der Täter kann nicht entkommen (im Prinzip ein oft und gerne genommener Plot, hier aber, obwohl kurz und knapp, selten spannend umgesetzt).
Hier gibt es nichts okkultes, nichts geheimnisvolles und kein übernatürliches Monster. Der Täter ist ein Mensch, sogar einer, der im Laufe des Films, während seiner Auftritte, recht sympathisch herüberkommt, den man ungern überhaupt in Verdacht zieht (obwohl Fulci uns ja dazu drängt) und dessen Enttarnung den Zuschauer wie ein Schlag in die Magengrube trifft. Die Handlung ist ohne Brüche inszeniert und kommt fast ohne die leider viel zu oft in Filmen des Genres gesehenen Logikfehler daher (wer aufpasst, kann dann doch einen bemerkenswerten finden, aber der fällt eher kaum auf und läuft unter „kann und darf jedem mal passieren“).
Wären da nicht die (zugegeben, zahlreichen, und wer es mag der freut sich eben) Schocksequenzen, hätten wir es hier „nur“ mit einem durchgängig im besten Sinne aufregenden und die Spannung haltenden, unterhaltenden Krimi zu tun, dessen Kritiken sich wohl stark im positiven Bereich angesiedelt hätten, doch stattdessen in dem Film immer nur einen „verdammenswerten“ und bösen Splatterfilm sahen- oder gar ein „perverses Machwerk“.
Der Film ist nunmal kein „nur“-Krimi, und man sollte starke Nerven haben, wenn man ihn sich anschaut (außer man besorgt sich die einst in Deutschland erschienene, um insgesamt in Worten achtzehn -in Zahl: 18- Minuten gekürzte und doch immer noch immerhin mit FSK 16 bewertete, damalige VHS-Version. Ich kann leider nicht sagen, ob diese jemals auf DVD erschienen ist, sie lohnt sich aber auch, zumindest für die „zarten Seelchen“).
Der Film punktet mit einer durchgängig exzellenten Besetzung, auch das, auch bei Fulci, leider im Genre nicht selbstverständlich. Vor allem in der Hauptrolle mit dem bei uns eher unbekannten Engländer Jack Hedley (die meisten werden ihn wohl als Bond's Freund Timothy Havelock aus dem James Bond-Film „For Your Eyes Only“, aus zahlreichen Rollen in englischen Fernsehproduktionen oder gar als „After Eight"-Werbeikone in den 1980ern und 1990ern kennen) als vom Leben enttäuschter und frustrierter, ausgebrannter und einsamer Polizist, der kurz vor dem Scheitern an und in seinem Beruf steht, und bei diesem Fall noch einmal bis an seine Leistungsgrenzen gefordert wird. Stets überzeugend in seiner Rolle ist er nicht bereit, aufzugeben, bevor er den Täter gefasst hat, zudem dieser ihn immer weiter persönlich in den Fall mit hineinzieht. Ein exzellenter Mime in einer charakterlich mehr als interessanten Rolle, der leider später auch für die englische End-Fassung nachsynchronisiert wurde, da sein Dialekt den Produzenten letztlich zu "englisch" klang.
Dazu ein perfekt agierendes Ensemble, an vorderster Front Almanta Keller als die vom "Ripper", nachdem sie ihm einmal entkommen konnte, als eines seiner nächsten Opfer auserkorene Fay, und Andrew Painter als ihr um sie besorgter Freund Peter.
Howard Ross als Scellenda braucht insgesamt nur einen (und das späten) Satz, um zu brillieren, die Mimik machts bei ihm, und Paolo Malco als Psychiater bleibt bis zum Schluss undurchschaubar interessant und cool. Selbst die im Genre sonst oft schnell vergessenen „Opfer“-Darsteller haben hier die Zeit, aufzufallen, und kleinste Nebenrollen, wie in der Anfangsszene der „Mann mit Hund“, oder die nervig-schrullige Zeugin Weissburger, bleiben nachhaltig in Erinnerung.
Empfohlen sei hier die deutsch untertitelte, englischsprachige Version (Die italienischen Schauspieler wurden hier fast ausnahmslos englisch nachsynchronisiert). Die deutsche Synchronfassung ist, wie bei vielen der Achtziger-Splatterfilme aus Italien, eher mau, weil damals leider etwas nachlässig, weil zu hopplahopp angefertigt, und auch auf neueren Veröffentlichungen zumeist tontechnisch schwach, weil inzwischen auch nicht remastert. Auch die rockpoppig, fast beschwingte, und trotzdem passende Musik leidet darunter. Das oft (wohl aufgrund der schlechten Tapebearbeitung) etwas zu dunkle Bild kann man gerade so hinnehmen.
Fazit:
Ein Muss nicht nur für Splatterfreunde und ein absoluter Klassiker des Genres.
Ein Film, von dessen Anschauen man sich nicht abhalten lassen sollte, wenn man gute Thriller und Krimis mag, aber so viel negatives wegen seiner „Brutalität“ gehört hat.
Kein Film für Anhänger der FSK und Zartbesaitete, ausser man hat es „raus“, wann man wegschauen muss.
Zu Recht allerdings absolutes Jugendverbot!
Darsteller:
Jack Hedley (als Lieutenant Fred Williams) -Deutsch: Norbert Gastell
Almanta Suska (unter dem Namen Almanta Keller; als Fay Majors) -Deutsch: ?
Howard Ross (als Mickey Scellenda) -Deutsch: ?
Andrea Occhipinti (unter dem Namen Andrew Painter; als Peter Bunch) -Deutsch: Hans-Georg Panczak
Alexandra Delli Colli (als Jane Lodge) -Deutsch: Helga Trümper
Cosimo Cinieri (unter dem Namen Laurence Welles, als Dr.Lodge, Janes Mann) -Deutsch: Erik Schumann
Paolo Malco (als Dr.Paul Davis, Psychiater) -Deutsch: Frank Engelhardt
Lucio Fulci (als Polizeichef) -Deutsch: Paul Bürks
Daniela Doria (als Kitty) -Deutsch: ?
Chiara Ferrari (als Susy) -Deutsch: ?
Giordano Ferzoni (als Pathologe) -Deutsch: Bruno W.Pantel
Babette New (als Misses Weissburger) -Deutsch: ?
Sal Carollo (als Mann mit Hund) -Deutsch: ?
Cinzia de Ponti (als Opfer auf Fähre) -Deutsch: Marion Hartmann
u.A.
Regie: Lucio Fulci
Drehbuch und Story: Lucio Fulci, Gianfranco Clerici, Vincenzo Mannini
Mitarbeit am Drehbuch: Dardano Sacchetti
Kamera: Luigi Kuveiller
Musik: Francesco De Masi
Schnitt: Vincenzo Tomassi
Produktionsdesign und Kostüme: Massimo Lentini
Bauten: Fabio Traversari, Roberto Pace
Regieassistenz: Roberto Giandalia
Make Up: ManlioRocchetti, Luigi Rocchetti, Franco Di Girolamo, Rosario Prestopino
Produktion: Fabrizio deAngelis, Lucio Fulci
* In den deutschen Kinos startete der Film in einer um fünf Minuten gekürzten Version, es wurde aber der ungeschnittene Film synchronisiert, wodurch es heute ungekürzte deutschsprachige DVD-/Blu Ray- Veröffentlichungen, auch unter dem Titel "Der Schlitzer von New York", gibt.
** Der Film wurde zum Kinostart nicht von der FSK geprüft (dieser nicht vorgelegt). Erst 1986 wurde der Film anhand einer Videoveröffentlichung vom Amtsgericht München (Aktenzeichen 451 Ds 465 b Js 174719/86) wegen „Gewaltverherrlichung“ bundesweit beschlagnahmt und verboten.
Mangels bisheriger erneuter Vorlage des Filmes bei der deutschen FSK-Stelle darf der ungekürzte Film nicht in Deutschland vertrieben werden (zu Bezugsquellen und derzeitiger Rechtslage in Deutschland siehe bei den Links).
Bekannt ist (anhand von Szenenfotos, die auf einer japanischen DVD-Veröffentlichung auftauchten), daß die Mordszene an Kitty, einer Prostituierten und Freundin des Kommissars (in der zweiten Hälfte des Films), ursprünlich länger und noch weitaus detaillierter war, als sie schliesslich im Film gezeigt wird (bis heute umstritten und berühmt-berüchtigt: die Szenen des Brustwarzen- und Augapfelzerschneidens). Es ist unbekannt, warum ausgerechnet diese Sequenzen schon vor dem Kinostart der Schere zum Opfer fielen, und ob noch andere Splatterszenen ebenso nicht veröffentlicht wurden. Lucio Fulci hat sich zu diesem Thema nie geäussert.
Spoiler:
Peter Bunch ist der Ripper. Nachdem seine kleine Tochter Susy an Krebs erkrankt war, liess seine Frau/ihre Mutter die beiden im Stich und zog nach Europa. Dadurch wurde er zum Frauenhasser und schliesslich zum grausamen Ripper. Die Donald Duck-Stimme benutzte er, weil seine Tochter, wenn ihr so Geschichten vorgelesen wurden, darauf fröhlich reagierte.
Der Film endet damit, daß Lieutenant Williams Peter in Notwehr erschiesst, als dieser auch Fay ermorden will.
Von den Schlusssequenzen gibt es sogar ein verräterisches (italienisches) Aushangfoto.
Bodycount:
1. Aus dem Hudson-River wird das erste Opfer geborgen (Anfangsszene: „Mann mit Hund“ findet Leichenteile).
2. Der Ripper ersticht eine Frau auf der Fähre nach Long Island.
3. Mit einer abgebrochenen Flasche ermordet der Ripper die „Darstellerin“ einer Livesex-Show.
4. Jane Lodge wird, nachdem sie Sex mit Mickey Scellenda hatte, vom Ripper in einem Hotelzimmer erstochen.
5. Der Ripper tötet Kitty, während Williams dem live am Telefon zuhören muss.
6. Scellendas Leiche wird aufgefunden. Er hat sich (so wird es im Film erwähnt) auf der Flucht vor der Polizei selbst getötet.
7. Williams erschiesst Peter (siehe Spoiler).
Logikfehler:
Es bleibt völlig unerklärt, woher Peter Burch von Kitty, und wo diese wohnt, weiss.
Nicht, daß jemand das falsch versteht, es ist völlig korrekt, solche Filme erst erwachsenen Menschen zugänglich zu machen, aber diese sollten wohl selbst entscheiden dürfen, was sie sehen und sich „zumuten“ können. Hauptsache aber, es darf nicht Zensur heissen, denn die findet ja bekanntlich nicht statt.
Der zweite „grosse“ Vorwurf gegen den Film ist bis heute die angebliche „Frauenfeindlichkeit“ des Filmes. Wohl, weil die Opfer hier ausnahmslos Frauen sind, deren Töten (siehe oben) nun einmal recht „ausgemalt“ (und sicher für den ein oder anderen verstörend direkt) dargestellt wird- von einem auch als solchen bezeichneten „Frauenhasser“. Doch stellt sich da nicht die Frage, ob zum Beispiel auch die Fernsehserie „Criminal Minds“ (wo es, das kann man wohl sagen, viel öfter Frauen als Männer „trifft“) aus gleichem Grund verboten gehört?
Und ist dieser Film (und „Criminal Minds“) dann nicht auch, oder vielleicht gar nur, „Männerfeindlich“, weil doch ein (oder mehrere) Männer „immer“ die „Bösen“ sind?
Ein Thema für sich, ohne Frage, und das wird es wohl auch immer bleiben.
Rein von der Handlung her gesehen ist der „New York Ripper“ eine lupenreine und geradezu minutiös perfekt durchdachte Mischung aus Thriller und Kriminalfilm- ein Giallo, wie er kaum besser gemacht werden kann; Polizist sucht brutalen Frauenmörder (mit verstellter, zwar auch niedlicher, aber sich stets überschlagender Donald Duck-Stimme, wie wir dank seiner, diesen verhöhnenden, Anrufe beim Kommissar wissen), ermittelt, folgt Spuren und (vielen) falschen Fährten, und manch Verdächtigem. Quasi von Minute zu Minute, von Schnitt zu Gegenschnitt, präsentiert Fulci uns den nächsten Verdächtigen (sei es der vom Kommissar zu Hilfe gezogene Psychiater, oder gar der Mann eines der Opfer), erlaubt es sich sogar, den wahren Täter in einer Traumsequenz früh dahinzuzufügen. Und der einzige, den der Kommissar selbst wirklich verdächtigt (Mickey Scellenda, den er zunächst sogar verdächtigen muss)- nun, von dem wissen wir als Zuschauer so gut wie sofort, daß der nur ein Gehilfe des wahren Rippers ist, und der tut uns dann sogar leid, als er deswegen Selbstmord begeht. Schliesslich die (sogar, obwohl Fulci uns den Täter als Hauptverdächtigen erneut auf den Präsentierteller legt, sehr unerwartete und gut geschriebene) Auflösung. In letzter Sekunde kann eine weitere Tat verhindert werden und der Täter kann nicht entkommen (im Prinzip ein oft und gerne genommener Plot, hier aber, obwohl kurz und knapp, selten spannend umgesetzt).
Hier gibt es nichts okkultes, nichts geheimnisvolles und kein übernatürliches Monster. Der Täter ist ein Mensch, sogar einer, der im Laufe des Films, während seiner Auftritte, recht sympathisch herüberkommt, den man ungern überhaupt in Verdacht zieht (obwohl Fulci uns ja dazu drängt) und dessen Enttarnung den Zuschauer wie ein Schlag in die Magengrube trifft. Die Handlung ist ohne Brüche inszeniert und kommt fast ohne die leider viel zu oft in Filmen des Genres gesehenen Logikfehler daher (wer aufpasst, kann dann doch einen bemerkenswerten finden, aber der fällt eher kaum auf und läuft unter „kann und darf jedem mal passieren“).
Wären da nicht die (zugegeben, zahlreichen, und wer es mag der freut sich eben) Schocksequenzen, hätten wir es hier „nur“ mit einem durchgängig im besten Sinne aufregenden und die Spannung haltenden, unterhaltenden Krimi zu tun, dessen Kritiken sich wohl stark im positiven Bereich angesiedelt hätten, doch stattdessen in dem Film immer nur einen „verdammenswerten“ und bösen Splatterfilm sahen- oder gar ein „perverses Machwerk“.
Der Film ist nunmal kein „nur“-Krimi, und man sollte starke Nerven haben, wenn man ihn sich anschaut (außer man besorgt sich die einst in Deutschland erschienene, um insgesamt in Worten achtzehn -in Zahl: 18- Minuten gekürzte und doch immer noch immerhin mit FSK 16 bewertete, damalige VHS-Version. Ich kann leider nicht sagen, ob diese jemals auf DVD erschienen ist, sie lohnt sich aber auch, zumindest für die „zarten Seelchen“).
Der Film punktet mit einer durchgängig exzellenten Besetzung, auch das, auch bei Fulci, leider im Genre nicht selbstverständlich. Vor allem in der Hauptrolle mit dem bei uns eher unbekannten Engländer Jack Hedley (die meisten werden ihn wohl als Bond's Freund Timothy Havelock aus dem James Bond-Film „For Your Eyes Only“, aus zahlreichen Rollen in englischen Fernsehproduktionen oder gar als „After Eight"-Werbeikone in den 1980ern und 1990ern kennen) als vom Leben enttäuschter und frustrierter, ausgebrannter und einsamer Polizist, der kurz vor dem Scheitern an und in seinem Beruf steht, und bei diesem Fall noch einmal bis an seine Leistungsgrenzen gefordert wird. Stets überzeugend in seiner Rolle ist er nicht bereit, aufzugeben, bevor er den Täter gefasst hat, zudem dieser ihn immer weiter persönlich in den Fall mit hineinzieht. Ein exzellenter Mime in einer charakterlich mehr als interessanten Rolle, der leider später auch für die englische End-Fassung nachsynchronisiert wurde, da sein Dialekt den Produzenten letztlich zu "englisch" klang.
Dazu ein perfekt agierendes Ensemble, an vorderster Front Almanta Keller als die vom "Ripper", nachdem sie ihm einmal entkommen konnte, als eines seiner nächsten Opfer auserkorene Fay, und Andrew Painter als ihr um sie besorgter Freund Peter.
Howard Ross als Scellenda braucht insgesamt nur einen (und das späten) Satz, um zu brillieren, die Mimik machts bei ihm, und Paolo Malco als Psychiater bleibt bis zum Schluss undurchschaubar interessant und cool. Selbst die im Genre sonst oft schnell vergessenen „Opfer“-Darsteller haben hier die Zeit, aufzufallen, und kleinste Nebenrollen, wie in der Anfangsszene der „Mann mit Hund“, oder die nervig-schrullige Zeugin Weissburger, bleiben nachhaltig in Erinnerung.
Empfohlen sei hier die deutsch untertitelte, englischsprachige Version (Die italienischen Schauspieler wurden hier fast ausnahmslos englisch nachsynchronisiert). Die deutsche Synchronfassung ist, wie bei vielen der Achtziger-Splatterfilme aus Italien, eher mau, weil damals leider etwas nachlässig, weil zu hopplahopp angefertigt, und auch auf neueren Veröffentlichungen zumeist tontechnisch schwach, weil inzwischen auch nicht remastert. Auch die rockpoppig, fast beschwingte, und trotzdem passende Musik leidet darunter. Das oft (wohl aufgrund der schlechten Tapebearbeitung) etwas zu dunkle Bild kann man gerade so hinnehmen.
(Machts als Schauspieler zwar kurz, aber auch eine gute Figur) |
Fazit:
Ein Muss nicht nur für Splatterfreunde und ein absoluter Klassiker des Genres.
Ein Film, von dessen Anschauen man sich nicht abhalten lassen sollte, wenn man gute Thriller und Krimis mag, aber so viel negatives wegen seiner „Brutalität“ gehört hat.
Kein Film für Anhänger der FSK und Zartbesaitete, ausser man hat es „raus“, wann man wegschauen muss.
Zu Recht allerdings absolutes Jugendverbot!
Darsteller:
Jack Hedley (als Lieutenant Fred Williams) -Deutsch: Norbert Gastell
Almanta Suska (unter dem Namen Almanta Keller; als Fay Majors) -Deutsch: ?
Howard Ross (als Mickey Scellenda) -Deutsch: ?
Andrea Occhipinti (unter dem Namen Andrew Painter; als Peter Bunch) -Deutsch: Hans-Georg Panczak
Alexandra Delli Colli (als Jane Lodge) -Deutsch: Helga Trümper
Cosimo Cinieri (unter dem Namen Laurence Welles, als Dr.Lodge, Janes Mann) -Deutsch: Erik Schumann
Paolo Malco (als Dr.Paul Davis, Psychiater) -Deutsch: Frank Engelhardt
Lucio Fulci (als Polizeichef) -Deutsch: Paul Bürks
Daniela Doria (als Kitty) -Deutsch: ?
Chiara Ferrari (als Susy) -Deutsch: ?
Giordano Ferzoni (als Pathologe) -Deutsch: Bruno W.Pantel
Babette New (als Misses Weissburger) -Deutsch: ?
Sal Carollo (als Mann mit Hund) -Deutsch: ?
Cinzia de Ponti (als Opfer auf Fähre) -Deutsch: Marion Hartmann
u.A.
Regie: Lucio Fulci
Drehbuch und Story: Lucio Fulci, Gianfranco Clerici, Vincenzo Mannini
Mitarbeit am Drehbuch: Dardano Sacchetti
Kamera: Luigi Kuveiller
Musik: Francesco De Masi
Schnitt: Vincenzo Tomassi
Produktionsdesign und Kostüme: Massimo Lentini
Bauten: Fabio Traversari, Roberto Pace
Regieassistenz: Roberto Giandalia
Make Up: ManlioRocchetti, Luigi Rocchetti, Franco Di Girolamo, Rosario Prestopino
Produktion: Fabrizio deAngelis, Lucio Fulci
* In den deutschen Kinos startete der Film in einer um fünf Minuten gekürzten Version, es wurde aber der ungeschnittene Film synchronisiert, wodurch es heute ungekürzte deutschsprachige DVD-/Blu Ray- Veröffentlichungen, auch unter dem Titel "Der Schlitzer von New York", gibt.
** Der Film wurde zum Kinostart nicht von der FSK geprüft (dieser nicht vorgelegt). Erst 1986 wurde der Film anhand einer Videoveröffentlichung vom Amtsgericht München (Aktenzeichen 451 Ds 465 b Js 174719/86) wegen „Gewaltverherrlichung“ bundesweit beschlagnahmt und verboten.
Mangels bisheriger erneuter Vorlage des Filmes bei der deutschen FSK-Stelle darf der ungekürzte Film nicht in Deutschland vertrieben werden (zu Bezugsquellen und derzeitiger Rechtslage in Deutschland siehe bei den Links).
Bekannt ist (anhand von Szenenfotos, die auf einer japanischen DVD-Veröffentlichung auftauchten), daß die Mordszene an Kitty, einer Prostituierten und Freundin des Kommissars (in der zweiten Hälfte des Films), ursprünlich länger und noch weitaus detaillierter war, als sie schliesslich im Film gezeigt wird (bis heute umstritten und berühmt-berüchtigt: die Szenen des Brustwarzen- und Augapfelzerschneidens). Es ist unbekannt, warum ausgerechnet diese Sequenzen schon vor dem Kinostart der Schere zum Opfer fielen, und ob noch andere Splatterszenen ebenso nicht veröffentlicht wurden. Lucio Fulci hat sich zu diesem Thema nie geäussert.
Spoiler:
Peter Bunch ist der Ripper. Nachdem seine kleine Tochter Susy an Krebs erkrankt war, liess seine Frau/ihre Mutter die beiden im Stich und zog nach Europa. Dadurch wurde er zum Frauenhasser und schliesslich zum grausamen Ripper. Die Donald Duck-Stimme benutzte er, weil seine Tochter, wenn ihr so Geschichten vorgelesen wurden, darauf fröhlich reagierte.
Der Film endet damit, daß Lieutenant Williams Peter in Notwehr erschiesst, als dieser auch Fay ermorden will.
Von den Schlusssequenzen gibt es sogar ein verräterisches (italienisches) Aushangfoto.
Bodycount:
1. Aus dem Hudson-River wird das erste Opfer geborgen (Anfangsszene: „Mann mit Hund“ findet Leichenteile).
2. Der Ripper ersticht eine Frau auf der Fähre nach Long Island.
3. Mit einer abgebrochenen Flasche ermordet der Ripper die „Darstellerin“ einer Livesex-Show.
4. Jane Lodge wird, nachdem sie Sex mit Mickey Scellenda hatte, vom Ripper in einem Hotelzimmer erstochen.
5. Der Ripper tötet Kitty, während Williams dem live am Telefon zuhören muss.
6. Scellendas Leiche wird aufgefunden. Er hat sich (so wird es im Film erwähnt) auf der Flucht vor der Polizei selbst getötet.
7. Williams erschiesst Peter (siehe Spoiler).
Logikfehler:
Es bleibt völlig unerklärt, woher Peter Burch von Kitty, und wo diese wohnt, weiss.