(72) Veröffentlicht: 27.Juni 2020

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Originaltitel (gem.Vorspann): Pit And The Pendulum (Die Grube und das Pendel)
USA, 1961 – 80 min. – FSK 12 (seit 2018; vorher FSK 18)

Basierend auf der Kurzgeschichte „The Pit And The Pendulum“
von Edgar Allan Poe, 1842

Drehzeit: 4.-19.Januar 1961/Budget: 200.000 US-Dollar (Nicht Inflationsbereinigt)
Kinopremieren: USA- 23.August 1961; D- 31.Dezember 1963
 



Im Spanien des 16.Jahrhunderts:
Don Nicholas Medina, der als Kind mit ansehen musste, wie sein Onkel zu Tode gefoltert und seine Mutter lebendig eingemauert wurde- von Nicholas' Vater, als Bestrafung für den gemeinsamen Ehebruch der beiden- muss nun auch noch den plötzlichen Tod seiner Frau Elizabeth verkraften. Trotz der Fürsorge durch seine Schwester Catherine und der Behandlung durch seinen Arzt und Freund Dr.Leon, quälen Nicholas nun ständig Wahnvorstellungen, daß seine geliebte Frau lebendig begraben wurde
(Eines der Hauptmotive Poe's, das im nächsten Film der Reihe eine noch grössere Rolle spielen wird). So hört er auch des öfteren ihre Stimme und ihr Cembalospiel.
Nachdem Francis Barnard, Nicholas' Schwager, dem die Umstände des Todes seiner Schwester nicht geheuer erscheinen, auf dem Schloss der Medinas eintrifft
(Foto oben), um Nachforschungen anzustellen, kommt es zu seltsamen und unheimlichen Vorfällen, die auffällig oft in direkter Verbindung mit der alten Folterkammer des Schlosses zu stehen scheinen (in der, wie sich herausstellt, Elizabeth „vor Angst“ starb, und nicht an einer Blutvergiftung, wie es zuvor hiess).
Um Nicholas zu beruhigen, öffnet man Elizabeth's Sarg, doch erkennt man an der darin befindlichen Leiche, daß sie tatsächlich lebendig begraben wurde. Die Ereignisse eskalieren...



Auch die zweite Corman'sche (freie, aber respektvolle) Umsetzung einer (sehr kurzen) Vorlage von Edgar Allan Poe hat ihren Anteil an dem guten Ruf, den die Filmreihe bis heute geniesst, und das, obwohl sich die Filmhandlung insgesamt recht weit von der Vorlage entfernt- dort nämlich steht ein Gefangener der Inquisition und seine Folterung im Mittelpunkt. Letztlich hat Drehbuchautor Matheson geschickt und fehlerfrei eine neue (und längere, ausführlichere) Geschichte rund um den schaurigen Höhepunkt herum, doch in der klassischen Art eines Poe, verfasst. So oder so aber verraten der Titel, und noch mehr die Bewerbung des Films, bereits den Höhepunkt der geschilderten Ereignisse, da das Foltergerät erst im langen, aufsehenerregenden Finale zum Einsatz kommt.
Trotz einiger Parallelen zum Vorgängerfilm ist „Das Pendel...“ tatsächlich noch eine Spur schauderiger geraten, noch konsequenter furchteinflössend und noch einen Hauch mehr auf den Punkt gebracht (und damit vielleicht sogar der beste Film der gesamten Reihe). Dazu entwickelt sich die Geschichte in ihrer latenten Atmosphäre des Unheimlichen schnell voran, grosse Geheimnisse werden bald gelüftet und erzählt, und mit Nebensächlichkeiten wird sich schonmal gar nicht aufgehalten.
Schon Francis' Ankunft ist der aus dem Vorgängerfilm (sicherlich gewollt) ähnlich, und eine ebensolche deutliche Ankündigung durch die wortlose Weigerung des Kutschers, nahe an die Burg zu fahren, so daß Francis den Rest des Weges zu Fuss gehen muss. Der dadurch ruhige, Francis quasi begleitende Vorspann (nur durch Klänge unterlegt, die sich erst später in die düstere, stets passende Musik hinein-steigern) macht nur umso deutlicher bewusst, daß ihm und den anderen Protagonisten nichts gutes bevorsteht.
Auch hier ist der Besucher nicht willkommen, bekommt Unwahrheiten gesagt (die sich, wie erwähnt, schnell als solche herausstellen), und gegenseitiges Misstrauen beherrscht die Szenerie. Und natürlich der (fortschreitende) Wahn der Hauptperson Nicholas Medina, insbesondere auch seine ihn geradezu verzehrende Furcht davor, mindestens Mit-Schuld am Tod seiner Frau zu sein.
Erneut setzt Corman gelungen auf nur einen Schauplatz, wiederum eine Burg, und selbst der (für ihn typische und immens effektive, Budgetsparende) Wiedereinsatz (perfekt gearbeiteter und ausstaffierter) zahlreicher Kulissen (selbst des Moores, des Schlossinneren und der Geheimgänge) und von Requisiten (bis hin zu den Betten) aus dem ersten Werk der Reihe können diesem Meisterwerk nichts anhaben oder ihm etwas von seiner trotz all der Äusserlichkeiten vorhandenen Individualität nehmen.
Corman spielt mit den Möglichkeiten der Farbpalette, von in blau-lila gehaltenen Rückblenden (teilweise im Weichzeichnermodus, der ihnen jedoch nichts von den Grausamkeiten nimmt oder sie gar verklärt) bis zu zerfliessendem Farbenspektakel, mit Leben erfüllt durch die markante und dynamische Bebilderung von Floyd Crosby und den knappen Schnitt.



Antony Carbone
Vincent Price zelebriert geradezu einen herrlich übertrieben-divenhaften und vor Selbstmitleid zerfliessenden Nicholas, der mal vor sich hin schweigt, mal seinem Besucher ermüdende Monologe hält, die immer einen Schuss schwarzen Humors in sich haben. Er ist dann noch besonders stark, wenn man den Wahn an und in ihm erkennt. Oder ist der etwa nur gespielt, und er hält alle zum Narren, weil er seine Frau ermordet hat- oh, jawohl, selbst das traut der Zuschauer (und auch Francis) ihm zu, und alles das packt er in seinen Charakter, und in die relativ kurze Zeit, bis wir die Wahrheit erkennen (dürfen und müssen).
Neben ihm glänzt Barbara Steele selbst mit spätem Auftritt (von schweigenden Rückblenden abgesehen) und eher kleiner Rolle; für die anderen Schauspieler bleibt da (trotz guter Leistungen zwischen Luana Anders' Liebreiz, John Kerr's Entschlossen- und Antony (ohne h) Carbone's früh zu vermutender Verschlagenheit) kaum mehr wirklich Platz, um aufzufallen.


Fazit:
Grossartige Poe-Verfilmung (trotz des
mehr oder weniger), ein Rundum-Gruselgenuss. Oft fokussiert auf die Charaktere und ihr Handeln, aber immer wieder mit Gänsehauteinlagen und toll getimten und getricksten Schockeffekten (vor allem die Leiche im Sarg). Durchweg fesselnd.


Leider ist der Ton der deutschen Synchronisation recht leise erhalten, doch inhaltlich und sprechertechnisch top.

Darsteller:
Vincent Price als Don Nicholas Medina/Sebastian Medina, sein Vater – Deutsch: Curt Ackermann
Barbara Steele als Elizabeth Medina, Nicholas' Frau – Deutsch: Ilse Kiewiet
John Kerr als Francis Barnard, ihr Bruder – Deutsch: Eckart Dux
Luana Anders als Catherine Medina, Nicholas' Schwester – Deutsch: Renate Heilmeyer
Antony Carbone als Dr.Charles Leon, Nicholas' Freund und Arzt – Deutsch: Gert Günter Hoffmann
Patrick Westwood als Maximilian, Diener der Medinas – Deutsch: Rainer Brandt
Lynne Bernay als Maria, Dienstmädchen der Medinas – Deutsch: ?
u.A.


Stab:
Regie und Produktion: Roger Corman
Drehbuch: Richard Matheson
Kamera: Floyd Crosby
Musik: Les Baxter
Schnitt: Anthony Carras
Ton: Roy Meadows
Produktionsdesign: Daniel Haller
Bauten: Ross Hahn
Szenenbild: Harry Reif
Make Up: Ted Coodley
Kostüme: Marjorie Corso
Spezialeffekte: Pat Dinga
Visuelle Effekte: Tom Matsumoto, Ray Mercer
Hintergrundmalereien: Albert Whitlock
Regieassistenz: Jack Bohrer
Produktionsleitung: Bartlett A.Carré
Executive Producers: James H.Nicholson, Samuel Z.Arkoff
 

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