(67) Veröffentlicht: 26.Mai 2020

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TV-Titel in D: Der Untergang des Hauses Usher
Originaltitel: House Of Usher
Titel in GB: The Fall Of The House Of Usher
USA, 1960 – Originallänge: 79 min. – FSK 16

Basierend auf der Kurzgeschichte „The Fall Of The House Of Usher“
von Edgar Allan Poe, 1839

Drehzeit: 13.-28.Januar 1960/Budget: 350.000 US-Dollar (Nicht Inflationsbereinigt)
Kinopremieren: USA- 18.Juni 1960; D- 21.September 1961
2005 wurde dieser Film in die US-amerikanische National Film Registry aufgenommen, einer Liste von Filmen, die von Fachleuten als besonders erhaltens- und schützenswert angesehen werden.

Da sieht man schon- hier ist niemand willkommen!

Roderick Usher ist seit jeher davon überzeugt, daß ein Fluch seine Familie seit Generationen heimsucht und alle Angehörigen irgendwann in den Wahnsinn trieb und weiterhin treiben wird. So hat er sich seinem kommenden Schicksal ergeben und lebt abgeschieden, nur mit seiner Schwester Madeline und dem Butler Bristol, im Schloss der Familie, das er dennoch selbst als „Hort des Bösen“, umgeben vom „Geruch der Verwesung“, bezeichnet. Als der Verlobte seiner Schwester, Philip Winthrop, eintrifft, um seine Liebste mit sich zu nehmen (wobei im Film nicht schlüssig erklärt wird, warum Madeline, die sich ansonsten zumeist auch nicht gerade allzu lebenslustig verhält, überhaupt eine Zeit lang „ausser Hauses“ war und Philip- wie dieser einmal sagt, mit „lebensfroher“ Laune- kennenlernen konnte), will Roderick das auf keinen Fall zulassen. Er will, daß die Ushers mit ihm und seiner Schwester aussterben.
Um Winthorp zur Abreise zu überreden, erzählt Roderick ihm vom Fluch, und dem Schicksal seiner Familie, warnt ihn eindrücklich vor der Verbindung mit Madeline. Doch Philip will Madeline aus ihrer Umgebung „befreien“ und lässt sich weder von Roderick noch von dem stets bedrohlich wackelndem Schloss davon abbringen. Auch offensichtliche „Anschläge“ auf sein Leben schrecken Philip nicht.
Erst, als Madeline eines Abends nach einem Streit mit ihrem Bruder plötzlich stirbt, muss er aufgeben und will abreisen. Doch sieht er nicht (im Gegensatz zu Roderick, der ihm dies bewusst verschweigt), daß Madeline sich in ihrem Sarg bewegt...


Vincent Price gibt es kaum besser als hier!

Für die erste seiner schliesslich insgesamt sieben Verfilmungen nach Werken von Edgar Allan Poe wählte Roger Corman eine dessen wohl bekanntesten Kurzgeschichten, die er gelungen als (doch nie zu) dialogreiches Kammerspiel (Einziger Handlungsort ist das Schloss der Ushers; ausser Statisten als Geister in einer Traumsequenz treten nur vier Darsteller auf) umsetzte. Ungewohnt für Corman, der oft schon damals eher für Action und zumeist einfache Handlungsflüsse bekannt war, gelang es ihm, auch, wenn er sich grosse Freiheiten gegenüber der Handlung der Vorlage nahm (so kommen dort die von Roderick erzählten, schaurigen „Vorgeschichten“ der Usher'schen Ahnen gar nicht vor), einen kompakten, eindringlichen und stets atmosphärisch dichten Grusler ganz im Sinne Poe's und in düsterer Gothicmanier abzuliefern.
Fast sachlich und zumeist bewusst ruhig (auch im Ton, ganz im Sinne Rodericks, der sehr krachempfindlich ist) erzählt der Film, doch stets erkennbar auf ein unabwendbares und schreckliches Ende hinzulaufend, seine Geschichte und verzichtet lange auf Schockmomente. Für den Grusel reichen anfangs, zudem teils beiläufig-beobachtend bebildert, ein auf Philip hinabstürzender Kronleuchter, ein morsches Gebäude, klappernde Türen, seltsame Geräusche und gequältes Raunen von Stimmen im Dunkeln. Doch der Zuschauer weiss schnell, daß dies ganz sicher nur der Anfang ist.

Die Innenkulissen des Schlosses, welches ja schon bessere Tage gesehen hat, sind gerade wegen ihrer teilweisen „Vergammelung“ und des vielen Staubes beeindruckend, das Set detailreich aber schlicht, jedoch keinesfalls mit Studiotouch. Eine besondere Erwähnung verdienen die überbunt-hässlichen Ahnenfratzen-Gemälde, die extra für den Film von Burt Shonberg erschaffen wurden.
Auch die Anfangssequenz mit Philip's Ankunft durch Nebel und Morast wirkt, vor allem dank der Hintergrundzeichnungen (vom Hitchcock-Stammmitarbeiter Albert Whitlock) absolut realistisch. Das hat
Hammer-Niveau, wo man es eben ebenso verstand, mit relativ wenigen (Geld-)Mitteln eine phantastische, kleine eigene (Film-)Welt zu erschaffen. Corman verzichtet auffällig auf zu viel Dunkelstich und legt Wert auf eine Szenenbeleuchtung, die bis in die Kleinigkeiten nichts übersehen lässt. Zum Glück hat sich die Bildqualität des Films ebenso wie der Ton bis heute gehalten und wurde erhalten.
Unaufdringliche, aber gleichzeitig unheimliche Musik unterstreicht den positiven Gesamteindruck.

Vincent Price spielt den Roderick nicht nur herausragend, er haucht ihm echtes Leben ein, in jeder Szene, mit jeder Nuance, ein typischer Bösewicht ist der nicht. Er ist launisch, unberechenbar, dem absoluten Wahnsinn (mindestens) nahe, wenn ihm nicht schon verfallen, doch dann spielt er auch mal sensibel die Laute, Er ist sinnesempfindlich, schmerzerfüllt, und hadert mit dem, was er für sein Schicksal hält (und es auch ist). Aber er weckt auch unser Mitleid, tut er doch nur, was er glaubt, tun zu müssen, mit aller, mit letzter Konsequenz. Irgendwie will er seine Schwester doch nur beschützen, und irgendwie will er, daß sie alle sterben, als letzte Usher's aussterben. Das ist sein Film.
Mark Damon ist manchesmal zu brav, geradezu bübisch, aber selten dann auch überzeugend um seine Liebe kämpfend; Myrna Fahey ist bei aller Unlogik die der Charakter innehat (
siehe Inhaltsangabe) eine glaubwürdig verletzliche Seele, der doch auch er nicht helfen kann; und Ellerbe, als der treue Butler, dessen Schicksal natürlich mit dem der Ushers verbunden ist, ist in seinen wenigen Szenen exzellent.


Von Links: Mark Damon, Vincent Price, Myrna Fahey und Harry Ellerbe.

Das ist noch nicht das Ende!
Fazit:
Der Film weckt Lust, die Vorlage zu lesen, und welch grösseres Kompliment kann man einem Film machen?! Grossartige Poe-Verfilmung, auch des Stoffes vielleicht beste, die den zuvor eher nur in Amerika bekannten Vincent Price zurecht zum internationalen Star machte.
Auch die deutsche Synchronisation ist rundum gelungen und darf genossen werden.

Darsteller:
Vincent Price als Roderick Usher – Deutsch: Curt Ackermann
Myrna Fahey als Madeline Usher, seine Schwester – Deutsch: Eva Ingeborg Scholz
 

Mark Damon* als Philip Winthrop, ihr Verlobter – Deutsch: Eckart Dux
Harry Ellerbe als Bristol, der Butler der Ushers – Deutsch: Werner Lieven

und im Vor-und Abspann ungenannte Darsteller als Geister (Keine Sprechrollen)
* erhielt für diese Rolle den „Golden Globe“ 1961 als bester Nachwuchsdarsteller

Stab:
Regie: Roger Corman
Drehbuch: Richard Matheson
Kamera: Floyd Crosby
Musik: Les Baxter
Schnitt: Anthony Carras
Ton: Phil Mitchell
Produktionsdesign: Daniel Haller
Szenenbild: Harry Reif
Bilder der Ahnengalerie (gemalt von): Burt Shonberg
Hintergrundbilder (Matte Painting): Albert Whitlock
Spezialeffekte: Pat Dinga
Visuelle Effekte: Ray Mercer, Lawrence W.Butler
Make Up: Fred Phillips
Regieassistenz: Jack Bohrer
Executive Producer: James H.Nicholson
Produktion: Roger Corman, Samuel Z.Arkoff
 

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