(108) Veröffentlichung: 14.Juli 2021

GB, 1973 - 104 min. - FSK 16
Originaltitel: Theatre Of Blood

Drehzeit: 10.Juli-17.August 1972 in London und Umgebung (Keine Studioaufnahmen)
Kinopremieren: GB- 27.September 1973; D- 7.Juni 1973

Darsteller:
Vincent Price als Edward Kendal Sheridan Lionheart – Deutsch: Wolf Ackva
Diana Rigg als Edwina, seine Tochter – Deutsch: Heidi Treutler
Ian Hendry als Peregrine Devlin, Vorsitzender der Kritikervereinigung – Deutsch: Manfred Schott
Die Kritker (in der Reihenfolge ihres Ablebens):
Michael Hordern als George Maxwell – Deutsch: Klaus W.Krause
Dennis Price als Hector Snipe – Deutsch: Paul Bürks
Arthur Lowe als Horace Sprout – Deutsch: Leo Bardischewski
Harry Andrews als Trevor Dickman – Deutsch: Erik Jelde
Robert Coote als Oliver Larding – Deutsch: Thomas Reiner
Jack Hawkins als Solomon Psaltery (Stimme im Original: Charles Gray) – Deutsch: Arnold Marquis
Coral Browne als Chloe Moon – Deutsch: Marianne Wischmann
Robert Morley als Meredith Merndew – Deutsch: Erich Fiedler
Polizisten:
Milo O'Shea als Inspektor Boot – Deutsch: Niels Clausnitzer
Eric Sykes als Sergeant Dogge – Deutsch: Horst Sachtleben
Weitere:
Madeline Smith als Rosemary, Devlin's Sekretärin – Deutsch: Dagmar Heller
Diana Dors als Psaltery's Frau – Deutsch: Astrid Boner
Joan Hickson als Sprout's Frau – Deutsch: Alice Franz
Renée Asherson als Maxwell's Frau – Deutsch: Bruni Löbel
u.A.

> Darstellerfotos

Vor zwei Jahren wurde dem etwas" selbstverliebten und zuvor von seiner Ehrung überzeugten Shakespeare-Mimen Edward Lionheart von der Kritikervereinigung (deren Mitglieder ihn ohnehin zuvor nur sehr selten positiv bewertet hatten) der begehrte Preis für den besten Schauspieler verwehrt. Stattdessen zeichnete man einen jungen Nachwuchsdarsteller aus. Der empörte Lionheart beschimpfte die Kritiker, bezeichnete sich selbst als einzig würdigen Preisträger und besten seines Fachs, und stürzte (zuvor „Hamlet“ rezitierend) vor den Augen seiner Gegner und seiner Tochter Edwina in die Tiefe, in die Themse. Seine Leiche wurde nie gefunden.
Lionheart jedoch überlebte, auch mit der Hilfe einiger Obdachloser, die ihn aus dem Wasser holten.
Nun ist der verkannte Lionheart zurück, und gemeinsam mit seiner Tochter und den Obdachlosen nimmt er brutale Rache an den Kritikern- eine(r) nach dem/der anderen wird von ihm bestialisch ermordet, jeweils (teils von Lionheart der Situation angepasst und umgeschrieben) nach dem Vorbild eines Dramas von William Shakespeare und in den entsprechenden Masken. Dabei ist er der Polizei immer einen Schritt voraus und kann diese mehr als einmal austricksen- trotz Polizeischutz scheint es keine Rettung für die Kritiker zu geben...

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Der Film beginnt nicht nur für einen Horrorfilm ungewohnt, ruhig, fast bedächtig, er beginnt mit einem Rücknlick in eine andere Zeit- mit Ausschnitten aus diversen William Shakespeare-Verfilmungen der Schwarz/Weissen Stummfilmzeit, als theatralisches Overacting und übertrieben lange Sterbeszenen noch ein Muss und eine Pflicht waren..Doch das und auch die allzu ruhige Musik lassen es den Zuschauer erahnen- das ist nichts als eine Ruhe vor dem Sturm (und vielleicht auch eine kleine, gewollte Verbeugung der Macher vor den grossen, alten Namen des Kinos).
Und wahrlich- nur ein paar Minuten später wissen wir bereits, woran wir mit diesem Film sind, und daß die Wahl auf ihn eine gute war (Ganz im Gegensatz zu der Wahl, die im Film eine grosse Rolle spielt, zumindest wenn man der geradezu wunderbar durchgeknallten Hauptfigur glauben mag).

Ohne allzu explizit brutal zu sein oder gar um des Selbstzweckes willen die Meucheltaten zu sehr auszuschmücken (trotz der über 22 Liter Filmblut, die dieser Film benötigt haben soll, geht die FSK 16 vollkommen in Ordnung), ist der Film ein Horrormeisterwerk in jeder Hinsicht und durch und durch gelungen.
Schon die Idee, sich aus Shakespeare's Meisterwerken die einprägsamsten, ergo natürlich schlimmsten Tötungs- und Mordmethoden (und in den Werken des Engländers gibt es so einige davon) herauszupicken und zu neuen, modernisierten
Ehren kommen zu lassen, ist anerkennenswert originell; dazu dann einen mit feiner Nadel gestrickten Rache-Plot hinzubekommen, der nicht nur Sinn macht, sondern auch noch stets nachvollziehbar bleibt, und der (obwohl oder gerade weil wir schon mit dem ersten Mord wissen, wer und warum hier tötet) immer wieder neue Ideen und Überraschungen bereit hält- das ist dann schon Schreibkunst par excellence.
Theater des Grauens“ (eine etwas uninspirierte, geradezu gewöhnliche Übersetzung des Originaltitels) ist ein dahinrasendes (auch mit seinen 104 Minuten Spielzeit noch viel zu kurzes) rabenschwarzes Nonstopfilmvergnügen, nicht nur für den Freund gehässiger und schadenfroher Geschichten und pointiert-makabrer Dialoge- aber für den wohl besonders.

Der „Böse“, der Mörder, und handelt er auch aus ureigenen und egoistischen Motiven noch so gnadenlos blutdürstig und grausam, wird hier von Beginn an bewusst als Sympathiefigur dargestellt und etabliert, wenn auch mit tragischem Touch. Obwohl er deutlich arrogant, geradezu überheblich ist, so hat er doch das Verhalten der Kritiker nicht verdient gehabt- Lionheart ist eben
tatsächlich der Beste in dem, was er tut, basta, das glaubt man ihm schon unbesehen (und im Spiel und in den zahlreichen Masken noch mehr). Man ruft ihm gerne zu: Komm, zeigs ihnen, diesen aufgeblasenen, selbstgerechten Fatzken, die Deine Karriere zerstört haben, die Dich verkennen. Wer, bitte, braucht schon solche Leute, die selber nichts an Kunst auf die Reihe bekommen (und sich deswegen über sie auslassen)?

Vincent Price spielt fantastisch, er
lebt den Charakter, er gibt ihm die Würde, die ihm zusteht. Er agiert mit sichtlich diebischer Freude und Spass. Vielleicht tat er das sogar, weil auch er in seiner Karriere so oft negatives über sich lesen musste und auch gerne  unterschätzt wurde- wer weiss. Einiges am Charakter Lionheart's erinnert (sicher nicht von ungefähr) an seinen Dr.Phibes (dessen Verkörperung durch Price gerade erst ein Jahr her war), und erscheint als eine Art Fortsetzung dessen Lebens unter anderen Umständen.
Diana Rigg (vor allem bekannt als Emma Peel aus der Fernsehserie „Mit Schirm, Charme und Melone“) führt souverän ein ausgesuchtes, spielfreudiges Ensemble ohne Ausfälle an, doch stehen selbst solche Kaliber wie Andrews, Hawkins und Morley- trotz ihrer wie immer tollen Leistungen- wegen der Gegebenheiten des Films zwangsweise in Price's Schatten,


Die Effekte sind absolut und im besten Sinne auf dem Niveau der Zeit, handgemacht eben, so daß man, wenn man genau hinschaut, den abgetrennten Kopf als Wachsgebilde erkennen kann. Sei's doch drum, sieht immer noch besser aus als manches heutige Computergedingse.
Der Score hat Pfeffer und nuanciert genau an den richtigen Stellen, und nicht zu oft, und die Bilder sind verspielt-bunt. Der Schnitt dazu ist unaufgeregt, weil die Handlung für sich spricht und kein allzu hektisches Hin und Her (auch nicht -Gespringe zwischen den Schauplätzen) braucht.

Fazit:

Eine gar blutige Ode an Shakespeare und an das Theater,
ein Mord(s)-Spektakel vom Allerfeinsten,
ein Vincent Price in Meisterform-
und bis in die kleinste Rolle grossartig gespielt
und in grossartigen Bildern inszeniert,
Nichts wie rein in dieses Theater!

Sowohl Vincent Price als auch Diana Rigg bezeichneten „Theater des Grauens“ mehrfach als ihren persönlichen Favoriten unter allen Filmen, in denen sie gespielt hatten.

Stab:
Regie: Douglas Hickox
Drehbuch:Anthony Greville-Bell
Story: Stanley Mann, John Kohn
Unter Verwendung von Figuren und Motiven
von William Shakespeare

Kamera: Wolfgang Suschitzky
(Assistenz: Ronnie Taylor)
Musik: Michael J.Lewis
Schnitt: Malcolm Cooke
(Assistenz: Chris Kelly)
Produktionsdesign: Michael Seymour
Szenenbild: Ann Mollo
Kostüme: Michael Baldwin
Make Up: George Blackler
Spezialeffekte: Jack Stears
Regieassistenz: Dominic Fuller
Produktionsleitung: David Anderson

Executive Producers: Gustave M.Berne, Sam Jaffe
Produktion: John Kohn, Stanley Mann

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