GB, 1973 - 104 min. - FSK 16
Originaltitel: Theatre Of Blood
Drehzeit: 10.Juli-17.August 1972 in London und Umgebung (Keine Studioaufnahmen)
Kinopremieren: GB- 27.September 1973; D- 7.Juni 1973
Darsteller:
Vincent Price als Edward Kendal Sheridan Lionheart – Deutsch: Wolf Ackva
Diana Rigg als
Edwina, seine Tochter – Deutsch: Heidi Treutler
Ian Hendry als
Peregrine Devlin, Vorsitzender der Kritikervereinigung – Deutsch:
Manfred Schott
Die
Kritker (in der Reihenfolge ihres Ablebens):
Michael
Hordern als George Maxwell – Deutsch: Klaus W.Krause
Dennis
Price als Hector Snipe – Deutsch: Paul Bürks
Arthur Lowe als
Horace Sprout – Deutsch: Leo Bardischewski
Harry Andrews als
Trevor Dickman – Deutsch: Erik Jelde
Robert Coote als Oliver
Larding – Deutsch: Thomas Reiner
Jack Hawkins als Solomon
Psaltery (Stimme im Original: Charles Gray) – Deutsch: Arnold Marquis
Coral Browne als Chloe Moon –
Deutsch: Marianne Wischmann
Robert Morley als Meredith Merndew –
Deutsch: Erich Fiedler
Polizisten:
Milo
O'Shea als Inspektor Boot – Deutsch: Niels Clausnitzer
Eric
Sykes als Sergeant Dogge – Deutsch: Horst
Sachtleben
Weitere:
Madeline
Smith als Rosemary, Devlin's Sekretärin – Deutsch: Dagmar
Heller
Diana Dors als Psaltery's Frau – Deutsch: Astrid
Boner
Joan Hickson als Sprout's Frau – Deutsch: Alice
Franz
Renée Asherson als Maxwell's Frau – Deutsch: Bruni
Löbel
u.A.
Vor zwei Jahren wurde dem „etwas" selbstverliebten und zuvor von seiner Ehrung überzeugten Shakespeare-Mimen Edward Lionheart von der Kritikervereinigung (deren Mitglieder ihn ohnehin zuvor nur sehr selten positiv bewertet hatten) der begehrte Preis für den besten Schauspieler verwehrt. Stattdessen zeichnete man einen jungen Nachwuchsdarsteller aus. Der empörte Lionheart beschimpfte die Kritiker, bezeichnete sich selbst als einzig würdigen Preisträger und besten seines Fachs, und stürzte (zuvor „Hamlet“ rezitierend) vor den Augen seiner Gegner und seiner Tochter Edwina in die Tiefe, in die Themse. Seine Leiche wurde nie gefunden.
Lionheart jedoch überlebte, auch mit der Hilfe einiger Obdachloser, die ihn aus dem Wasser holten.
Nun ist der verkannte Lionheart zurück, und gemeinsam mit seiner Tochter und den Obdachlosen nimmt er brutale Rache an den Kritikern- eine(r) nach dem/der anderen wird von ihm bestialisch ermordet, jeweils (teils von Lionheart der Situation angepasst und umgeschrieben) nach dem Vorbild eines Dramas von William Shakespeare und in den entsprechenden Masken. Dabei ist er der Polizei immer einen Schritt voraus und kann diese mehr als einmal austricksen- trotz Polizeischutz scheint es keine Rettung für die Kritiker zu geben...
> Fortgang der Handlung/Spoiler/Bodycount plus weitere Fotos
Der
Film beginnt nicht nur für einen Horrorfilm ungewohnt, ruhig, fast
bedächtig, er beginnt mit einem Rücknlick in eine andere Zeit- mit
Ausschnitten aus diversen William Shakespeare-Verfilmungen der
Schwarz/Weissen Stummfilmzeit, als theatralisches Overacting und
übertrieben lange Sterbeszenen noch ein Muss und eine Pflicht
waren..Doch das und auch die allzu ruhige Musik lassen es den
Zuschauer erahnen- das ist nichts als eine Ruhe vor dem Sturm (und
vielleicht auch eine kleine, gewollte Verbeugung der Macher vor den
grossen, alten Namen des Kinos).
Und wahrlich- nur ein paar
Minuten später wissen wir bereits, woran wir mit diesem Film sind,
und daß die Wahl auf ihn eine gute war (Ganz im Gegensatz zu der
Wahl, die im Film eine grosse Rolle spielt, zumindest wenn man der
geradezu wunderbar durchgeknallten Hauptfigur glauben mag).
Ohne
allzu explizit brutal zu sein oder gar um des Selbstzweckes willen
die Meucheltaten zu sehr auszuschmücken (trotz der über 22 Liter
Filmblut, die dieser Film benötigt haben soll, geht die FSK 16
vollkommen in Ordnung), ist der Film ein Horrormeisterwerk in jeder Hinsicht und durch und durch gelungen.
Schon die Idee, sich aus Shakespeare's
Meisterwerken die einprägsamsten, ergo natürlich schlimmsten
Tötungs- und Mordmethoden (und in den Werken des Engländers gibt es so einige davon)
herauszupicken und zu neuen, modernisierten Ehren
kommen zu lassen, ist anerkennenswert originell; dazu dann einen mit feiner Nadel
gestrickten Rache-Plot hinzubekommen, der nicht nur Sinn macht,
sondern auch noch stets nachvollziehbar bleibt, und der (obwohl oder
gerade weil wir schon mit dem ersten Mord wissen, wer und warum hier
tötet) immer wieder neue Ideen und Überraschungen bereit hält- das
ist dann schon Schreibkunst par excellence.
„Theater des Grauens“ (eine
etwas uninspirierte, geradezu gewöhnliche Übersetzung des
Originaltitels) ist ein dahinrasendes (auch mit seinen 104
Minuten Spielzeit noch viel zu kurzes) rabenschwarzes Nonstopfilmvergnügen, nicht nur für den Freund gehässiger und schadenfroher Geschichten und pointiert-makabrer Dialoge- aber für den wohl besonders.
Vincent Price spielt fantastisch, er lebt den Charakter, er gibt ihm die Würde, die ihm zusteht. Er agiert mit sichtlich diebischer Freude und Spass. Vielleicht tat er das sogar, weil auch er in seiner Karriere so oft negatives über sich lesen musste und auch gerne unterschätzt wurde- wer weiss. Einiges am Charakter Lionheart's erinnert (sicher nicht von ungefähr) an seinen Dr.Phibes (dessen Verkörperung durch Price gerade erst ein Jahr her war), und erscheint als eine Art Fortsetzung dessen Lebens unter anderen Umständen.
Diana Rigg (vor allem bekannt als Emma Peel aus der Fernsehserie „Mit Schirm, Charme und Melone“) führt souverän ein ausgesuchtes, spielfreudiges Ensemble ohne Ausfälle an, doch stehen selbst solche Kaliber wie Andrews, Hawkins und Morley- trotz ihrer wie immer tollen Leistungen- wegen der Gegebenheiten des Films zwangsweise in Price's Schatten,
Die Effekte sind absolut und im besten Sinne auf dem Niveau der Zeit, handgemacht eben, so daß man, wenn man genau hinschaut, den abgetrennten Kopf als Wachsgebilde erkennen kann. Sei's doch drum, sieht immer noch besser aus als manches heutige Computergedingse.
Der Score hat Pfeffer und nuanciert genau an den richtigen Stellen, und nicht zu oft, und die Bilder sind verspielt-bunt. Der Schnitt dazu ist unaufgeregt, weil die Handlung für sich spricht und kein allzu hektisches Hin und Her (auch nicht -Gespringe zwischen den Schauplätzen) braucht.
Fazit:
Eine gar blutige Ode an Shakespeare und an das Theater,
ein Mord(s)-Spektakel vom Allerfeinsten,
ein Vincent Price in Meisterform-
und bis in die kleinste Rolle grossartig gespielt
und in grossartigen Bildern inszeniert,
Nichts wie rein in dieses Theater!
Sowohl Vincent Price als auch Diana Rigg bezeichneten „Theater des Grauens“ mehrfach als ihren persönlichen Favoriten unter allen Filmen, in denen sie gespielt hatten.
Stab:
Regie: Douglas Hickox
Drehbuch:Anthony Greville-Bell
Story: Stanley Mann, John Kohn
Unter Verwendung von Figuren und Motiven
von William Shakespeare
Kamera: Wolfgang Suschitzky
(Assistenz: Ronnie Taylor)
Musik: Michael J.Lewis
Schnitt: Malcolm Cooke
(Assistenz: Chris Kelly)
Produktionsdesign: Michael Seymour
Szenenbild: Ann Mollo
Kostüme: Michael Baldwin
Make Up: George Blackler
Spezialeffekte: Jack Stears
Regieassistenz: Dominic Fuller
Produktionsleitung: David Anderson
Executive Producers: Gustave M.Berne, Sam Jaffe
Produktion: John Kohn, Stanley Mann
> Fortgang der Handlung/Spoiler/Bodycount plus weitere Fotos