WA/Video-VÖ als: Die Geier vom Shilo River*;
später
(DVD)
in D auch als: Deadly
Eagle
D/Jugoslawien,
1973 – 95 min. – FSK 12
Jugoslawischer
Originaltitel:
Krvavi jastrebovi Aljaske
Kinopremiere D: 16.Oktober 1973; Kinopremiere Jugoslawien: Unbekannt
Kinopremiere DDR: 30.Mai 1975 unter dem Titel „Die Höllenhunde von Alaska“, 92 min.
Englischsprachiger Titel: The Hellhounds Of Alaska
* Die Umbenennung war der Bekanntheit von Hauptdarsteller Doug McClure durch die in Deutschland sehr populäre Western-Fernsehserie „Die Leute von der Shiloh Ranch“ (Shiloh hier mit „h“) geschuldet. Man wollte dem sich anbahnenden (erneuten) Misserfolg des Films auch in der weiteren Auswertung entgegenwirken, was aber nicht wirklich gelang.
Die
„Glanz“-Zeit des Goldrauschs in Alaska.
Der einzelgängerische
Trapper Don Rutland kümmert sich um den kleinen Billy, den
fieberkranken Sohn seines schwer verletzten Freundes Sanders (der
wenig später zu Tode kommt, siehe
Bodycount).
Rutland gibt den Jungen schliesslich in die Obhut von Sheriff Cotton,
der einen Goldtransport anführt, mit dem die Nuggets der Goldsucher
von Camp Keno in die Stadt zur Bank gebracht werden sollen, und wo
der Junge ärztliche Hilfe bekommen kann.
Doch
der Transport wird brutal überfallen- Mark Monty und seine Männer,
darunter der gnadenlose Lapporte und der verräterische Hilfssheriff
Buffins, töten alle Begleiter und stehlen das Gold. Mark, geschockt
vom Verlust seines Bruders, der bei dem Überfall ebenfalls stirbt,
lässt gegen den Willen seiner Kumpane den Jungen am Leben und
entführt ihn.
Buffins kehrt nach Camp Keno zurück, wo die
nichtsahnenden Bewohner ihn zum neuen Sheriff ernennen. Als Rutland
im Camp auftaucht und Erkundigungen nach dem Verbleib Billy's
anstellt, müssen Buffins und die anderen Schurken handeln, damit die
Wahrheit nicht ans Licht kommt. Rutland bekommt die Schuld an dem
Überfall in die Schuhe geschoben, und wird eingesperrt. Nur Cottons
Tochter Rose, der notorische Säufer Capt'n Brandy, die Saloonwirtin Betty und der
Boxchampion Ham-A-Ham glauben an seine Unschuld und wollen ihm
helfen...
Zur
Zeit dieses Films war die immens erfolgreiche deutsche Karl
May-Welle
(deren letzter Streifen allerdings, vor allem im Vergleich mit seinen
Vorgängern, gefloppt war) schon ein paar Jahre vorbei, und auch die
Eurowestern allgemein hatten ihre ganz grossen Jahre inzwischen
hinter sich. Auch hatten mehrere mindestens „genreähnliche“
Verfilmungen nach Romanen von Jack London (wie zum Beispiel „Der
Schrei der schwarzen Wölfe“)
sich
(nicht nur) in Deutschland schwer getan, ein grösseres Publikum zu
finden. So darf man die „blutigen Geier“ durchaus als einen der
damals letzten Versuche ansehen, eine Belebung der Filmgattung
herbeizuführen, für die sich die deutsche Lisa-Film mit der
May-erfahrenen
Jadran-Film aus Zagreb zusammentat. Der Film wurde (ohne jedoch einen
der beiden Autoren auch nur als Inspirationsgeber zu nennen)
erkennbar als Mischung aus May
und London konzipiert, sozusagen das „beste“ von beiden zu einer
mehr oder weniger neuen
(dabei insgesamt gelungenen) Geschichte zusammengeklau(b)t, was den
Verantwortlichen offenbar als gute Idee erschien, um an den
Kinokassen wieder zu punkten.
Wenn man von vornherein weiss,
auf was man sich mit diesem Film einlässt, wird man Spass an ihm
haben, und für Fans des (in diesem Fall vielleicht allerdings ein
paar Minuten zu lang geratenen) gepflegten Eurowesterns ist er sehr
wohl ein Vergnügen- finanziell wurde er jedoch ein (deutlicher)
Misserfolg, wofür es mehrere durchaus nachvollziehbare Gründe geben
mag.
Zwar
ist der Film vom (auch May-)erfahrenen
Harald Reinl (mit
vielen aus den ebenfalls im damaligen Jugoslawien produzierten
May-Filmen
bekannten Gesichtern in den Nebenrollen) gewohnt
routiniert inszeniert, doch wirkt er hier und da unflotter (aber auch
unkonventioneller) als Artverwandtes (was nicht an der angenehmen
Kameraführung liegt, die sich sehr aufs Geschehen konzentriert). Der
Film verliert sich mehr als einmal in den Handlungsfluss hemmenden
Nebensträngen, die es nicht braucht, und das in auffällig selten
wechselnden und einfach gehaltenen Szenenbildern (zumeist immer
wieder der gleiche Wald, das Lager der Banditen und das Camp Keno).
Selbst eine lange Sequenz mit Indianern, inklusive eines
„obligatorischen“ Zweikampfs auf Leben und Tod, wirkt irgendwie
wie (nachträglich) hineingeschnitten (ist für sich aber durchaus
spannend). Daß Hauptdarsteller McClure danach für lange Minuten
ganz aus der Handlung verschwindet, kann man hinnehmen, doch ein
Manko ist es schon, da damit der gerade „gekürte“ Held
fehlt.
Die fantastische jugoslawische Landschaft wird insgesamt zu
wenig in Szene gesetzt, lange hält sich der Film in den
schneebedeckten (übrigens österreichischen) Bergen auf, was
insbesondere zu den zuvor erwähnten Indianern so gar nicht passen
will.
Hinzu kommt wohl auch ein fehlgelaufener Vermarktungsansatz, denn der Film hat ein Problem mit einer grundsätzlichen und konsequenten Entscheidung- der, sich festzulegen (was auch bei der Musik zu beanstanden ist, denn die ist spannungsarm und viel zu getragen): Einerseits zeigt der Film recht brutale Szenen (der Überfall auf den Goldtransport und der Kampf Rutland gegen den Indianer, beziehungsweise eine derbe Folterszene der Indianer an Billy's Vater), dann wieder zelebriert er Wirtshausprügeleien als eher familientaugliche Haudrauf-aber-ohne-Blut-Choreographie.
Um das noch zu toppen, hat er wiederholt einen komödiantischen Touch (gar bis nah an Slapstick heran), mit Dialogen, die eigentlich nicht ernst gemeint sein können und zeituntypischen Sprüchen. Da sowohl der vielfältig tätige Regisseur als auch Drehbuchautor Nachmann so einige Erfahrungen im deutschhumorigen Film haben (zum Beispiel mit den „Penne“-Filmen, aber auch schlimmerem wie „Auch Fummeln will gelernt sein“) fragt man sich, ob das nun gewollt war oder nicht. Zoten werden zwar vermieden, auf peinliches (und niemals lustiges) Gebaren unter starkem Alkoholeinfluss aber leider nicht- so gehen Heinz Reincke's und Branko Spoljar's durchaus ansehnliche Darstellerleistungen in ihrem ständigen Herumgelalle unter.
Den Film in der Bewerbung dann als durchgängig ernstes Actionabenteuer darzustellen (was er eben nicht ist) endete bei den Anhängern eines typischen Ballerwesternspektakels eher so bei „nix halbes und nix ganzes“, und das regelmässige ironische Augenzwinkern mag mancher als nervig und unpassend empfunden haben. Wer jedoch genaus dies mag, wurde erst gar nicht erreicht.
Die „Bösen“ im Film bilden das gesamte Schema des Genres ab, wenn auch Harald Leipnitz zwar gewohnt gut, aber zu zurückhaltend spielt (man wünscht ihn sich hier mehr so ultrafies wie als „Ölprinz“, und seine Sympathien für den kleinen Billy, den er irgendwie als „Ersatz“ für seinen früh getöteten Bruder annimmt, sind nicht wirklich nachvollziehbar); Klaus Löwitsch gleicht das dafür aus, und hält Durchtrieben- und Garstigkeit ganz hoch, zieht aber dafür auch sein eigenes Ding durch; und Miha Baloh als verschlagener Buffins mit seinen zwei Gesichtern ist hier eine wahre Entdeckung.
Die „Guten“ müssen sich im wahrsten Sinne des Wortes erst einmal zusammenraufen, bestehen dann aber als überzeugende Einheit, die letztlich nur als Team gewinnen kann. Trotz oder gerade wegen seines arg übertriebenen Agierens ist der Amerikaner Doug McClure schon wegen seiner Erscheinung geradezu prädestiniert für die Heldenrolle als sich zunächst aus Überzeugung einsam durchschlagender Kämpfer, der seine Verantwortung für das Kind aber schliesslich ernst nimmt und seinen Kopf für die Schwachen hinhält (mangels guter Angebote in seiner Heimat kam McClure mit diesem Film nach Europa, wo er danach vor allem mit den Amicus-Phantasyfilmen, zum Beispiel "Caprona-Das vergessene Land", grosse Erfolge feiern konnte). Heinz Reincke spielt so nordisch charmant, daß man ihm das dauernde Herumtorkeln zwar verzeiht, kann sich aber dadurch auch nicht recht in Szene setzen (wie bereits erwähnt); und Kristina Nel ist eher tough als den sonst unvermeidlichen sexy Frauenpart zu übernehmen (was zur Folge hat, daß die vom Zuschauer eigentlich erwartete Romanze mit McClure ausfällt, einfach so). Erwähnt sei noch Roberto Blanco (genau der, heute nur noch bekannt als gealterter und arroganter Schlagerfuzzi), der überraschenderweise einige Filme in seiner Laufbahn aufzuweisen hat- sein Bud Spencer-Verschnitt entpuppt sich hier zwar nicht als echtes Schauspiel, aber die Skurrilität des Films erreicht mit diesem Charakter und seinem Verhalten ihren Höhepunkt. Passt also dazu.
Fazit:
Liebens- und sehenswerte, manchmal aber zu sprunghafte Mischung zwischen Komik und Gewaltszenen, mit etwas überdrehten Schauspielerleistungen. Hier und da fast nach Art eines „Western von Gestern“ (bekannt aus dem Fernsehen), aber eine feine Ergänzung oder auch Alternative zu den deutschen Karl May-Verfilmungen.
Die (Nach-)Synchronisation ist passend und gut gearbeitet wie das selten in anderen Filmen gehandhabt wurde.
Darsteller:
Doug McClure (als Don Rutland) – Deutsch: Manfred Seipold
Harald
Leipnitz (als Mark Monty)
Klaus Löwitsch (als Lapporte)
Miha
Baloh (als Buffins) – Deutsch: ?
Kristina Nel (als Rose Cotton)
– Deutsch: Christina Hoeltel
Roberto
Blanco (als Ham-A-Ham)
Angelica
Ott (als Betty, Saloonwirtin)
Heinz Reincke (als Captain
Brandy)
Ivan Stimac (als der kleine Billy Sanders) – Deutsch:
?
Kurt Bülau (als Billy's Vater)
Vladimir Krstulovic (als
Sheriff Cotton, Rose's Vater) – Deutsch: ?
Branko Spoljar (als
„Doc“, Monty's Gehilfe) – Deutsch: ?
Vojislav Govedarica
(als Achua-Hua, Indianerhäuptling) – Deutsch: Norbert
Gastell
Vladimir Medar (als Hotelbesitzer) – Deutsch: Klaus
W.Krause
Fahro Konjhodzic (als Tinker, Bewohner von Camp Keno) –
Deutsch: ?
Ilija Ivezic (als Frank Fox, Bewohner von Camp Keno) –
Deutsch: Thomas Braut
u.A.
Die
deutschsprachigen Darsteller (mit Ausnahme von Kristina Nel) haben
sich selbst nachsynchronisiert.
Stab:
Regie:
Harald Reinl
Drehbuch: Johannes Weiss (=Kurt Nachmann)
Kamera:
Heinz Hölscher
Kameraassistenz: Wolfgang Eulau, Horst Knechtel
Musik: Bruno Nicolai
Schnitt: Eva Zeyn
Bauten:
Zeljko Senecic
Kostüme: Ina Stein
Make Up: Hedy
Polensky
Regieassistenz: Radenko Ostojic, Charles Wakefield
Herstellungsleitung:
Stipe Gurdulic
Produktionsleitung:
Günter Sturm
Produktion: Karl Spiehs
Der
einzige zumindest Greifvogel, der im Film auftaucht, ist ein Adler(!)
der den kleinen Billy (kurz, recht unmotiviert und eher unpassend und
schlecht getrickst in den Film geschnitten) angreift und im Gesicht
verletzt- Foto hierunter rechts; Links: Werbung zum Film aus der damaligen DDR:
Spoiler:
Obwohl
die Schurken noch versuchen, ihren plötzlichen Reichtum mit dem Fund
einer Goldmine zu erklären (wobei
ihre „Bonanza!“-und damit „Goldgrube!“-Rufe als Anspielung
auf die gleichnamige Fernsehserie als gelungener Gag am Rande gelten
können),
werden die Schurken von Rutland und vor allem seinen Freunden als
wahre Missetäter überführt (was
im Film allerdings, obwohl die Zeit für ausführlicheres gewesen
wäre, ein wenig hopplahopp vonstatten geht).
Rutland schliesslich muss jedoch im Alleingang die Verbrecher zur
Rechenschaft ziehen (siehe
Bodycount)
und Billy befreien. Billy's Hund Buck opfert dabei sein Leben für
den Jungen.
Die
Bewohner von Camp Keno bieten Rutland den vakanten Sheriffsposten an,
doch Rutland kehrt mit seinem Freund Billy in die Wildnis zurück.
Bodycount:
-
Beim Überfall auf den Goldtransport werden die vier Begleiter des
Transports von den Banditen erschossen; Sheriff Cotton erschiesst
Mark Monty's Bruder Robbie, und wird daraufhin von Mark zu Tode
geprügelt.
- Billy's Vater wird von Indianern zu Tode gefoltert,
weil er in ihren Jagdgründen nach Gold schürfte. Zwar kämpft
Rutland in einem Zweikampf gegen den Häuptling Achua-Hua noch um
Sanders' Leben, doch sind dessen Verletzungen letztlich zu schwer- er
stirbt in Rutlands Armen.
- Mark Monty ersticht Captain Brandy,
der seiner Freundin Betty, die Monty vergewaltigen will, zu Hilfe
kommt
- „Doc“ wird von Lapporte bei dessen feigem
Fluchtversuch (siehe Spoiler) rücksichtslos „über den
Haufen“ geritten
- Rutland erschiesst Lapporte
- Mark Monty
stürzt während des finalen Kampfes mit Rutland einen Wasserfall
hinunter (siehe Foto)
(Insgesamt 11)