(29) Veröffentlichung: 2.Juni 2019; Update: 23.Juli 2020/Seite 1






Dänemark/D, 1959 – 87 min. – FSK 12 (seit 2004, vorher FSK 16)
In Schwarz/Weiss (Inklusive Vorspann)
Dänischer Originaltitel: Frøen med Masken 

>>> Seite 2 (Darsteller mit Fotos/Stab, Spoiler und Bodycount, mehr Fotos)

Schon seit einigen Jahren versetzt der (ehrlich gesagt, im Film wenig wirklich angsteinflössend und fast schon eher lächerlich aussehende, mit Glubschaugenmaske, Ganzkörperhautengkostüm und Küchenhandschuhen) maskierte „Frosch“ mit seiner ebenso skrupellosen Bande ganz London in Angst und Schrecken, Raub und Mord sind ihr Geschäft. Scotland Yard steht unter hohem Druck, die Verbrecher endlich dingfest zu machen, doch gerade erst wurde ein von der Polizei in die Bande eingeschleuster Beamter vom „Frosch“ enttarnt und ermordet. Nicht gerade zur Begeisterung des ermittelnden Inspektor Elk (Siegfried Lowitz) mischt sich Richard Gordon (Joachim Fuchsberger, beim „ersten Mal“ noch als Privatschnüffler), der reiche Neffe des Scotland Yard-Chefs Sir Archibald, zusammen mit seinem Butler James (Eddi Arent) in die Ermittlungen ein. Gerade aber deren unkonventionelle und nicht immer ganz legalen Methoden sind es, die die Schlinge um den Hals des Ganoven zusammenziehen, auch wenn dieser seine ganze Raffinesse ausspielt, und noch so manches Verbrechen geschieht- auch, weil der „Frosch“ sich als sehr interessiert an Ella Bennet (Eva Anthes) erweist, auf die jedoch auch Richard Gordon mehr als nur ein Auge geworfen hat...


Auch eine der bis heute erfolgreichsten deutschen Filmreihen (wenn nicht spätestens aufgrund ihrer Langlebigkeit die erfolgreichste) hatte ihren Anfang. Hier war es eine Ende der fünfziger Jahre nicht als gut genug für das restliche Europa befundene, englische Verfilmung von 1952 des Edgar Wallace-Romans „Der Hexer“. Statt den Film ins Verleihprogramm aufzunehmen, entschlossen sich der dänische Produzent Preben Philipsen und die deutsche Rialto Film (erst bald danach unter Horst Wendlandt's Führung), selber eine Filmreihe nach Romanen des englischen Autoren (1875-1932) herzustellen. Gesagt, getan, man erwarb die nötigen Rechte (da man erst einmal „die Lage“ am Filmmarkt sondieren wollte, zunächst noch nicht für Wallace's Gesamtwerk) und ging zu Werke.
Kaum mehr als sechs Wochen Drehzeit (bei den folgenden Wallace-Verfilmungen zumeist sogar noch unterboten) und damals relativ stattliche Produktionskosten von 600.000 DM später war der Grundstein gelegt. Mehr als 3,2 Millionen Besucher gaben den Produzenten Recht, und machten den Film (damals noch einer der eher wenigen deutschen Kriminalfilme seit Fritz Lang’s Werken in den Dreissigern des Jahrhunderts) zum erfolgreichsten des Jahres in Deutschland- ganz entgegen der Vorhersagen der meisten Kritiker, die aber dennoch auch nach Ansehen des Films überwiegend nicht nett mit dem Werk umgingen (und nicht viel mit dem Genre an sich anfangen konnten).


Der Film hat bereits viel von dem, was die Reihe danach weiter auszeichnen würde, und das Publikum in den folgenden Jahren bis 1972 (Alles hat auch einmal ein Ende, hier war es der zuletzt doch stark nachlassende Erfolg) immer wieder in die Kinos treiben sollte. Vor allem zwei Dinge mögen es gewesen sein, die den Erfolg ausmachten: die ein ums andere Mal wieder gelungenen Geschichten (allerdings nicht immer nah an den originalen Vorlagen von Edgar Wallace), die sich meist um geheimnisvolle Einzeltäter drehten, die erst in den letzten Szenen der Filme enttarnt wurden; und die auftretende deutsche Schauspielerelite (inklusive der immer wieder in der Reihe bereits vertrauten Gesichter), wobei man sich nie so ganz sicher sein konnte, wer denn nun der Böse war- verdächtig war zumeist so gut wie jeder.

Noch, wie bei einem Anfang" nicht verwunderlich, gibt es einige Mängel zu beanstanden- es wurde offensichtlich viel „geübt“, nicht alles ist bereits perfekt, ab und an ist es konfus (wie zum Beispiel kommt die Polizei plötzlich auf die Bar als Spur?- das „Spurenlegen“ hat man aber ansonsten schon ganz gut drauf). An einigen Stellen ist es mal kurzzeitig zu lahm (und überfrachtet), an anderen dann mal zu hastig (so wird sich hier ziemlich schnell ineinander verliebt, damit es zur Handlung passt, und ein „Zeitsprung“ kurz vor Ende irritiert ein wenig). Auch detaillierte Erklärungen fehlen hier und da. Das 15minütige Finale schliesslich zählt dann aber tatsächlich schon zu den besten der gesamten Reihe, und die Auflösung trifft den Zuschauer unerwartet.
Das Drehbuch an sich ist insgesamt gelungen und verkneift sich hier noch die später üblichen Freiheiten (anders: traut sie sich noch nicht, nach dem Motto: nur keine Experimente) gegenüber der Vorlage. Die Autoren lehnten sich bei diesem Film stark an den Roman von Edgar Wallace an, die Handlung ist kaum verändert, nur wenige Details wurden dem Medium Film angepasst und nur wenige (im Roman Rand-)Figuren wurden weggelassen. Der Butler James (da man einen Charakter brauchte, der die ernste Geschichte hin und wieder etwas auflockerte) wurde hinzugeschrieben, und einzelne, aber nur unbedeutende Veränderungen an der Vita von zum Beispiel der Figur Richard Gordon oder den Bandenmitgliedern des „Froschs“ vorgenommen. Die burschikose und anfangs eher ängstliche, erst später etwas mutigere Frauenfigur der Ella ist im Roman von Edgar Wallace noch weitaus zurückhaltender als im Film- wohl aufgrund der Verlegung der Handlung von den (Wallace-)Zwanziger Jahren in die damalige Gegenwart der Fünfziger wird die Figur mit Verlauf der Handlung selbstbewusster und unabhängiger geschildert. Die früh absehbare Lovestory zwischen ihr und dem Helden Richard aber darf natürlich so oder so nicht fehlen.

Harald Reinl (1908-1986, am Anfang seiner Karriere eher mit harmlosen Heimatfilmen aufgefallen, dann jedoch auf Kriegsfilme spezialisiert und neben mehreren Wallace-Filmen vor allem bekannt für seine Beiträge zur deutschen Karl May-Filmreihe- bevor er Anfang der Siebziger versuchen sollte, den Heimatfilm wieder zu beleben) hat routiniert, aber schwungvoll inszeniert- der Krimi bleibt stets spannend, der Gruseleinschlag ist dank Licht- und Schattenspielen düster und eindrucksvoll, der seltene Humor ist knapp und trocken. Man beachte auch die Kameraführung, die für die damalige Zeit sehr modern und stets in Bewegung ist.
Was auffällt und vielleicht an den hier noch mitredenden dänischen Geldgebern gelegen haben kann: im Vergleich zu den nachfolgenden Filmen der Reihe, vor allem denen der schwarz-weissen Ära, ist dieser direkt der wohl (vor allem bei den Mordszenen) „brutalste“ und der mit den meisten (und auch rasantesten) Action- und Prügelszenen (von denen sogar ein paar für die ersten Fernsehausstrahlungen herausgeschnitten werden mussten). Auch das sehr „offensive“ Zeigen der Leichen ist für damaligge Verhältnisse ungewohnt. Der Film hält sich hier nicht zurück und geht in die Vollen, damals eine klare FSK 16, heute allerdings auch ungeschnitten für jüngere geeignet.

Joachim Fuchsberger, der schon vorher eine Filmberühmtheit in Deutschland gewesen war, und diesmal zum Schluss des Films mit (später in der Reihe nicht wiedergesehenem) Vollbart spielt (ebenso wie Eddi Arent, da beide längere Zeit von der Bande gefangengehalten werden), ist als charmanter und zielstrebiger Amateurdetektiv zwar letztlich die Idealbesetzung (kein Wunder, daß er noch
einige Wallace drehen sollte), tatsächlich aber ist dies nicht seine beste Leistung in der Reihe, ein bisschen sucht er hier für einen Krimi wohl noch seine später gewohnte Form.
Eddi Arent als sein (allerdings nur mit Worten) schlagfertiger und immer geschwollen redender Butler nutzte die Chance, daß der damals weitaus bekanntere Harald Juhnke die Rolle abgelehnt hatte, und wurde (zu Recht auch in der Reihe) zu einem der meistbeschäftigten deutschen Schauspieler der sechziger und siebziger Jahre- fast immer als Spassvogel.
Trotz Knurrig- und Gemächlichkeit seines Charakters ist Siegfried Lowitz (der spätere erste Fernseh-„Alte“) eine grossartige Ermittlerrolle gelungen, die selten in der Reihe übertroffen werden sollte (und wenn, auch sogar von ihm selbst).


Im gesamten Darstellerensemble gibt es keine Ausfälle, das beste vom besten der deutschen Darsteller ist, bis in die kleinen Rollen, am Start und unterhält souverän, unangestrengt und in Topform: der Damen sind nur wenige, was in der meist Männerbetonten Wallace-Reihe kein Einzelfall bleiben sollte (Eva Anthes- später unter ihrem richtigen Namen Elfi von Kalckreuth Deutschlands wohl beliebteste Fernsehansagerin- als bedrohte und zunächst herbe Schönheit und Eva „Raumpatrouille Orion“ Pflug als verführerische Barchefin Lolita sind beide jedoch herausragend); Carl Lange ist ein unheimlich undurchschaubarer, von dem früh klar ist, daß er zwar nicht der „Frosch“ ist, aber doch ein Geheimnis haben muss; Jochen Brockmann ist der freundlich-füsorgliche Biedermann; Fritz Rasp machts mit seinem stechenden Blick; dazu Eppler, Beiger und Kolldehoff in den Ganovennebenrollen- mehr und besser geht kaum.
Fazit:
Alles in allem verwundert der grosse Erfolg nicht, und zum Glück gings danach noch mit vielen weiteren Schmankerln weiter mit dem "deutschen" Wallace.
Die (wenigen) Szenen aus dem echten London (hier noch neu, später oft und gerne wiederverwendet) sind zwar gut anzusehen, die Rückprojektionen (ein wirklich grosses Manko nicht nur in der Wallace-Reihe) allerdings schon hier mies gemacht. 

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Siehe auch:
Die deutsche Edgar Wallace-Filmreihe von 1959 bis 1972