D/Spanien,
1965 – Kinofassung: 92 min. – FSK 12
Spanischer
Originaltitel: Un lugar llamado Glory (Eine Stadt namens
Glory)
Drehzeit:
Februar/März 1965, komplett in Katalonien/Spanien
Kinopremieren:
D- 27.Juli 1965; Spanien- 23.Mai 1966
Darsteller:
Lex
Barker als Clint Brenner – Deutsch: Gert Günther Hoffmann
Pierre
Brice als Reese – Deutsch: Thomas Eckelmann
Marianne Koch als
Jade Grande – Deutsch: Sie selbst
George
Rigaud als Seth Grande, ihr Vater – Deutsch: Konrad Wagner
Gérard
Tichy als Jack Villaine – Deutsch: Rainer Brandt
Wolfgang Lukschy
als Barkeeper Charly – Deutsch: Er selbst
Hans Nielsen als Jeff,
Bürgermeister von Powder City – Deutsch: Arnold Marquis
Aldo Sambrell als Jake, Vallone's Handlanger – Deutsch:
Martin Hirthe
Antonio Molino Rojo als Jeb, Vallone's Handlanger –
Deutsch: Lothar Köster
Angel
del Pozo als Josh, Seth Grande's Vorarbeiter – Deutsch: Arne
Elsholtz
Victor Israel als Hotelbesitzer – Deutsch: Gerd
Duwner
Carlos
Casaravilla als Richter von Glory City – Deutsch: Curt Ackermann
Santiago
Ontanon als Bürgermeister von Glory City – Deutsch: Heinz
Petruo
Alfonso Rojas als Farmer – Deutsch: ?
u.A.
Die Revolverhelden Brenner und Reese freunden sich während ihres Aufenthaltes in Powder City an. Beide wollen den Aufenthalt eigentlich zur Erholung und Vorbereitung nutzen, wobei Brenner hier bis vor acht Jahren lebte und eine Beziehung mit Jade Grande hatte (Der genaue Grund, warum er damals wegging, wird im Film nicht thematisiert; daß er sie wiedersehen würde, war wohl kaum vermeidbar). Brenner und Reese wissen nicht, daß ausgerechnet sie beide es sind, die sich für Geld haben verpflichten lassen, später im benachbarten Glory City das dort alljährlich anlässlich des Stadtfestes ausgetragene Duell auf Leben und Tod abzuliefern (In mancher Bewerbung als grosse Finalüberraschung angekündigt, weiss der Zuschauer das im Gegenteil zu den Hauptdarstellern bereits nach weniger als einer halben Stunde Spielzeit).
Beide zögern anfangs, doch Gerechtigkeitsverliebt wie sie sind, stehen sie in Powder City dem Rancher Seth Grande (Jade's Vater) und den auf seinen Ländereien angesiedelten Farmern gegen den skrupellosen Jack Villaine (der nach Grande’s Ländereien giert und dabei auch vor Mord nicht zurückschreckt) und seine Bande bei. Gemeinsam gelingt es ihnen, den Guten zum Sieg zu verhelfen.
Am Tag des Duells in Glory City verlässt Brenner (der inzwischen wieder mit Jade liiert ist) die Stadt, ohne sich von Reese zu verabschieden. Beider Überrasching ist gross, als sie sich am Nachmittag als Gegner gegenüberstehen- das feierwütige Volk von Glory City fordert das Leben von einem der beiden...
Der bereits seit nach dem zweiten Weltkrieg viel und vielseitig tätige Berliner Produzent Artur Brauner und seine CCC-Film fielen in den Neunzehnhundertsechziger Jahren vor allem dadurch auf, daß Brauner sich an die immens erfolgreichen Edgar Wallace- und Karl May-Filmreihen „heranhing“, indem er, oft (solange es eben ging, bevor es Exklusivverträge gab) mit aus diesen Reihen bereits bekannten Schauspielern, ebenfalls Stoffe der beiden Autoren, beziehungsweise im Falle von Wallace solche dessen Sohnes Bryan Edgar und von May zumeist die Kara Ben Nemsi-Geschichten, verfilmen liess. Dabei gelang es ihm tatsächlich, mehr als nur zu kopieren, und, zumindest zumeist, gleichwertige und auch ebenso erfolgreiche Filme herzustellen, die sich fast nahtlos in die Reihen eingliedern lassen. Grosse Erfolge feierte er damals auch mit den „Dr.Mabuse“-Krimis, die quasi im Fahrwasser der Wallace-Reihe entstanden.
Nachdem er 1964 mit „Old Shatterhand“ den wohl insgesamt aufwendigsten (soll heissen: teuersten, und deutlich auf den US-Markt schielenden) Karl May-Film hergestellt hatte, liess sich Brauner für „Die Hölle von Manitoba“, die im Gegensatz zu fast allen europäischen Western dieser Jahre nicht in Kroatien, sondern komplett in Spanien gedreht wurde (wie zum Beispiel auch der Italowesternvorreiter „Der letzte Ritt nach Santa Cruz“), einen ganz neuen Besetzungs-„Kniff“ einfallen: die als Blutsbrüder Winnetou und Old Shatterhand in Deutschland enorm populären Schauspieler Pierre Brice und Lex Barker treten auch hier gemeinsam auf- allerdings in (völlig) anderen Rollen. Brauner erhoffte sich damit natürlich einen kommerziellen Erfolg, der jedoch eher ausblieb- offenbar wurden die beiden Darsteller zu der Zeit vom Kinopublikum in anderen Rollen nicht angenommen, zudem mag aber auch die ungewöhnliche Stimmung des Films an sich dafür verantwortlich gewesen sein und manche, die die May-Western-Mainstreammentalität gewöhnt waren, abgeschreckt haben.
Der Film bewegt sich grösstenteils abseits der (damals inzwischen schon eingefahrenen Westernfilm-)üblichen Pfade. Intelligent findet er seinen ganz eigenen Weg. Leider anfangs auch mit ein paar Längen, wie einem überflüssigen Pokerspiel und der etwas motivationslos reingepackten Vorgeschichte zwischen Brenner und Jade, wird er in seinem ersten (nicht nur zeitlich dominierenden) „Teil“ (faktisch ist er zwar getrennt in das, was in Powder City und dem, was in Glory City geschieht, doch inszeniert ist er wie aus einem Guss) zum spannenden Kampf um Gerechtigkeit (Konservative Filmmagazine zeigten zum Erscheinen des Films ihr Unverständnis mit der ihrer Meinung nach zu niedrigen FSK-Einstufung und kritisierten diese scharf. Doch ist der Film ohne Probleme ab 12 geeignet, da er mit harmlos choreographierten Prügeleien und unbluitgen Schiessereien auf unnötige Gewaltdarstellungen verzichtet- da ist er sich mit dem Karl May-Filmen einig).
Weniger als das letzte Viertel des Films steht dann das Duell in Glory City im Mittelpunkt (Tatsächlich könnte man den Film auch davor beendet haben, dann wär er halt nur doch etwas kurz). Der Übergang ist so unaufgeregt wie geschickt, der Schock über das Wiedersehen der beiden Helden zu solch unfreundlicher Gelegenheit bleibt ihnen beiden überlassen (Der Zuschauer weiss ja schon lange davon). Doch auch die beiden verarbeiten die Situation flott- daß jetzt eine ganze Stadt ihr Blut sehen will (welch ein Lohn für ihre Taten zuvor), bringt sie nur zum Lachen. Das originelle Ende setzt den Schlusspunkt- klasse, alles richtig gemacht, Lob für Drehbuch und Regie.
Außer, daß auch hier die Beziehung zwischen den beiden Hauptpersonen, die so dramatisch zu enden droht, eine grosse Rolle spielt, sind die Charaktere der Hauptdarsteller Brice und Barker weit von ihren damaligen Paraderollen und den damit verbundenen Images entfernt. Sie sind (charmante) coole Rauhbeine, prügeln und ballern, daß es dem Westernfan eine Freude ist, und kommen ob ihrer guten Herzen trotzdem immer sympathisch herüber.
Daß sie zu dicken Kumpels werden (und gemeinsam kämpfen), spielen beide glaubhaft und überzeugend (Westernuntypisch: Brice stets adrett gekleidet, Barker stets ohne Hut) zwischen Genretypisch und einem Schuss Selbstironie. Vom Kennenlernen an fällt es ihnen leicht, sich zu mögen, denn viel haben sie gemeinsam, viel verbindet sie.
Beide können hier zeigen, welch gute Schauspieler sie waren, und man merkt sowohl den Spaß, den der Film ihnen beiden gemacht haben muss, als auch, daß sie im wahren Leben und während der schon jahrelangen gemeinsamen Arbeit, inzwischen auch im echten Leben gute Freunde geworden waren. Da werfen sich zwei die Bälle zu, die den andern nur allzu gut kennen, spielen miteinander, und keiner nimmt dem anderen die Butter vom Brot. Ein Höhepunkt ihrer Leistungen ist dabei sicherlich der Showdown, doch ist er auch „nur“ der Höhepunkt dieser.
Die übrigen Darsteller agieren zwar gekonnt und routiniert, haben aber letztlich überwiegend nur Zuspielfunktion (zumal zum Beispiel die Könner Nielsen und Koch leider letztlich nur kleine Rollen haben)- der Film ist ein Brice/Barker-Duett vom Feinsten, und genau das macht seinen Reiz aus.
Tichy ist ein toller Schurke (ohne viel Facetten allerdings), Rigaud ein netter Netter, und am Rande fällt noch Victor Israel als Wendehals-Hotelbesitzer auf (immer bei denen, die gerade den grössten Vorteil für ihn zu versprechen scheinen).
Handwerklich gibt es nichts zu mäkeln und es wurde nicht an den falschen Stellen gespart- ruhige Kameraführung (mit für einen Western ungewöhnlich wenig Landschaft), lange Szenen durch unaufgeregten Schnitt, und typische Musik,
Fazit:
Winnetou und Shatterhand mal so ganz anders, und das Drumherum auch- ein ungewöhnlicher, pfiffiger, manchesmal mit ironischem Unterton versehener Eurowestern von Format.
Zugleich der einzige Western, den Brice und Barker neben den Karl May-Verfilmungen zusammen gedreht haben.
Keine der beiden Städte wird (auch nicht in der etwas behäbigen, aber ansonsten gelungenen deutschen Synchronisation) „Manitoba“ (eigentlich auch eine Provinz in Kanada) genannt- das gibts nur im reisserischen Titel.
Stab:
Regie: Sheldon Reynolds
Drehbuch: Edward Di Lorenzo, Jared Hayden Boyd (=F.X.Toole), Fernando Lamas
Laut Credits nach einem Roman von Jared Hayden Boyd
(Tatsächlich aber zusammengebastelt aus mehreren „Groschenroman“-Geschichten, die er als F.X.Toole schrieb)
Kamera: Federico G.Larraya
Musik: Angel Artega
Schnitt: Teresa Alcocer, Roberto Cinquini
Produktionsdesign: Heinrich Weidemann, Enrique Alarcón
Make Up: Heinz Stamm, José Maria Sanchez
Kostüme: Gerda Hannoscek, Italia Scandariato
Spezialeffekte: Manuel Baquero
Aufnahmeleitung: Francisco J.Tudela, José Luis Rubio
Herstellungsleitung: Miguel de Echarri, Siegfried Wallach
Produktionsleitung: Peter Hahne, Andrés Velasco
Produktion: Artur Brauner (CCC Film Berlin) mit Midega Film Madrid)
Der Film startete in den USA (als „A Place Called Glory“) im Juli 1966 und damit noch vor den ersten Italowestern mit Clint Eastwood.
Spoiler:
Beider Erschrecken über die Situation macht sich schliesslich in ihrem Lachen Luft, und den Menschen von Glory City wird klar- die tun sich nichts. Geschossen wird trotzdem, denn Reese und Brenner müssen sich gegen wütende Zuschauer zur Wehr setzen, was sie erfolgreich tun.
Dann lächeln sich die beiden Revolverhelden, deren Wege sich wieder trennen werden, an (Foto Links). „Wir sehn uns wieder!“ ist sich Brenner sicher (als nette Anspielung darauf, daß weitere gemeinsame Karl May-Filme der beiden da schon feststanden), und wie Reese richtig vermutet, wird er nun zu Jade Grande zurückreiten, um mit ihr zusammen zu leben. Der Bürgermeister von Glory City freut sich derweil: „Das war der beste Kampf, den wir je hatten!“, und in der Stadt geht die Party jetzt so richtig ab.
Ende.
Bodycount:
- Reese erschiesst einen von Villaine's Leuten, als der einen Farmer bedrängt.
- Als sie Seth Grande bei einem unfairen Duell gegen Villaine zu Hilfe kommen, erschiessen Brenner und Reese insgesamt Sechs von Villaine's Leuten, die aus dem Hinterhalt feuern (wollen).
- Brenner und Reese erschiessen Villaine, nachdem dieser Jade Grande angeschossen hat.
- In Glory City erschiessen Brenner und Reese vier „Bürger“, die die beiden Revolverhelden angreifen, weil diese sich nicht gegenseitig abknallen wollen.
(Insgesamt 12)