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Komplette Episodeninhalte mit Bodycounts und weitere
Fotos/Plakate
GB, 1967 – Originallänge: 96 min./Kino D: 93 min. – FSK 16
Originaltitel: Torture Garden
Drehzeit: Letztes Quartal 1966
Kinopremieren: GB- 10.November 1967; D- 9.Januar 1968
In Deutschland erfolgte keine Videoveröffentlichung, erst am 6.Dezember 2005 erschien der Film hierzulande auf DVD-
die in der deutschen Kinofassung fehlenden Szenen (darunter ein grosser Teil der Anfagssequenz mit der „Hinrichtung” einer Wachsfigur auf dem elektrischen Stuhl, von der dennoch ein deutsches Aushangfoto existiert, siehe Foto links)
sind mit Untertiteln eingefügt.
Darsteller:
Burgess
Meredith (als Dr.Diabolo/Rahmenhandlung)
– Deutsch: Arnold
Marquis
Peter Cushing (als Lancelot Canning/Episode 4)
–
Deutsch: Paul Edwin Roth
Jack Palance (als Ronald Wyatt/Episode 4
und Rahmenhandlung)
– Deutsch: Michael Chevalier
Clytie Jessop
(als Atropos/Rahmenhandlung und Cameos in allen Episoden*)
– Keine Sprechrolle(n)
Michael Ripper (als Gordon Roberts, Gast
Nummer Fünf/Rahmenhandlung) – Deutsch: Gerd Duwner
Michael
Bryant (als Colin Williams/Episode 1 und Rahmenhandlung) – Deutsch:
Wolfgang Draeger
Beverly Adams (als Carla Hayes/Episode 2 und
Rahmenhandlung) – Deutsch: Renate Küster
Barbara Ewing (als
Dorothy Endicott/Episode 3 und Rahmenhandlung) – Deutsch: ?
Maurice
Denham (als Roger, Colin's Onkel/Episode 1) – Deutsch: Hans
Hessling
Niall MacGinnis (als Dr.Silversmith/Episode 1) –
Deutsch: Alexander Welbat
Catherine
Finn (als Krankenschwester Parker/Episode 1) – Deutsch: ?
Barry
Low (als Landstreicher/Episode 1) – Deutsch: ?
Robert Hutton
(als Bruce Benton/Episode 2) – Deutsch: Gert Günther Hoffmann
John
Phillips (als Eddie Storm/Episode 2) – Deutsch: Martin
Hirthe
Bernard Kay (als Dr.Heim/Episode 2) – Deutsch: Gerd
Matienzen
Nicole Shelby (als Millie/Episode 2) – Deutsch:
?
David Bauer (als Mike Charles/Episode 2) – Deutsch: Friedrich
W.Bauschulte
John Standing (als Leo Winston/Episode 3) –
Deutsch: Jürgen Thormann
Ursula Howells (als Maxine Chambers,
Gordons Managerin/Episode 3) – Deutsch: Christine Gerlach
Hedger
Wallace (als Edgar Allan Poe/Episode 4) – Deutsch: Joachim
Nottke
Roy Godfrey (als Sammler/Episode 4) – Deutsch: ?
u.A.
*
In
Episode 1 als eine „Vision”
Colin's; in Episode 2 als Krankenschwester; in Episode 3 als Leo's
Mutter („nur”
auf einem Bild); in Episode 4 als Besucherin der Veranstaltung.
Für das Drehbuch dieses zweiten Films gewann man „Psycho“-Autor Robert Bloch, der um eine Rahmenhandlung herum, die in Amicus-Tradition zwischen den Episoden fortgesetzt wird, drei neue und zuvor unveröffentlichte Kurzgeschichten erdachte und eine von ihm bereits veröffentlichte adaptierte (Bloch schrieb dann auch das Drehbuch für die folgenden zwei Filme, wofür er dann jedoch öfter auf bereits zuvor von ihm publizierte Kurzgeschichten zurückgriff).
Als Besonderheit des „Foltergarten“ kann gelten, daß er der wohl für die Allgemeinheit insgesamt „durchkommerzialisiert-gefälligste“ Film der Reihe ist (was auffällt, jedoch dem Film nichts von seinem Reiz nimmt). Er schielt stark auf den amerikanischen Markt, ist etwas weniger roh als die anderen und der durchaus vorhandenen Ironie fehlt zumeist die typisch britische Schwärze. Letztlich unnötig, da alle Filme so oder so auch in den USA grosse Erfolge feierten. So bleibt dieser Film auch der einzige der Reihe mit zwei Amerikanern (Meredith und Palance) in tragenden Hauptrollen.
Der titelgebende „Foltergarten“ (englisch: „Torture Garden“) ist das Wachsfigurenkabinett eines Vergnügungsparks, das seinen Besuchern vornehmlich erschreckende Figuren und Darstellungen darbietet. Der Besitzer, der sich Dr.Diabolo nennt (und passenderweise gerne in Teufelsmaske auftritt), bietet fünf freiwilligen Zuschauern (wobei der fünfte- von dem wir nur erfahren, daß er angeblich Arzt von Beruf ist- keine eigene Episode hat, sondern nur einen Auftritt im Finale des Films) an, ihnen eine ganz besondere Attraktion zu präsentieren. Er führt sie zu der Wachsfigur der Atropos, einer der griechischen Schicksalsgöttinnen (die mit ihrer Schere den Lebensfaden der Menschen abschneidet), die sich jedoch als (mindestens ein bisschen) lebendig erweist und den Menschen der Reihe nach ihre Zukunft, und damit das ihnen drohende Schicksal, vorherzeigt, was für keinen der Besucher ein schönes Erlebnis werden wird…
Das, was den (zufällig in die Sache hineingeratenen) Protagonisten (die sich ja eigentlich nur etwas auf makabre Weise unterhalten lassen wollten) erst noch passieren wird, spielt hier die wesentliche Rolle (das war schon Thema im Vorgängerfilm gewesen). Es wird ihnen als vorherbestimmte Möglichkeit, nicht aber als unabänderlich präsentiert (so weist Dr.Diabolo ausdrücklich darauf hin, daß ein jeder selber für sein endgültiges Schicksal verantwortlich ist). Eines jedoch haben die Vorhersagen für alle gemeinsam- sie sind düster, schrecklich und ohne Happy End für den/die einzelnen.
Das Niveau aller Geschichten ist sehr hoch, die Wendungen gelungen, die Personen interessant- die Qualität kann sich zur letzten Episode hin noch steigern, und diese vierte und das dann folgende Finale setzen schliesslich einen furiosen Höhepunkt (der dem Wahnsinns-„Clou“ aus dem „Dr.Schreck“-Film zwar nicht ganz das Wasser reichen kann, aber dennoch sein Publikum ebenfalls überrascht und auch entsetzt zurücklässt).
Die Episode „Enoch“ eröffnet den kurzweiligen Geschichtenreigen und wir lernen Colin Williams kennen, der unfassbar skrupellos vorgeht, um von seinem Onkel das Geheimnis eines Schatzes zu erfahren, den dieser in seinem Haus gefunden hat- auch und schliesslich nicht nur über dessen Leiche. Michael Bryant spielt den von Beginn an fiesen und egoistischen Charakter des Colin mit wunderbarer Hingabe an die Rolle und konsequent als miese Type, der nur noch mieser wird, sobald es um irgendeinen Vorteil für ihn geht. So hat er letztlich auch kein Mitleid verdient (selbst dann nicht, als er um sein Leben betteln muss)- egal, wie auch sein eigenes Ende aussieht. Bryant liefert hier fast eine Art „Soloshow“ ab, die sich gewaschen hat, und bei der nur noch ein Tier mithalten kann. Grossartig gelungen sind die recht heftigen Mord(s)effekte und die Szenen mit einem telepathisch kommunizierenden und hinterlistigen Kater, von dem gar nicht erst versucht wird, ihn niedlich rüberzukommen zu lassen.
Weiter
geht es mit „Terror Over Hollywood”, einer bösen und satirischen
Abrechnung mit dem Filmgeschäft an sich und seinen Beteiligten.
Sowas und in derlei (auch textlicher) Konsequenz wie hier darf sich
wohl auch nur ein Horrorfilm trauen, ohne daß die Verantwortlichen
später Nachteile befürchten müssen. Schauspieler sind in dieser
Episode extrem karrieregeil (was die Schauspieler sehr lebensecht
darstellen), in einem Business, in dem nur eins zählt: Hauptsache,
man bleibt äusserlich jung, um jeden Preis, und wird (nicht nur
sozusagen) unsterblich
(Ira Levin könnte hier gut zugeguckt haben, denn ein bisschen was
von dieser Episode findet sich durchaus in seinem berühmten Roman
„Die Frauen von Stepford“ aus dem Jahr 1972 wieder).
Das
gar seltsame Verhältnis zwischen einem Musikinstrument und seinem
Besitzer behandelt Episode drei, „Mr.Steinway“. Eine bezaubernde
Barbara Ewing spielt die zunächst etwas naive junge Frau, die
sich quasi zwischen den Mann und sein Klavier schieben will, und dann
im wahrsten Sinne des Wortes von letzterem beiseite geschoben wird.
Zwar die schwächste Episode (auch, weil sie vom vorherrschenden
Thema im Film, dem menschlichen Streben nach immer
mehr,
abweicht), und auch recht vorhersehbar, doch dank der Darsteller und
des flotten Erzähltempos dennoch kein echter Ausfall.
Burgess Meredith, der genau zur damaligen Zeit auch den Batman-Fernsehserien-Fiesling „Pinguin“ spielte, und dank zahlreicher Horrorfilmrollen wie in „Hexensabbat“ (1976) später durchaus schon so eine Art Genreikone war (im Mainstream aber vor allem als „Rocky“´s Trainer bekannt bleibt), gibt einen wunderbar durchgeknallten, undurchschaubaren „Gastgeber“, irgendwo zwischen einem vergnüglichen Entertainer mit Sinn für Showeffekte und einer zwielichtigen Gestalt, die sich (immer wieder erkennbar schadenfroh) an den Reaktionen seiner Besucher erfreut. Eine gute Wahl für die Rolle, die nach ersten Planungen eigentlich Peter Cushing bekommen sollte, der das sicher auch fantastisch gemacht, aber wohl noch mehr Assoziationen an den Vorgängerfilm geweckt hätte. Bei Clytie Jessop als Atropos (die, man schaue genau hin, in jeder der Episoden, in jeweils einer anderen Rolle, einen winzigen Auftritt hat) ist man sich in ihren Szenen in der Rahmenhandlung nicht ganz sicher, ob ihr auffälliges „Wackeln“ nun Absicht (zusätzliche Beängstigung oder Irritation des Zuschauers) war, oder nicht, denn „eigentlich“ erscheint sie dort nur als (ohnehin beeindruckend echt wirkende) Wachsfigur.
Mit dem recht simplen und doch einschüchternden Werbespruch „Trauen Sie sich zu sehen, was Dr.Diabolo sieht?“ macht ein Film auf sich aufmerksam, der glänzend unterhält und gruselt und der technisch frei von jedwedem Mangel ist- dieser Foltergarten ist seinen Besuch unbedingt wert.
Britgruselfachmann Freddie Francis (der in seinem erlernten Beruf als Kameramann übrigens zweifacher Oscar-Preisträger geworden ist) hat virtuos und jeden Teil auf den Punkt inszeniert, mit dem richtigen Händchen für den ein und anderen (bis auf die besonders blutige Auftaktepisode zumeist zurückhaltenden) Effekt an der richtigen Stelle und mehrdimensionalen Charakteren, die allesamt bleibenden Eindruck hinterlassen, sei ihr Auftritt auch kurz. Einem spielfreudigen Ensemble seis ebenfalls gedankt.
Farbenfrohe Bilder einer Kamera, die gerne aus ungewohnten Winkeln heraus gefilmt hat, und eine Musik, die passt und unterstreicht, aber niemals stört, runden den fesselnden Genuss für sowohl den erfahrenen Liebhaber dieser Art von Film als auch für einen Neuling im Genre ab.
Fazit:
Die Amicus konnte es eben besonders gut, und den Zuschauer freuts, erschreckts und unterhälts aufs Beste.
Die deutsche Synchronisation ist besonders sorgfältig gemacht und bis in die Nebenrollen hochkarätig besetzt.
Stab:
Regie: Freddie Francis
Drehbuch: Robert Bloch
Kamera: Norman Warwick
Musik: Don Banks, James Bernard
Schnitt: Peter Elliott (Assistenz: Chris Kelly)
Ton: Ken Rawkins (Tonschnitt: Ken Rolls)
Produktionsdesign: Bill Constable
Art Direction: Don Mingaye, Scott Slimon
Szenenbild: Andrew Low
Make Up: Jill Carpenter
Regieassistenz: Derek Parr
Produktionsleitung: Tony Wallis
Produktion: Max J.Rosenberg, Milton Subotsky
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