Deutscher Titel: DIE FÜNF GEFÜRCHTETEN
Später auch als: * (siehe unten)
Italien, 1969 – 105 min. – FSK 16
Originaltitel: Un esercito di cinque uomini (=deutsch: Eine Armee von fünf Männern)
Drehzeit: März/April 1969
Kinopremieren: Italien- 16.Oktober 1969; D (erstmals)- 26.März 1970
Inhalt:
Während des mexikanischen Bürgerkrieges (ab 1910):
Der hier ansonsten namenlose Bürgerkriegsveteran “Dutchman” (Peter Graves, der unvergessene “Mission:Impossible”/”Unmöglicher Auftrag-Kobra, übernehmen Sie”-Fernsehteamanführer) wird von mexikanischen Revolutionären beauftragt, einen Zug auszurauben, der Gold im Wert von einer halben Millionen US-Dollar für den mexikanischen Präsidenten ins Land bringt. Nur einen Lohn von tausend Dollar soll dafür jeder der Beteiligten erhalten, der Rest des Geldes soll “für die Revolution” sein. Als Mitstreiter wählt er sich den furchtlosen Kraftprotz Mesito, den ehemaligen Zirkusakrobaten Dominguez, den Sprengstoffspezialisten Augustus und den schweigsamen Japaner, der sich selbst Samurai nennt.
Nicht nur, daß sie zwischendrin noch dem Rebellenanführer Manuel Esteban das Leben retten und sich aus der Gefangenschaft von Regierungstruppen unter dem Befehl des sadistischen Capitan Gutierrez befreien müssen, auch der Zugraub wird beileibe kein Kinderspiel. Zwar hat der “Dutchman” einen genialen Plan ausgetüftelt, doch sind seine Mitstreiter letztlich wirklich bereit, auf das Gold zu verzichten, und nur damit zufrieden, als Helden der Revolution(äre) dazustehen?
(Fortsetzung siehe ganz unten)
Hintergründe/Bewertung:
Es geht fast ein wenig gemächlich los bei diesem Film, ein relativ langer Vorspann, unterlegt mit Bildern des mexikanischen Bürgerkrieges ohne weitere Erklärungen, eine (auch von Morricone) ungewohnt getragene Intromusik (später wird die Musik noch einges zulegen und zum Sahnehäubchen mit Rockgitarren und für ihn typischen Chor werden), und eine erste Viertelstunde, in der nichts wirklich wesentliches passiert (und dennoch keine Langeweile aufkommt). Aber dann... erleben wir ein eher unbekanntes Kleinod aus der Blütezeit des italienischen Westerns, einen besonderen Höhepunkt des Genres, und das nicht obwohl, sondern gerade weil er in einigem ganz anders ist, als man es gewohnt ist und auch, als man es erwartet, und auch trotz (oder gerade wegen) eines Storygerüsts, das es so ähnlich wohl schon ein-, zweimal gegeben haben mag.
Von Beginn an ergreift der Film eindeutig Partei für die Revolutionäre- die kämpfen für eine gute Sache, die Soldaten dagegen sind unverhältnismässig brutal und unterdrücken das Volk und dessen Freiheitsbestrebungen. Oder, wie es der „Dutchman“ ausdrückt, „manche sterben für Geld (was er vielleicht sogar auf die fünf bezieht)-andere für eine gute Sache!“- so opfern sich denn auch im Verlauf folgerichtig einige der Revoluzzer, damit die fünf ihren Job überhaupt angehen können.
Dem Film reichen ein paar kompakte (aber dabei nicht vollgestopfte) Minuten, um die Charaktere ausreichend einzuführen und die Sache mit dem Zug vorzustellen. Der „Dutchman“ (Peter Graves in Topform) ist der Boss der Gruppe, ohne wenn und aber, er sagt, was zu tun ist, die andern gehorchen; der hier und da zweifelnde Augustus (ein überzeugender James Daly, im Jahr davor auf dem originalen „Planet der Affen“, dessen dritten Teil übrigens Regisseur Taylor verantwortete) ist vielleicht der einzige, der ihm Widerworte geben darf, und hat ohne Frage den gefährlichsten Job bei der Sache; Mesito (Bud Spencer kann, obwohl auch hier auch ein Haudrauf und Vielfrass, tatsächlich richtig gut schauspielern) wird wegen seiner Kraft gebraucht (wer sonst kann schon in Rekordzeit Gleise per Hand verlegen?); Dominguez (Italiens verschmitzter Charakterkopf Nino Castelnuovo) und der schweigsame „Samurai“ (Bond-erprobt und auch ohne Worte beeindruckend: Tetsurō Tamba) sind eher fürs Gegner ausschalten “gebucht”. Sehr unterschiedliche, von den Autoren (darunter der spätere Giallomeister Dario Argento, der unbestätigterweise auch bei der Regie mitgearbeitet haben soll) höchst interessant gezeichnete Charaktere, die alles in allem wie ein Uhrwerk miteinander funktionieren und sich blind aufeinander verlassen können. Jeder weiss genau um seine Aufgabe.
Schliesslich, minutiös geplant und, mit Ausnahme richtig gut geschriebener und getimter Probleme (noch nie so glaubhaft gesehen, daß ein Mensch ohne Superkräfte einen rollenden Zug einholen kann), auch so ausgeführt, steht der Coup im Mittelpunkt der zweiten Filmhälfte- die die Qualitäten des Films weiter betonen und ausspielen kann.
Links: Claudio Gora; rechts: Carlo Alighiero |
Da der Coup leise ablaufen muss, wird hier auch leise gestorben, statt mit Pistolen werden die Zugbeschützer mit Messern und sogar Steinschleudern ausgeschaltet- muss man im Genre auch erst einmal drauf kommen. Auffallend wenig Blut ist dabei zu sehen, und die deutsche ab 16-Freigabe erscheint nur selten, wenn überhaupt, gerechtfertigt- wohl eher eine Bewertung aus Prinzip (Italowestern=brutal) als aus tatsächlichem Anschauen des Films. Man fragt sich, wie wohl eine Wiedervorlage bei der FSK abschneiden würde.
Bei diesem Western stimmt einfach alles, und man lasse sich bloß nicht von den späteren Wiederveröffentlichungen des Films (in der Bewerbung ganz zugeschnitten auf Bud Spencer und sein “lustiges” Westernimage) irritieren- “Die fünf Gefürchteten” haben nichts, aber auch rein gar nichts mit Klamauk zu tun, wenn mal ein ironischer Dialog aufblitzt, ist er zu fies um wirlich lustig sein zu können. Also unbedingt auf das “Original” achten, nur da weiss man, was man hat, und bekommt den Film so, wie er gedreht wurde und gemeint ist. Die Vorstellung, daß “man” mittels Neusynchronisation und Rumumgeschnippel einen “Spencer” draus gemacht hat, bringt mich zur Weissglut.
Fazit:
Braucht sich überhaupt nicht zu verstecken hinter den „berühmteren“ Filmen und so genannten Klassikern des Genres, im Gegenteil, seine Originalität und seine Individualität machen ihn selbst zu einem solchen.
Das Bild auf heutigen Veröffentlichungen ist einwandfrei, der Ton aller Sprachfassungen etwas leise, aber dafür gibt es ja Lautstärkeregler.
Darsteller:
Peter Graves als “The Dutchman” -Deutsch: Michael Chevalier
Bud Spencer als Mesito -Deutsch: Alexander Welbat
James Daly als “Captain” Augustus Bennett -Deutsch: Wolfgang Amerbacher
Tetsurō Tamba als “Samurai”-keine Sprechrolle
Nino Castelnuovo als Luis Dominguez -Deutsch: Christian Brückner
Claudio Gora als Manuel Esteban -Deutsch: Helmut Heyne
Carlo Alighiero als Gutierrez -Deutsch: Rolf Schult
Daniela Giordano als Maria -keine Sprechrolle
u.A.
Regie: Don Taylor
Regieassistenz für rein italienische Dialoge: Italo Zingarelli
Drehbuch: Marc Richards, Dario Argento
Musik: Ennio Morricone – Kamera: Enzo Barboni – Schnitt: Sergio Montanari
Art Direction: Enzo Bulgarelli – Szenenbild: Ennio Michettoni
Regieassistenz: Stefano Rolla – Produktion: Italo Zingarelli
Da der Film in englisch gedreht wurde, wurde er für Italien von durchgehend anderen Schauspielern nachsynchronisiert, so daß die Originaldarsteller nur in der englischsprachigen Fassung mit ihren eigenen Stimmen zu hören sind.
* Kinowiederaufführung in D am 8.Juli 1983 als „Die fünf Gefürchteten und ein Halleluja“, schon in offensichtlicher Anspielung auf die Spencer/Hill-Filme;
ab der Videoverwertung lag das Hauptaugenmerk der Vertreiber auf Bud Spencer und die zu ihm „passenden lustigen“ Titel „Der Dampfhammer“ und „Dicker, laß die Fetzen fliegen“.
Die Cover hier dienen als Warnung- Finger weg davon!
Spoiler:
Dank des (fast „Mission Impossible“-reifen, ein Schelm der Absicht der Autoren dabei denkt) Plans gelingt der Goldraub. Der „Dutchman“, da Soldaten seine Frau ermordeten persönlich von der Revolution angetan, überzeugt seine Kumpane schliesslich davon, daß diese das Gold nicht doch noch aufteilen, sondern den Revolutionären übergeben.
So werden alle fünf zu gefeierten Helden der Revolutionäre... Happy End und das ist auch gut so, und der "Samurai" bekommt seine süsse Maria, die ihn schon zu Beginn angelächelt hatte.