(56) Veröffentlicht: 02.November 2019/Update: 31.März 2020

> Einführung in die Filmreihe
(Film 2 von 5)

> Filmplakate

GB/D, 1966
Originalfassung: 90 min. - Kino D: 81 min./FSK 16
Originaltitel GB: The Brides Of Fu Manchu
Alternativer deutscher TV-Titel: Jagd auf Dr.Fu Man Chu
Drehzeit: Januar/Februar 1966 komplett in England (auch Studioaufnahmen)
Kinopremieren: D und GB- 2.September 1966


Darsteller: 
Christopher Lee als Dr.Fu Man Chu – Deutsch: Herbert Weicker
Douglas Wilmer als Terence Spencer (
im Original: Nayland Smith) – Deutsch: Friedrich Schoenfelder
Heinz Drache als Franz Baumer
Marie Versini als Marianne Lenz, seine Verlobte – Deutsch: Cordula Trantow
Howard Marion-Crawford als Dr.Petrie – Deutsch: Klaus W.Krause
Tsai Chin als Lin Tang, Fu Man Chu's Tochter – Deutsch: Marianne Lutz
Harald Leipnitz als Nikki Sheldon
Rupert Davies als Professor Jules Merlin – Deutsch: Hans W.Hamacher
Carole Grey als Maggie, seine Tochter (
im Original:
Michelle) – Deutsch: Renate Heilmeyer
Kenneth Fortescue als Polizeisergeant Spicer – Deutsch: Michael Chevalier
Roger Hanin als Poilizeinspektor Pierre Grimaldi (Paris) – Deutsch: ?
Joseph Fürst als Professor Otto Lenz, Mariannes Vater – Deutsch: Hugo Schrader

Poulet Tu
* als Lotus, Smith's Sekretärin – Deutsch: ?
Ric Young
** als Assistent von Fu Man Chu – Deutsch: ?
Salmaan Porzada als Abdul – Deutsch: Joachim Ansorge
u.A.

* In gleicher Rolle auch in Teil 1 dabei
** In anderer Rolle auch in Teil 1 dabei

Heinz Drache und Harald Leipnitz sprachen sich sowohl in der Original- als auch in der deutschen Fassung selbst; bei Joseph Fürst ist nicht verifizierbar, ob er in der Originalfassung (auch) synchronisiert wurde. 


Regie: Don Sharp
Drehbuch: Peter Welbeck (=Harry Alan Towers), Don Sharp
Nach Charakteren von Sax Rohmer
(Im Vorspann wird ein Roman als Vorlage angegeben, der den englischen Titel des Originalfilms tragen soll-
es gibt jedoch nur den Roman "The Bride Of Fu Manchu" von 1933) 
Kamera: Ernest Steward
Musik in der Originalfassung: Bruce Montgomery
Musik in der deutschen Fassung: Gert Wilden
Schnitt: Allan Morrison
Ton: Len Abbott, John Bromage
Ausstattung: Frank White
Kostüme: H.Haynes, T.Haynes
Make Up: George Partleton
Regieassistenz: Barrie Melrose
Produktionsleitung: John Comfort
Produktion: Harry Alan Towers, David Henley
Inhalt:
1924 und damit (Zitat von Smith/Spencer in diesem Film) „ein paar Jahre“ nach den Ereignissen des ersten Teils: Der brutale Dr.Fu Man Chu (mitnichten im Finale des ersten Films gestorben, ohne daß uns Zuschauern erklärt wird, wie er das gemacht hat) hat sich wieder etwas neues einfallen lassen, um endlich sein Ziel zu erreichen- der alleinige (Be-)Herrscher der Welt zu werden. Er will nun mittels zerstörerischer Energiewellen alle Macht an sich reissen. Damit Wissenschaftler ihm die nötigen Sender und Empfänger herstellen, entführt er deren Frauen oder Töchter (die Titelgebenden 13 Sklavinnen, von denen eine früh getötet, und die letzte erst noch entführt werden wird) als Druckmittel. Skrupellos lässt er als erste Demonstration seiner Macht ein Schiff mit über 2000 Menschen an Bord explodieren.
Der Polizei gelingt es, den von Fu Man Chu erpressten Wissenschaftler Lenz gegen Franz Baumer, den Verlobten von dessen Tochter Marianne
(ein Schmankerl im Film, daß es Fu Man Chu's Leuten erst im dritten Versuch innerhalb von zehn Filmminuten gelingt, die Frau zu entführen), auszutauschen, und so gelangt Baumer in des Schurken Hauptquartier, wo er allerdings schnell entlarvt wird...
Spoiler:
Mit Hilfe des abtrünnigen Abdul (und unerwartet plötzlicher beeindruckend-furioser Kampfkünste der Mädels) gelingt es Baumer, die Geiseln zu befreien. Professor Lenz kann nun in London einen zweiten verheerenden Anschlag Fu Man Chu's auf eine grosse Politikerweltfriedenskonferenz verhindern, indem er die Energiewellen erfolgreich überlagert und sich die Kraft dieser nun gegen Fu Man Chu's Maschine richtet.
Von einer Anhöhe aus beobachten die Entkommenen, wie das Hauptquartier des Bösen (mal wieder) in die Luft fliegt. Sie gehen davon aus, daß Fu Man Chu nun endgültig tot sei („Da lebt bestimmt keiner mehr!“).
Doch mindestens wir Zuschauer werden eines Besseren belehrt, wenn aus dem Off die Stimme des chinesischen Schurken “Sie irren sich- ich lebe!“ ver- und den nächsten Teil damit ankündigt.

Besprechung:
Nach einer kurzen Rückblende zu den letzten Sekunden des ersten Films (die es nur in der deutschen Fassung gibt) macht der Film sogleich klar, daß Fu Man Chu und seine Tochter überlebt und nichts an ihrer Bosheit eingebüsst haben. „Sie sind ein gottverfluchter Sadist!ruft der (da noch) zur Zusammenarbeit unwillige Professor Merlin dem Oberschurken (zu Recht) zu, während man ihm erst demonstriert, daß man in der Lage wäre, seine eigene Tochter dazu zu bringen, ihn zu erstechen, um dann eine der „Sklavinnen“ in einer Schlangengrube zu töten. Wer kann denn da noch standhaft bleiben, und so wird auch Merlin (der auf eine Weise sogar merklich fasziniert ist von dem, was der Böse da dieses Mal ausgeheckt hat) zum Gehilfen.
In London derweil wird dem ewigen Gegner Fu Man Chu's, Commissioner Smith (in Deutschland diesmal: Spencer) klar, daß sein Erzfeind lebt und wieder aktiv ist. Auch diesmal kommt der Polizei wieder ein Privatmensch zu Hilfe (geduldet illegal sozusagen, vor allem wenn er mittels einer „Wahrheitsdroge“ an wichtige Informationen kommt), und ganz wie in den Wallace-Filmen jener Zeit gilt auch hier: ist es nicht der „Blacky“ Fuchsberger, ist es der Heinz Drache (in einer nahezu 1:1-Kopie zum ersten Film). Es mag Geschmackssache sein, wen von beiden man mehr mag, aber auch in diesem Film wirkt Drache weit steifer und zurückhaltender als Fuchsberger, auch, wenn er sich Mühe gibt, die Rolle zu rocken (tatsächlich mehr als in manchem Wallace) und seine Prügelszenen sehr überzeugen. Ganz besonders in Erinnerung bleibt dann die Szene nach Prügelei eins, wenn Drache mit links mit mehreren von Fu Man Chu's Gehilfen fertig wird und ihm danach seine Haare à la Sid Vicious zu Berge stehen (womit wir wissen, woher diese Kurzhaarfrisur vieler Punker kommt).
Film Zwei der Reihe bietet (auch technisch) kaum grosse Überraschungen (muss er auch nicht, das Reihenkonzept funktioniert) gegenüber seinem Vorgänger (allerdings ein paar Requisitenfehler mehr, so entsprechen sowohl die Outfits der „Sklavinnen“ als auch manches Auto deutlich eher einem damals aktuellen Sechzigerjahre-Look als dem der Zeit, in der der Film spielt). Doch was sich im ersten Film bewährt hat, greift auch hier. Die Geschichte ist eine zwar etwas hanebüchene, aber nachvollziehbare Melange aus nicht allzu schockierenden Schockelementen (über die FSK 16 lässt sich mindestens in der deutschen Fassung mehr als diskutieren), Science Fiction-Anteilen und düsterem Thriller, flott und ohne Hängerszenen dahergebracht und mit einfach gezeichneten, aber doch durchweg unterhaltenden Charakteren versehen- man weiss sofort, bei wem man woran ist.
Bei der Musik gibt es in der deutschen Fassung jedoch keine Verbesserungen zum Vorgängerfilm, sie spielt sich erneut etwas aufdringlich und „modern“ gemacht in den Vordergrund, und der an etlichen passenden und gerne auch unpassenden Stellen ertönende „Fu Man Chu-Tusch“ nervt einfach nur, statt die Spannung in der jeweiligen Szene zu betonen.

Manch Macke hat (wie bei jedem Film der Reihe), und das trotz toller Stimmen, die deutsche Synchronisation, die gegenüber den Originaldialogen arg abgehackt und statisch klingt (was nur selten an den wieder mal häufigen Schnibbeleien der Handlung liegt). Hier wurde teils sehrphantasievoll“ und hier und da zu Lasten der Logik übersetzt. Das beginnt schon beim Titel (siehe unter dem Fazit)- im Original wird zudem schon in einem der ersten Sätze zwischen Smith/Spencer und Petrie jegliche Sklavenhandelstheorie zum Verschwinden der Frauen als Unsinn abgetan.
Und daß aus einem deutschen Wissenschaftler und seiner Tochter des Originals mal so eben Franzosen werden- diesen Blödsinn hat sich
auch hier der deutsche Verleih ausgedacht.
Christopher Lee (der hier sichtlich Spaß an seiner Rolle hat, obwohl er sie später- siehe Film Eins- eher kritisch sah) ist wieder der erwartete und grossartige Schurke der Schurken, da sagt ein Blick mehr als viele Worte, und allein die Mimik ist beste Schauspielkunst; Tsai Chin als seine Tochter (und Erbin des Bösen-Gens) setzt hier noch was drauf zum Vorgänger- noch regungsloser bei allem was sie tut, noch skrupelloser bei allem, wie sie es tut, macht sie Papa alle Ehre- und verdient gerade wegen ihrer gelinde gesagt wenigen Gesichtsausdrücke den Titel „Queen Of Cool“. Ein nicht nur interessantes, sondern auch gut gespieltes und gezeichnetes Verbrecherpaar. Douglas Wilmer ist als Nayland Smith (der in der deutschen Fassung deswegen in Spencer umbenannt wurde, weil der Schauspieler nach Film Eins wechselte, was dann aber ab Film Drei auch dem deutschen Verleih doch egal war) nicht so besserwisserisch und etwas von oben herab agierend wie sein (ihm äusserlich recht ähnlicher) Vorgänger Nigel Green in der Rolle. Der Charakter scheint diesmal bewusst sympathischer gezeichnet zu sein, was Wilmer gut herüberbringt- er durfte im Gegensatz zu seinem Vorgänger Green denn auch die Rolle im nächsten Film der Reihe noch einmal wiederholen. Besonders stark gespielt (von beiden) sind die gemeinsamen Auftritte mit dem hier etwas (was ein Fehler ist) weniger als im Vorgänger auftretenden Howard Marion-Crawford als sein Duz-Freund, der kauzig-hilfreiche Pathologe Dr.Petrie.
Die in Deutschland damals als „Winnetou's Schwester“ bekannte und sehr beliebte Französin Marie Versini wiederholt in ihren eher wenigen Szenen quasi die Fehler ihrer „Vorgängerin“ Karin Dor: als ebenso jammerig-schwächlich dargestellt und ebenso gelangweilt ihren Part abliefernd. Da legt jede der „Sklavinnen“ mehr Elan in ihren Miniauftritt, vor allem Carole Gray macht das hervorragend. Auch Harald Leipnitz bekommen wir alles in allem nur kurz zu sehen (und fast noch schneller als Ganoven entlarvt, ohne zu verstehen, warum er bei den Bösen ist, scheint er doch ein alter Freund von Marianne Lenz zu sein)- für die Rolle hätte es keinen Schauspieler seines Formats gebraucht.

Fazit:
Da brauchte es keine tiefgreifenden Änderungen und keine Experimente; Regisseur Don Sharp hats auch in der Fortsetzung wieder drauf- kompromisslose, direkt und flott-kurzweilig voll auf die Zwölf- Trashaction par excellence, ohne auch nur den Hauch von Persiflage, mit viel „manuellen“ Schlägereien und wenig getricksten Actionszenen, deren Effekte wie die Schiffs- und die Finalexplosion recht enttäuschend und fast unfreiwillig lustig sind.
Die 13 Sklavinnen (im Original: Bräute) übrigens sind für die Geschichte ziemlich unwichtig (und müssen auch weder Sklavendienste verrichten, noch Fu Man Chu anderweitig zu Diensten sein, sie sind schlichtweg „nur“ Geiseln, deren Willen Fu und seine Tochter brechen können), machen sich aber gut im Titel und vor allem auch zum Ansehen.

Bodycount:
- Die „Sklavin“ Shiba stürzt in eine Schlangengrube und stirbt. Die hypnotisierte Maggie schneidet ihr auf Befehl Fu Man Chu's die Haare ab, die Shiba zuvor statt Seilen festgehalten hatten.
- Beim ersten Versuch, Marianne Lenz zu entführen, bricht Baumer in Notwehr einem Diener Fu Man Chu's den Schädel.
- Beim zweiten Entführungsversuch erdrosselt ein Diener Fu Man Chu's einen Krankenhausangestellten.
- Bei der von Fu Man Chu verursachten Explosion des Schiffes „Windsor Castle“ sterben über 2000 Menschen
- Bei den finalen Kämpfen zwischen Gut Und Böse werden mehrere Diener Fu man Chu's erstochen oder erschossen
- Fu Man Chu erschiesst seinen Assistenten, da dieser die Apparatur abschalten wollte, weil er erkannte, daß es zur Überlagerung der Energiewellen kommen würde
- Es ist anzunehmen, daß bei der Explosion des Schurkenhauptquartiers weitere Diener Fu Man Chu's ums Leben kamen