(Film 1 von 5)
> Filmplakate
GB/D, 1965
Originalfassung: 92 min. - Kino D: 83 min./FSK 12
Originaltitel GB: The Face Of Fu Manchu
Drehzeit: Im Januar 1965, komplett in Irland (auch Studioaufnahmen)
Kinopremieren: D und GB- 6.August 1965
Der deutsche Dialekt der vier Darsteller in der Originalfassung passte auch zum Film, da die Charaktere ausser Mosbacher's im Originalfilm Deutsche sind***.
Regie: Don Sharp
Drehbuch: Peter Welbeck (=Harry Alan Towers)
Nach Charakteren von Sax Rohmer (Den im Vorspann als Vorlage angegebenen Roman mit dem englischen Titel des Originalfilms gibt es nicht )
Kamera: Ernest Steward
Musik in der Originalfassung: Christopher Whelen
Musik in der deutschen Fassung: Gert Wilden
Schnitt: John Trumper
Ton: Ken Cameron, Fred Hughesdon
Ausstattung: Frank White
Make Up: Gerry Fletcher
Regieassistenz: Barrie Melrose
Produktionsleitung: John Comfort
Produktion: Harry Alan Towers
Inhalt:
Anfang der 1920er Jahre (wie ein Zitat in Film 2 verrät).
Nur scheinbar wurde der chinesische Superverbrecher Dr.Fu Man Chu in seiner Heimat um seinen Kopf gekürzt, denn es gelang ihm, anstatt seiner einen Doppelgänger hinrichten zu lassen. Um sich fürchterlich zu rächen, taucht er nun in London, der Stadt seines grössten Widersachers Nayland Smith (der ihn in China den Behörden ausgeliefert hatte), auf, und droht, Hunderttausende mithilfe eines Giftes (einem Extrakt aus Bergmohn aus Fu Man Chu's Heimat) zu töten, wenn man seine absurd hohen Forderungen nicht erfüllt.
Er zwingt Professor Merten, ihm bei der Herstellung des Giftes behilflich zu sein, indem er dessen Tochter Maria entführt, und macht sich dann daran, aus dem Museum Papiere zu stehlen, die er ebenfalls benötigt.
Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen, schreckt er auch nicht davor zurück, sein Bergmohngiftgas gegen die Bevölkerung einzusetzen.
Einen skrupelloseren, aber auch intelligenteren und schwerer zu fassenden Schurken hat man noch nicht erlebt, und Smith muss sich nach Anfangsschwierigkeiten untereinander und trotz dessen Alleingängen mit Merten's Assistenten Jannsen verbünden, um gegen Fu Man Chu und seine Vasallen bestehen zu können...
Spoiler:
In den Tunneln unter London, wo Fu Man Chu sein Versteck hat, kommt es zu heftigen Kämpfen zwischen Gut und Böse, doch der Verbrecher und seine Tochter können nach Tibet entkommen, wo es schliesslich zum endgültigen Showdown zwischen den Gegnern kommt. Smith und Jannsen gelangen dank einer Maskerade in Fu Man Chu's Heiligstes und deponieren dort Sprengstoff. Der Zuschauer sieht noch, wie der Schurke ahnt, was passieren wird, und zu seiner Tochter sagt „Ich brauche schnell einen genialen Einfall, sonst sterbe ich!“- dann fliegt sein Palast in die Luft.
Die rechtzeitig entkommenen Helden beobachten aus der Ferne, nun scheint der Schurke tot, doch- siehe Besprechung.
Christopher Lee als Schurke und Tsai Chin als seine nicht minder böse Tochter... |
Besprechung:
Ein furioser und in jeder Hinsicht gelungen-unterhaltsamer Auftakt zur Reihe, auch wenn (insbesondere in der deutschen Schnittfassung) der Wechsel der Location nach Tibet zum Finale doch etwas schnell und nicht leicht nachvollziehbar vor sich geht, und man das Gefühl hat, irgendetwas fehlte hier doch am Geschehen. Auch die abschliessende Explosion des (eindeutig Miniaturmodell-)Palastes des Bösewichts kann als Trick nicht überzeugen, da hätte man ruhig etwas mehr Geld investieren können.
Produzent Towers hatte eine Fortsetzung bereits vor Film 1 geplant, und so macht spätestens der letzte Off-Dialog Fu Man Chu's („Sie irren sich- ich lebe!“) klar, daß das Ende letztlich offen und eine Fortsetzung zu erwarten ist. Diese macht dann direkt klar, daß Fu Man Chu tatsächlich (wieder) überlebt hat, auch wenn Towers dort auf eine grossartige Erklärung dafür einfach verzichtet. Auch in den folgenden Filmen sollte Fu Man Chu seiner gerechten Bestrafung immer in letzter Sekunde entkommen. Vermieden wurde dabei jedoch stets, ihn als unsterblich darzustellen, er nutzt offenbar (zumeist nie näher erläuterte) gerissene Tricks, er scheint einfach geschickt und hat dazu wohl oft noch das nötige Quentchen Glück.
Der gesamte Film ist kurzweilig und spannend, die Kampfszenen knackig, auch in der längeren Originalfassung (die sprachlich etwas flotter daherkommt als die leicht biedere deutsche Fassung) langweilt er nicht einen Moment. Die Handlung mag hier und da hanebüchen sein, ist in ihrer Weise aber schlüssig (die Mischung aus Krimi, Thriller und dosiertem Horror passt und ist gelungen, selbst den Blödsinn mit dem Gift aus Mohn kann man verzeihen) und die einzelnen Charaktere sind gut und auf den Punkt gezeichnet (Gut ist Gut und Böse ist Böse, basta). Dazu eine klare, beobachtende Kameraführung, bis heute erhaltene grossartige Farben und wenig hektische Schnitte. Einzig die Musik in der deutschen Fassung hätte es nicht sein müssen, Komponist Wilden („Schulmädchenreport“-erfahren) greift da zu oft in die moderne Kiste, was bei einem Film, der in den Zwanziger Jahren spielt, mindestens auf die Dauer störend wirkt, fast ebenso wie die sich ständig wiederholende Drama-Fanfare.
Karin Dor und Walter Rilla- und in Gefangenschaft |
Howard Marion-Crawford (Li.), James Robertson Justice (Re.) und der Schurke macht die Ansage |
Christopher
Lee ist eine Idealbesetzung. Cool und gefasst kommt er in der
Anfangsszene daher und spielt seinen eigenen, hypnotisierten
Doppelgänger (wie man im Film später erfährt,
ist es ein Schauspieler, der auch
noch Lee Toi heisst,
was aber natürlich gerade in Asien kein seltener Name ist, als Gag
am Rande aber funktioniert); und wenn er dann (tatsächlich erst
wieder nach fast dreissig Minuten) als diabolischer Fu Man Chu
auftaucht, hat er die Leinwand für sich- trotz zurückhaltenden
Schauspiels, was den Charakter nur umso überzeugender macht. Die
Schurken mit Nuancen, die konnte Lee eben am Besten, und sein Spass
an dieser Rolle kommt rüber- dem schaut man gerne zu, sei sein Fu
Man Chu auch noch so furchteinflössend und fallen ihm auch noch so
menschenverachtend-abscheuliche Sachen ein.
Tsai Chin als seine ergebene Tochter steht ihm in nichts nach (als schlimmer Charakter, die gar enttäuscht ist, wenn Papa sie mal bremst, weil er anderes vorhat; wie auch als Darstellerin, auch sie ohne viel Mimik, aber immer auf den Punkt).
Tsai Chin als seine ergebene Tochter steht ihm in nichts nach (als schlimmer Charakter, die gar enttäuscht ist, wenn Papa sie mal bremst, weil er anderes vorhat; wie auch als Darstellerin, auch sie ohne viel Mimik, aber immer auf den Punkt).
Nigel
Green als Smith wird seiner Figur dagegen nicht ganz gerecht, er
spielt zu verhalten, als daß man ihm den entschlossenen Gegner
glauben will (im nächsten Film war Green wohl auch daher nicht mehr
dabei). Die beste Szene hat Green früh, wenn er bedauert, daß Fu
Man Chu nicht mehr da sei, denn der habe „ihm wenigstens noch was
abverlangt“. Sein Charakter hat zwar den richtigen Riecher, wenn er
bereits anhand des ersten Erdrosselungsmordes ahnt, daß Fu Man Chu
(den er gern „Die gelbe Gefahr“ nennt, was heute wohl als
politisch unkorrekt gelten mag) nicht tot ist (er, Smith, also aufs
schlimmste vorbereitet sein sollte), dann jedoch läuft Green (mit
Ausnahme der Prügelszene im Museum, bei der er Actiontechnisch fast
an Fuchsberger vorbeizieht) ziemlich gelangweilt herum- und (dann
Drehbuchabhängig) den Spuren nur ohne viel Verstand hinterher.
Gut, daß es da Joachim Fuchsberger gibt- wie gewohnt, als draufgängerischer Alleskönner, spielt er, was er am besten konnte- den Helden. Bei den Damen beliebt, bei den Verbrechern gefürchtet, spätestens nach der ersten Begegnung mit ihm. Da hat die Rolle viel von seinen zahlreichen Wallace-Einsätzen, wobei er hier tatsächlich noch mehr Kampfkanone ist und noch mehr zum Raufen kommt. Da kann man sich auch keinen besseren dafür vorstellen, das macht er toll und imponiert damit natürlich auch Karin Dor. Die ist hübsch anzusehen, auch wenn sie nicht ganz bei der Sache zu sein schien und besonders ihre Schreckmomente viel zu overacted.
Gut, daß es da Joachim Fuchsberger gibt- wie gewohnt, als draufgängerischer Alleskönner, spielt er, was er am besten konnte- den Helden. Bei den Damen beliebt, bei den Verbrechern gefürchtet, spätestens nach der ersten Begegnung mit ihm. Da hat die Rolle viel von seinen zahlreichen Wallace-Einsätzen, wobei er hier tatsächlich noch mehr Kampfkanone ist und noch mehr zum Raufen kommt. Da kann man sich auch keinen besseren dafür vorstellen, das macht er toll und imponiert damit natürlich auch Karin Dor. Die ist hübsch anzusehen, auch wenn sie nicht ganz bei der Sache zu sein schien und besonders ihre Schreckmomente viel zu overacted.
Bei
den Sidekicks können vor allem Justice als ratloser und
überforderter Museumsdirektor; Brogan als verwirrter Historiker, den
Fu Man Chu nur kurz „benötigt“; Mosbacher als einer von Fu Man
Chu's Handlangern; und Crawford als Polizeiarzt und (in diesem
Film, später sollte das variieren zwischen Du und Sie) Smith's
Duzfreund Petrie in ihren Auftritten glänzen. Insgesamt agiert das
gesamte Ensemble toll, und verzeichnet keine Ausfälle.
Auch die Armee muss anrücken! |
Nebendarsteller (V.li.): Brogan, Richfield, Mosbacher, Young, De Lacey |
Fazit:
Ich würde nicht soweit gehen, Christopher Lee (der ohnehin ein sehr selbst-kritischer Schauspieler war) zuzustimmen, der sich Jahre später zum Film äusserte, und meinte, man hätte es bei diesem einen, ersten belassen sollen. Seiner Begründung, „Ich,...“ wäre der „beste Film der Reihe“ gewesen jedoch kann ich im grossen und ganzen zustimmen.
Wohl insbesondere der Regisseurswechsel nach dem zweiten Film war keine gute Wahl, denn Sharp beweist hier, daß so eine wilde Genremischung „seins“ ist und er ein Händchen dafür hatte- ihm gelang ein ernst gemeinter, ernstzunehmender, humor- und ironieloser Actionfilm internationalen Standards.
*** Ein in der Originalversion deutscher Wissenschaftler (Professor Müller aus Heidelberg, gespielt von Walter Rilla) wird in der deutschen Version zum dänischen Professor Merten. Solche Nationalitätentäusche gab es ja nun in der deutschen Synchronisationsgeschichte immer mal, und hier ist er so unnötig und letztlich unerklärlich wie sonst auch.
Bodycount:
-
Der falsche Fu Man Chu wird geköpft (siehe
Text)
- Martius, der Chauffeur von Professor Marten (Wird bei Marten's Entführung von einem Diener Fu Man Chu's erdrosselt)
- Polizist (Wachposten vor Merten's Haus, wird bei Maria's Entführung von einem Diener Fu Man Chu's erdrosselt)
- Eine von Fu Man Chu's Sklavenmädchen (Wollte den Gefangenen helfen und wird als Verräterin von Fu Man Chu bestraft. Er flutet eine Kammer, in der sie ertrinkt. Die Szene ist in der deutschen Fassung auffällig geschnitten)
- Bei einer Prügelei im Museum werden „mehrere“ (Zitat im Film) Diener Fu Man Chu's von Jannsen und Smith getötet
- Etwa 3000 (Zitat im Film) Dorfbewohner und Soldaten (Fu Man Chu lässt mit einem Flugzeug das Gift in Gasform über ihnen austreten)
- Professor Gaskell (Ersticht sich unter Fu Man Chu's Hypnose auf dessen Befehl selbst)
- Mindestens 3 Diener Fu Man Chu's (Werden beim Kampf in der Londoner Unterwelt erschossen)
- Weitere Diener Fu Man Chu's (Werden getötet, als Smith, Jannsen und weitere „Gute“ in ihre Rollen schlüpfen)
- (Ungezeigt) Im explodierenden Palast von Fu Man Chu sterben wohl etliche seiner Diener
- Martius, der Chauffeur von Professor Marten (Wird bei Marten's Entführung von einem Diener Fu Man Chu's erdrosselt)
- Polizist (Wachposten vor Merten's Haus, wird bei Maria's Entführung von einem Diener Fu Man Chu's erdrosselt)
- Eine von Fu Man Chu's Sklavenmädchen (Wollte den Gefangenen helfen und wird als Verräterin von Fu Man Chu bestraft. Er flutet eine Kammer, in der sie ertrinkt. Die Szene ist in der deutschen Fassung auffällig geschnitten)
- Bei einer Prügelei im Museum werden „mehrere“ (Zitat im Film) Diener Fu Man Chu's von Jannsen und Smith getötet
- Etwa 3000 (Zitat im Film) Dorfbewohner und Soldaten (Fu Man Chu lässt mit einem Flugzeug das Gift in Gasform über ihnen austreten)
- Professor Gaskell (Ersticht sich unter Fu Man Chu's Hypnose auf dessen Befehl selbst)
- Mindestens 3 Diener Fu Man Chu's (Werden beim Kampf in der Londoner Unterwelt erschossen)
- Weitere Diener Fu Man Chu's (Werden getötet, als Smith, Jannsen und weitere „Gute“ in ihre Rollen schlüpfen)
- (Ungezeigt) Im explodierenden Palast von Fu Man Chu sterben wohl etliche seiner Diener
Eingeschlichen in die Höhle des Löwen (Li.: Fuchsberger und Green) |
Nur scheinbar des Schurken letzter Kampf |