(61) Veröffentlichung: 05.April 2020

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Kinotitel D bei Premiere und heutige VÖ unter:
FRANKENSTEINS RACHE
GB, 1958 – Originallänge: 89 min. – Kino D: 86 min./FSK 16
Orignaltitel: The Revenge Of Frankenstein
Kino-
Wiederaufführung in D als: Ich bin Frankenstein

Drehzeit: 6.Januar - 4.März 1958
Kinopremieren: GB- 27.August 1958; D- 5.September 1958

(Direkte Fortsetzung von „Frankensteins Fluch“, 1957)
Schweiz, 1860. Baron Victor Frankenstein wurde
(laut Vorspann dieses Films für die Morde, die seine Kreatur begangen hatte, was dem ersten Teil aber widerspricht, da es dort heisst, man verurteilte ihn „nur“ wegen der Morde, die er selbst beging) scheinbar auf der Guillotine hingerichtet (der Zuschauer sieht die Hinrichtung nicht, nur, wie Frankenstein zur Hinrichtung geführt wird, Foto links). Doch, wie zwei Grabräuber danach feststellen müssen, liegt in Frankenstein's Grab später nur die kopflose Leiche eines Priesters (siehe Bodycount 1). Der Baron lebt (im Film wird nicht weiter erklärt, wie es ihm gelungen ist, der Hinrichtung zu entgehen)...
Drei Jahre später. Frankenstein lebt inzwischen, bis dato unerkannt, in Deutschland, wo er sich als „Dr.Stein“
(so auch der Name in der Originalfassung des Films) eine neue Existenz als Arzt aufgebaut hat. Auch arbeitet er wieder an seinen bizarren Experimenten, und will das Gehirn seines körperlich entstellten Assistenten Karl in einen neuen Körper einsetzen, dessen „Einzelteile“ er sich von seinen zumeist armen Patienten durch Mord und unnötige Amputationen „besorgt“.
Frankenstein wird von seinem jungen Kollegen Dr.Kleve erkannt und erpresst. Kleve will von ihm lernen, anfangs auch, um irgendwann selber den „Ruhm“ in Fachkreisen einzuheimsen. Gemeinsam nehmen Frankenstein und Kleve die Gehirnverpflanzung vor.
Als Karl, nachdem die Operation an ihm gelungen ist, erkennen muss, daß er als medizinische „Kuriosität“ herhalten soll, flüchtet er- doch es wird noch schlimmer...

Nach dem grossen Erfolg ihres unmittelbaren VorgängersFrankensteins Fluch“ dauerte es nicht lange und die Produktionsgesellschaft Hammer produzierte die erste Fortsetzung ihres Frankenstein-Films, dem noch vier weitere folgen sollten (siehe Übersicht). Zwar waren Peter Cushing und Christopher Lee, wenn nicht schon durch den Vorgängerfilm, dann aber doch spätestens als Vampirjäger Van Helsing und Obervampir Dracula bereits zum neuen „Traumpaar“ des Horrorfilms avanciert, doch stand Lee nie wieder als „Kreatur“ vor der Kamera (was schon bei diesem Film als Makel hervorstach, zumal diesmal auch auf eine besonders auffällige Maske für die „Kreatur“ verzichtet wurde, und Michael Gwynn hier somit eher „normal“-menschlich, ja manchmal geradezu und auch zu harmlos wirkt, mehr noch im direkten Vergleich mit Lee's wegweisendem Make-Up im ersten Teil). Cushing hingegen sollte die Rolle des Baron Frankenstein auch weiter verkörpern und sie für den modernen Horrorfilm massgeblich prägen.

Grabräuber bei der Arbeit
Terence Fisher gelang es hier erneut, mit (s)einer Weiterführung der Handlung vom ersten Film, einen fast in allen Belangen gelungenen Horrofilm mit recht vielen Schreckmomenten und blutigen Einlagen abzuliefern- lediglich kleine Logikbrüche zum ersten Teil fallen auf, und das Ende ist nicht ganz stimmig erzählt und in seinen Einzelheiten hier und da verwirrend. Dafür ist seine Herangehensweise hier vielschichtiger und der Plot glänzt abwechslungsreich mit einigen Ideen und Wendungen, die man nicht so oft und gut in Fortsetzungen geboten bekommt. Hier hat man sich grösste Mühe gegeben, einen eigenständigen Film zu präsentieren, und hinterlässt nicht den Eindruck, einen nur aus kommerziellen Gründen weiteren Teil als Schnellschuss abgeliefert zu haben, um noch möglichst viel weiteres Geld aus der „Sache“ herauszuholen.
Die Handlung hat zwar außer den Charakteren nun endgültig nur noch sehr wenig mit der originalen Vorlage von Mary Shelley zu tun, doch wird die Geschichte respektvoll zum Original und spannend weitererzählt, so, daß man denken kann, die Romanverfasserin selber wäre am Werk gewesen (
Hammer-Stammdrehbuchschreiber Jimmy Sangster ist hier wieder einmal in Hochform).

Denkt man für einen Moment,
hiermit sei diese Geschichte zu Ende erzählt, kommt es doch anders, und eine Fortsetzung wird möglich gemacht, noch dazu eine, die in England spielen könnte. War diese auch eigentlich von Anfang an so geplant gewesen, so dauerte es diesmal jedoch trotz des grossen Erfolges überraschenderweise ganze sechs Jahre, bis sie zustandekam, und schliesslich mit einer Handlung, die sich dann doch nicht direkt an diesen Film anschloss.

Peter Cushing spielt erneut gewohnt souverän, sein Charakter ist in seiner Arbeit wieder kühl und gefühllos, einzig auf sein Ziel fixiert. Doch ist
sein Frankenstein eben auch elegant und gebildet, sogar ein kleiner Schuss von Selbstironie fliesst in die Rolle hinein, und macht sie dadurch nur noch interessanter, und, gerne genutztes Stilmittel im Horror, für den geneigten Zuschauer trotz seiner gern gezeigten Überheblichkeit zu einem Bösewicht, dem man guten Gewissens sogar einzelne Sympathiepunkte vergeben kann. Besonders dann, wenn er in Szenen „gut“ zu seinen Labortieren ist und diese fast liebevoll füttert.
Auch ein gut aufgelegter Francis Matthews kann da kaum mithalten, obwohl er genauso glaubwürdiger Erpresser ist wie später skrupelloser Mittäter und treuer Gehilfe seines Meisters.
Die übrige Besetzung spielt den beiden (gut) zu, mehr ist aber für sie nicht drin. „Frankensteins Schrecken“ ist definitiv kein Ensemblefilm, sondern einer, der vor allem auf den Hauptdarsteller zugeschnitten ist. Zudem ist er auch noch ein Männerfilm, da tatsächlich alle Frauenrollen weggelassen werden könnten (nicht wirklich wichtig sind für den Handlungsfluss).


Menschenbastler bei der Arbeit
War damals die Presse, speziell die britische, aufs heftigste schockiert und noch erboster als schon beim ersten Teil (das sei „nur für Sadisten geeignet“ und die Löschung diverser Szenen wurde gefordert), so gilt auch dort der Film heute unbestritten als Klassiker seines Genres.

Fazit:
Wenn auch der Titel sachlich falsch sein mag (denn Frankenstein rächt sich an niemandem, weswegen der Film vielleicht auch bei seiner ersten Kino-Wiederaufführung in D einen neuen Titel verpasst bekam, der sich jedoch nicht für heutige VÖ durchsetzte), und auch trotz der kleinen Handlungsmängel, ist dies insgesamt eine mehr als würdige und in jeder Hinsicht ansehnliche (grossartig gestaltete, knackig geschnittene, hervorragend und nie zu dunkel fotografierte und passend musikalisch unterlegte) Fortsetzung- ein grossartiges Schauerstück alter Schule, für die Ewigkeit gemacht.

Bild und Ton, sowohl in der Original- als auch in der deutschen Fassung, sind fehlerfrei erhalten, und auch, wenn ich jederzeit die originale Tonspur bevorzugen würde, kann man doch sorglos zur deutschen Sybchronisation greifen, die zudem toll besetzt ist. Kaum jemand „konnte“ Cushing so gut wie Siegfried „Sir John“ Schürenberg.

Darsteller:
Peter Cushing (als Baron Victor Frankenstein) – Deutsch: Siegfried Schürenberg
Francis Matthews (als Dr.Hans Kleve) – Deutsch: Axel Monjé
Michael Gwynn (als „der neue“ Karl, die Kreatur) – Deutsch: Gerd Martienzen
Eunice Gayson (als Margaret, Frankenstein's Hausdame) – Deutsch: Renate Küster
Oscar Quitak (als „der alte“ Karl, der Bucklige) – Deutsch: Gerd Martienzen
Lionel Jeffries (als Fritz, Grabräuber) – Deutsch: Herbert Weißbach
Michael Ripper (als Kurt, Grabräuber) – Deutsch: Wolf Martini
Charles Lloyd Pack (als Präsident des Ärztekonzils) – Deutsch: Herbert Grünbaum
George Woodbridge (als Hausmeister in Frankenstein's Klinik) – Deutsch: Hans Wiegner
Arnold Diamond (als Dr.Moltke) – Deutsch: Paul Wagner
John Welsh (als Dr.Bergman) – Deutsch: ?
John Stuart (als Polizist) – Deutsch: ?
Richard Wordsworth (als Patient Frankenstein's) – Deutsch: Fritz Tillmann
Margerie Cresley (als Gräfin Barscynska) – Deutsch: Erna Sellmer
Anna Walmsley (als Vera, ihre Tochter) – Deutsch: ?
u.A.

Stab:
Regie: Terence Fisher
Drehbuch: Jimmy Sangster
Zusätzliche Dialoge: Hurford Janes
Kamera: Jack Asher
Musik: Leonard Salzedo
Schnitt: Alfred Cox
Ton: Jock May
Produktionsdesign: Bernard Robinson
Make Up: Phil Leakey
Kostüme: Rosemary Burrows
Regieassistenz: Robert Lynn
Produktionsleitung: Don Weeks
Associate Producer: Anthony Nelson Keys
Executive Producer: Michael Carreras
Produktion: Anthony Hinds



Spoiler:
Karl mutiert (für den Zuschauer etwas überraschend, da er zunächst „normal“ zu sein scheint und zu Frankenstein's Hausdame Margaret, die ihm zur Flucht verhalf, zunächst ausgesprochen höflich ist) zur Bestie- noch mehr, als seine körperlichen Behinderungen auch am „neuen“ Körper wieder da sind. Schliesslich, trotz allem offenbar Herr seines Geistes, erscheint er bei einer Veranstaltung (Foto hierüber), bei der auch Frankenstein zugegen ist, und entlarvt diesen dort, bevor er tot zusammenbricht.
Später fallen Frankensteins Patienten über den Baron her und prügeln ihn, dessen wahre Identität nun jeder kennt, zu Tode. Kleve entnimmt Frankenstein dessen Gehirn und präsentiert der Polizei den toten Frankenstein. Doch setzt er danach das Gehirn wieder ein
*.

Epilog: Frankenstein praktiziert als „Dr.Franck“ in London, wo Kleve ihm weiterhin assistiert. In der letzten Szene begrüsst Frankenstein seine neuen Patienten. Ende. 

Bodycount:
- Die Hinrichtung (Statt Frankenstein befindet sich in seinem Grab später die kopflose Leiche eines Priesters; zu vermuten ist, daß es sich um den Priester handelt, der Frankenstein zur Exekution begleitete- im Film aufgeklärt wird das, siehe Inhaltsangabe, jedoch nicht)
- Der Grabräuber Fritz bricht am offenen Grab Frankenstein's tot zusammen, als dieser plötzlich lebendig vor ihm und seinem Kameraden Kurt steht
- Der „alte“ Karl, der Bucklige, stirbt, als sein Gehirn in den „neuen“ Karl (Die Kreatur) verpflanzt wird
- Die Kreatur erwürgt den Hausmeister von Frankenstein's Klinik
- Die Kreatur erwürgt ein junges Mädchen
- Die Kreatur bricht ohne weitere Erklärung dafür tot zusammen
(siehe Spoiler)
- Frankenstein wird das Gehirn von Kleve entnommen und später wieder von Kleve eingesetzt
* (letzteres wird nicht im Film gezeigt; siehe Spoiler).

* Letztlich bleibt für den Zuschauer unklar, ob er es wirklich in den „alten“ Körper des Barons oder in einen neuen, bereits „vorbereiteten“ einsetzt. Für letzteres spricht das Promomaterial zum Film; für ersteres jedoch, daß Frankenstein/Peter Cushing im Epilog wieder genau wie zuvor aussieht- nur mit Bart).