Squirm-Invasion der Bestien
USA, 1976 – Originallänge: 93 min./Kino D. 92 min.*
– FSK 16
Originaltitel:
Squirm (Sich
winden)
*
Nur
um wenige kurze, vor allem Dialogszenen gekürzt, die heutigen VÖ
mit Untertiteln wieder beigefügt sind
Drehzeit:
Ab Mitte November 1975 (Insgesamt 24 Tage) in Port Wentworth/Georgia (USA)
Kinopremieren:
USA- 30.Juli 1976; D- 30.September 1976
Produktionskosten:
Etwa 470.000 US-Dollar (Nicht Inflationsbereinigt)
Darsteller:
Don
Scardino als Mick – Deutsch: Frank Glaubrecht
Patricia Pearcy
als Geri Sanders – Deutsch: Marianne Lutz
R.A.Dow als Roger
Grimes – Deutsch: Hans-Werner Bussinger
Jean Sullivan als Naomi
Sanders; Geri's Mutter – Deutsch: Bettina Schön
Peter MacLean
als Sheriff Jim Reston – Deutsch: Michael Chevalier
Fran Higgins
als Alma Sanders, Geri's Schwester – Deutsch: Margot
Rothweiler
Carl Dagenhart als Willie Grimes, Roger's Vater –
Deutsch: Arnold Marquis
William Newman als Quigley, Wirt –
Deutsch: Jochen Schröder
Barbara Quinn als Freundin des Sheriffs
– Deutsch: ?
Weitere
Bewohner von Fly Creek:
Julia
Klopp als Mrs.Klopp – Deutsch: Inge Wolffberg
Angel Sands als
Millie, Carol Jean Owens als Lizzie, Kim Iocouvozzi als Hank, Walter
Dimmick als Danny
u.A.
Stimme
des Radiosprechers: Heinz Petruo
Stimme des Erzählers: Pierre
Peters-Arnolds
In
der fiktiven Kleinstadt Fly Creek/Georgia, USA.
In der Nacht des
29.September 1975 (Die
Einleitung gibt das Datum genau an und nennt das Geschehen fast
dokumentarisch
„eines der bizarrsten Naturereignisse, das jemals beobachtet
wurde“) zieht ein gewaltiger Sturm über die Stadt- laut
Einheimischen der schlimmste, der je getobt hat. Die abgerissenen
Stromleitungen jagen hunderttausende von Volt in den Erdboden und die
Stadtbewohner stehen ohne Elektrizität da, was sich aber nicht als
ihr grösstes Problem erweisen wird.
Der Tag danach:
Das aufregendste scheint zunächst der Besuch des Großstadtjungen Mick (der sich nicht nur beim Sheriff direkt unbeliebt macht, weil er Würmer in seinem Getränk findet und man das für einen schlechten Scherz seinerseits hält) bei seiner Freundin Geri, doch ausgerechnet die beiden stolpern über ein sauber abgenagtes Skelett- nur der Auftakt zu einer Reihe seltsamer Vorkomnisse. Daß das Skelett erst einmal verschwindet (Wurmzüchtersohn Roger hält es für eine schöne „Überraschung“, die er seinem Schwarm Geri später präsentieren will) und dem Sheriff nicht gezeigt werden kann, stimmt letzteren nicht gerade freundlicher, so daß es Mick und Geri überlassen bleibt, der Sache auf den Grund zu gehen.
Eine brutale Wurmattacke auf Roger ider daraufhin fürs erste schreiend im Wald verschwindet) schafft Klarheit- die offenbar vom Strom aufgereizten (allerdings, so wird gesagt, bereits auch schon vorher als aggressiv bekannten) und untereinander offenbar kommunizierenden Würmer haben sich die Menschen als Opfer ausgesucht.
Mick ,findet die von Würmern zerfressene Leiche von Willie Grimes, und geschickt kombinierend heraus, daß Licht die Viecher von weiterem Unsinn abhalten kann. Doch natürlich nimmt niemand, auch der Sheriff (sowieso) nicht, seine Erkenntnisse und Warnungen ernst, und es kommt, wie es eben kommen muss...
Tatsächlich vor allem aufgrund der angesichts seiner Produktionskosten und des so offensichtlichen „Trash“-Hintergrunds doch überraschend vielen positiven Kritiken (auch von „namhafter“ Seite) zum Film, ging ich einst eher mit wenig Erwartungen an das Werk. Einiges klang irgendwie nach Mitleidspunkten und der leider immer mal wieder gemachten Erfahrung, daß manchmal zum Kult gemacht wird, was es gar nicht verdient hat.
Aber nichts da.
Von seiner kurzen gesprochenen Einführung und dem Vorspann an (dessen Sturmbilder bereits überzeugen und in dem uns die kleinen, unappetitlichen Würmer gar mit „Gesichtern“ präsentiert werden) entpuppt sich „Squirm“ als rundum gelungenes und ohne Hänger, mit grosser Leichtigkeit inszeniertes Tierhorrorvergnügen, ein wenig in der Tradition der zu seiner Zeit populären „Die Natur schlägt zurück“-Filme, aber mit gelungener eigener Note und individuellem Charme. Hier wird zwar das Genre nicht neu erfunden, aber die Handlung (gespickt mit immer wieder originellen Einfällen und meist ruhig geschnitten) wird zielstrebig und unverkrampft aufs wesentlich(st)e reduziert und ohne Andeutungen oder „Rumgeplänkel“ auf den unheimlichen Punkt gebracht.
Der Schauplatz könnte besser nicht gewählt sein- die karge (spärlich bewohnte) Gegend im amerikanischen Süden, durch die Wetterkatastrophe nur noch zusätzlich gebeutelt, gibt dem Geschehen den passenden, geradezu traurigen (und doch geradezu bildgewaltig gefilmten) Hintergrund und alles konzentriert sich auf nur wenige Szenerien- und wenige (jeweils nur kurz vorgestellte) Protagonisten. Quasi „unter sich“ ist man den grausamen Unbillen der Natur ausgesetzt, die man bis dato nur als „Mittel zum Überleben“ sah, und deren Geschöpfe nun zur unerwarteten Gefahr für Leib und Leben werden. Da nützen die Knarren, die man in Erwartung welcher Bedrohung auch immer hortete, kaum, und ein einziger Besucher (Mick, aus der grossen Welt sozusagen, der nun hier zum ganzen Kerl reift) muss das gröbste und meiste erledigen.
Die Tumbheit der Hinterwaldlercharaktere ist zwar hier und da überzeichnet, wie die des Wurmzüchters Roger, der die Viecher abgrundtief hasst, obwohl die ihm sein einfaches Leben finanzieren (und der doch noch eine ganz besondere Beziehung zu ihnen aufbauen wird, siehe Spoiler); oder die des Sheriffs, der nicht glauben kann, daß Strom die Würmer zu Monstern werden lässt (und dies begründet mit „Wir haben hierr doch gerade gar keinen Strom in der Stadt“); doch das mehr als nur ordentliche Spiel des recht unbekannten Casts betont die Ironie des Ganzen, die ebenfalls den Film aus der Masse des Genres hervorhebt.
Schocksequenzen (die dafür aber umso besser ausgeführt und gelungen über den Film verteilt sind) bedarf es nicht vieler- zur stimmig passenden Musik geradezu choreographierte Wurmmassenszenen, die genauso beeindrucken wie kleinere Gruppen der Würmer, die aus dem Duschhahn oder an Wänden entlang krabbeln (und die in ihrer perfekten Mischung aus echtem Getier und Gummiminischlangen fraglos eine Menge Arbeit verursacht haben müssen), sowie abgenagte Menschenkörper (die dann vermutlich auch nur knapp an der FSK 18 vorbeigekommen sind) reichen neben dem ohnehin wohl bei manchem immer präsenten Ekelfaktor aus, um Furcht zu verbreiten und die Horroratmosphäre zu befeuern.
Fazit:
So einfach gehaltener wie herausragender Insektenkriecher... äääh.... -kracher. Die (geradezu nicht vermeidbaren) Vorhersehbarkeiten sind absolut verzeihlich und trüben hier nichts.
Stab:
Regie und Drehbuch: Jeff Lieberman
Kamera: Joseph Mangine (Assistenz: Chris Bolton, John Neuberger)
Musik: Robert Prince
Schnitt: Brian Smedley-Aston (Assistenz: David Fatt)
Ton: George Goen
Art Direction: Henry Shrady (Assistenz: Neal De Luca)
Make Up-Design: Rick Baker
Make Up-Ausführung: Norman Page
Kostüme: Dianne Finn Chapman
Spezialeffekte: Bill Milling, Don Farnswoth, Lee Howard
Regieassistenz: Mark Hindenburg
Executive Producers: Edgar Lansbury, Joseph Beruh
Produktion: George Manasse
Trivia:
Die Schreie der Würmer wurden aus dem Film „Carrie“ von Brian de Palma (1976) entliehen, und sind dort die von Schweinen, die geschlachtet werden.
In Brian de Palma's Film „Blow Out“ (1981) ist in mehreren Szenen ein Poster von „Squirm“ zu sehen. Laut Regisseur Lieberman erklärte de Palma ihm das später mit den Worten „Only use the best“.
Spoiler:
Mit der Dunkelheit beginnt schliesslich der „Großangriff“ der schleimigen Kreaturen. Bei den Sanders zum Beispiel, die mit Mick (seltsamerweise anfangs noch von allem was vorher geschah recht unberührt) am Abendbrottisch sitzen, fällt ein von den Würmern angenagter Baum ins Haus (übrigens keine Tricksequenz, sondern live vor Ort gedreht), was aber nur der Anfang zu einer Nacht der Schrecken wird. Neben den Kriechviechern wird dabei auch Roger Grimes zum grossen Problem, denn der, den die Würmer offenbar (so ganz klar wird das warum allerdings nicht) irgendwie zu ihrem Obermotz gemacht haben (man beachte sein Aussehen und Verhalten, vor allem nachdem ihn die Würmer verschont haben; siehe Bodycount) dreht durch und will seinen ewigen Schwarm Geri allein für sich haben. Da muss Mick gleich an zwei Fronten zum Helden werden (siehe Bodycount).
Mick und Geri überleben die ereignisreiche Nacht letztendlich im Wipfel eines Baums; Geri's im Finale nicht mehr gesehene Schwester Alma (warum eigentlich?), versteckt in einer grossen Kiste, auch. Am nächsten Morgen sind die Würmer vor der Helligkeit verschwunden, und ein Techniker taucht auf, der offensichtlich nichts von den Ereignissen der Nacht weiss (siehe Nachsätze zum Bodycount).
Die Kamera schwenkt davon und zeigt als letztes eine Grossansicht des schmutzigen Landbodens. Ende.
Bodycount:
- Der örtliche Antiquitätenhändler Mr.Beardsley, von dem nur noch das Skelett gefunden wird
- Willie Grimes' Leiche wird, von Würmern „angefressen“, von Mick entdeckt (siehe Foto Links)
- Naomi Sanders wird von den Würmern „aufgefressen“
- Roger Grimes fällt beim Kampf mit Micky (siehe Spoiler) in eine Grube voll Würmern und wird von der Masse der Tiere „verschluckt“. Die verschonen ihn jedoch und kurz darauf greift er Mick erneut an, der ihn aber schliesslich mit einer Taschenlampe doch töten kann.
Das Schicksal der anderen Stadtbewohner, insbesondere des Sheriffs und seiner Freundin sowie der Menschen in Quigley's Bar (man sieht im Film, wie die Würmer die entsprechenden Menschen „überfallen“), bleibt in seiner letzten Konsequenz offen (ihr Tod muss jedoch angenommen werden).
Der Techniker, der am Filmende die Überlebenden Mick und Geri informiert, daß die Stromleitungen wieder aufgebaut wurden, erwähnt auch, daß, obwohl auch die Telefone wieder funktionieren, „niemand in Fly Creek ans Telefon geht“.