D,
1968 – 82 min. – FSK 16 (Vor
der ersten Video-VÖ noch
FSK 18)
Obiger
Titel ist der Originaltitel des Films, auch wenn er grammatikalisch
falsch
geschrieben ist.
Komplett
gedreht in Wien; Kinopremiere D: 16.April 1968
Bereits
als Video unter den Titeln „Mad Jo-Ich spreng euch alle in die
Luft“ und später auch als „(Götz George ist) Der Superbulle“
veröffentlicht (Letzterer im Titel und auf dem Cover in deutlicher
Anspielung auf Götz George's Rolle als „Schimanski“, obwohl
keinerlei Ähnlichkeiten zwischen den Charakteren bestehen).
Darsteller:
Götz
George als Polizeisergeant Eddie Blomfield
Werner
Pochath als Johnny Smith
Walter Barnes als
Polizeiinspektor Fred Lancaster – Deutsch: Arnold Marquis
Ingeborg Schöner als Susan Gillespie –
Stimme: Rose-Marie Kirstein*
Anthony
Steel als Arthur Baker – Deutsch: Michael Chevalier
Eddi Arent
als Polizeisergeant Harry Coleman
Siegfried Wischnewski als
Polizeiinspektor Sterling
Gert Günther Hoffmann als Mac O'Hara,
Polizeibeamter
Agnes
Smirnow als Violetta, Prostituierte in Polizeigewahrsam
Barbara
Lorenz als Mary, Prostituierte in Polizeigewahrsam
Herbert Fux als „Blinky“ Smith, Johnny's Bruder
– Stimme: ?*
Marianne
Hoffmann als Nelly Blomfield, Eddie's Frau
Karl Schönböck als
Colonel Lister – Stimme: Friedrich Schoenfelder*
Leopold
Rudolf als „Shakespeare“, ein Polizeispitzel – Stimme: Gerd
Martienzen*
Kurt Sowinetz
als Polizeibeamter Brown – Stimme: Gerd Duwner*
Rudolf
Barry als Polizeibeamter Merrick – Stimme: Wolfgang
Draeger*
u.A.
Erzähler:
Joachim Nottke
*
Der Grund für die Nachsynchronisation durch andere Schauspieler ist
nicht bekannt.
Der
Kriminalpolizist Eddie Blomfield (Zitat Erzähler: „...kein
Einfaltspinsel, aber auch kein Sherlock Holmes“) verhindert durch
Zufall einen Lohngelderraub der Gebrüder Smith. Bei einer
anschliessenden Verfolgungsjagd (auch
in der Kürze der Szenen sowohl teils gut gelungen, als auch teils
altbacken lahm inszeniert)
stirbt Blinky, der ältere der Brüder- selbst verschuldet kracht
sein Auto gegen eine Wand und das im Kofferraum verwahrte
Nitroglyzerin explodiert (und
ergibt eine wirklich schöne Knallszene).
Johnny
Smith aber macht Blomfield für den Tod verantwortlich und will sich
an ihm rächen (ihn umbringen). Als er Blomfield am nächsten Tag
nicht in dessen Büro antrifft, nimmt Johnny dort Geiseln (die
Polizeibeamten Lancaster, O'Hara, Sterling und Coleman sowie zwei
„leichte Mädchen“, die Coleman kurz zuvor verhaftet hat), mit
denen er auf Blomfields' Rückkehr wartet- bewaffnet mit einer
Pistole und einer Flasche Nitroglyzerin. Für alle Beteiligten werden
die nächsten Stunden zu einer Geduldsprobe und eskalierenden
Ausnahmesituation.
Gleichzeitig ist Blomfield anderweitig
beschäftigt und taucht nicht im Büro auf (wobei
er es sich einmal, geschickt dramatisiert, erst im letzten Moment
anders überlegt und umdreht).
Die freizügig-exzentrische Susan Gillespie (Besitzerin dreier
Löwenbabies und einem Techtelmechtel mit Blomfield offensichtlich
nicht abgeneigt) hält ihn wegen ihres Nachbarn Baker in
(Ermittlungs-)Arbeit.
Sie will beobachtet haben, daß Baker des Nachts eine Leiche (wohl
seine verschwundene Frau) in seinem Garten verscharrt hat. Dort
findet sich jedoch nur eine tote Katze, womit die Angelegenheit aber
nicht erledigt ist...
Ein
so ungewöhnlicher, wie aber auch bemerkenswerter Kriminalfilm, der
von seiner Machart her, um ein paar Szenen gekürzt, wohl besser in
das Fernsehen gepasst hätte, als auf der grossen Leinwand (mit sehr
mässigem Erfolg, obwohl gerade dieses Genre noch kurz zuvor in
Deutschland immens populär gewesen war) vermarktet zu werden. Wie
der Titel schon verrät, war wohl in Erwartung eines Kassenerfolges
die Fortsetzung schon bei der Herstellung geplant gewesen- mangels
Nachfrage ist es jedoch zu einer solchen nie gekommen.
Die ersten
(eher lieblos hineingebastelten) Bilder aus London lassen zunächst
einen modernen Wallace-Epigonen vermuten (zumal auch die
angenehm-poppige Musik stark in diese Richtung geht), doch schnell
merkt man, daß dem nicht so ist. Vor allem die konsequent
durchgezogene Erzählweise mit zwei komplett voneinander unabhängig
verlaufenden Handlungssträngen macht den Film zu einem interessanten
Sonderfall im Genre.
Zum einen ist da die Geiselnahme im
kleinen Kosmos Büro, auf der auch der Schwerpunkt des Films liegt
(obwohl ohne den Titelhelden Blomfield). Nach Art eines
Theaterkammerspiels inszeniert, entwickelt sich die Handlung stetig
und spannend voran, inklusive der fehlschlagenden (auch hanebüchenen)
Versuche, Hilfe von aussen zu holen. Eine Atmosphäre der Angst liegt
über allem und ungewiss ob des Weiter- und Ausgangs der Situation
schaut man dem gebannt zu. Da ist kein Moment zu viel, und keine
Szene Füllsel (ausser der überflüssige, zum Glück aber nur kurze
Auftritt eines wirren Politikers in Gestalt von Karl Schönböck),
und alles von allen überzeugend gespielt. Der künstlerische Kniff,
einige der eingeschlossenen Protagonisten ihre Gedanken aus dem Off
erzählen zu lassen, lässt dann auch den ein oder anderen flachen
Dialog vergessen. Eine recht freizügige Tanzeinlage eines der
Mädchen hätte es dann aber nicht gebraucht, die war wohl der Zeit
geschuldet.
Zum anderen dann die insgesamt schwache und
enttäuschende und auch von den Darstellern oft gelangweilt
dargebrachte „normale“ Krimigeschichte, die sich schleichend,
geradezu zäh entwickelt und lange nur durch die „abgefahrene“
Susan (Ingeborg Schöner zeigt sich hier gar nackig) am Laufen
gehalten wird. Ein echter Höhepunkt fehlt lange, erst die Auflösung
bietet dem Zuschauer wirklich etwas (und da ist schon reichlich viel
Zeit vergangen). Na ja, immerhin löste Blomfield hier erst seinen
„ersten Fall“, hätte immerhin noch besser werden können.
In
meist harmlos-gefälligen Bildern und auffallend zurückhaltenden und
bis heute gut erhaltenen Farben hält Regisseur Zehetgruber (der
„König der Pseudonyme“ und unter diversen Namen auch als
Schauspieler tätig, so in seiner selbstinszenierten „Dudu, der
Wunderkäfer“-Reihe) die Fäden trotz der Mängel stets in der
Hand, der Film verheddert sich zumindest nicht und die Geschichte(n)
bleibt/bleiben nachvollziehbar. Daß sie sich nicht gleichwertig
sind, ist schade, und in jedem Fall hätte mans besser hinkriegen
können (nicht jedoch mit zwei getrennten Filmen, da wäre einer ein
Ausfall geworden).
Wie schon erwähnt, sieht das in der „anderen“ Geschichte nicht ganz so gut aus, besonders George und der auch „Winnetou“-erfahrene Anthony Steffen hätten durchaus mehr Motivation für ihren Job zeigen können.
Kurz nur dabei, aber wie immer grandios: Herbert Fux. Aber der musste sich auch nie wirklich anstrengen, um Schmackes in seine Rollen zu bringen, der hatte es eben drauf.
Fazit:
Des Ansehens durch den aufgeschlossenen (Genreunüblichem nicht abgeneigten) Krimifreund durchaus wert, auch wegen seiner untypischen (manchmal jedoch auch anstrengenden) Erzählweise, der tollen Schauspielerleistungen und eines recht ordentlichen Twists zum Finale.
Stab:
Regie und Drehbuch: Rudolf Zehetgruber
Kamera: Hannes Staudinger
Musik: Hans Hammerschmid
Schnitt: Annemarie Reisetbauer
Ton: Rolf Schmidt-Gentner
Spezialeffekte: Fritz Jüptner-Jonstorff
Regieassistenz: Günther Köpf
Produktionsleitung: Gerald Martell
Produktion: Barbara-Film München
Co-Produktion: Rudolf Zehetgruber
Spoiler:
Susan Gillespie und Arthur Baker sind in Wahrheit ein Liebespaar und haben Bakers Frau tatsächlich (quasi gemeinsam) ermordet. Sie glauben, nach ihrem Katzenablenkungsmanöver, die Leiche nun in Ruhe im Garten vergraben zu können (siehe Foto unten), doch Blomfield kommt ihnen dank eines Kleiderfetzens (so ganz klar wird das wie und warum dem Zuschauer allerdings nicht) doch noch dahinter und überrascht die beiden dabei. Es kommt zu einem (kurzen, ganz und gar nicht heftigen und schon gar nicht Schimanski-liken) Geprügel (eher Gerangel) zwischen den beiden Männern, dann kann Blomfield (mit der Mordwaffe) Baker anschiessen und so ausschalten.
Ende dieses Handlungsstrangs.
Etwas actionreicher, dafür aber inklusive gestelzt lustiger Dialoge geprügelt wird auch im Polizeibüro, wo alle (sich endlich ihrer Überzahl bewusst) auf Johnny losgehen, der dennoch flüchten und sich sein draussen parkendes Motorrad schnappen kann. Auf seiner Flucht verunglückt Johnny, landet benommen auf Gleisen und wird von einem Zug erfasst und getötet.
Ende dieses Handlungsstrangs.
Dann kommt noch ein kleines Nachspiel im Polizeibüro, das etwas Humor verbreiten soll, da Blomfield und die anderen über die Tagesgeschehnisse aneinander vorbeireden. Denn Blomfield weiss ja schliesslich nichts von dem, was im Büro geschah.
Ende des Films.
Bodycount:
Mit Sicherheit sterben „nur“ die beiden Brüder Smith- siehe Inhaltsangabe und Spoiler.
Ein im Polizeibüro auftauchender Spitzel („Shakespeare“) wird von Johnny angeschossen und schwer verletzt. Später wird er aber nicht mehr erwähnt, womit unklar ist, ob er seine Verletzung überlebt hat.
Der ebenfalls von Johnny angeschossene Inspektor Lancaster hat, wie man in den letzten Szenen sehen kann, seine Verletzung in jedem Fall überlebt.