(84) Veröffentlichung: 19.Januar 2021

D, 1968 – 82 min. – FSK 16 (Vor der ersten Video-VÖ noch FSK 18)
Obiger Titel ist der Originaltitel des Films, auch wenn er grammatikalisch falsch geschrieben ist.

Komplett gedreht in Wien; Kinopremiere D: 16.April 1968
Bereits als Video unter den Titeln „Mad Jo-Ich spreng euch alle in die Luft“ und später auch als „(Götz George ist) Der Superbulle“ veröffentlicht (Letzterer im Titel und auf dem Cover in deutlicher Anspielung auf Götz George's Rolle als „Schimanski“, obwohl keinerlei Ähnlichkeiten zwischen den Charakteren bestehen).

Darsteller:

Götz George als Polizeisergeant Eddie Blomfield
Werner Pochath als Johnny Smith
Walter Barnes als Polizeiinspektor Fred Lancaster – Deutsch: Arnold Marquis
Ingeborg Schöner als Susan Gillespie – Stimme: Rose-Marie Kirstein
*
Anthony Steel als Arthur Baker – Deutsch: Michael Chevalier
Eddi Arent als Polizeisergeant Harry Coleman
Siegfried Wischnewski als Polizeiinspektor Sterling
Gert Günther Hoffmann als Mac O'Hara, Polizeibeamter
Agnes Smirnow als Violetta, Prostituierte in Polizeigewahrsam
Barbara Lorenz als Mary, Prostituierte in Polizeigewahrsam
Herbert Fux als „Blinky“ Smith, Johnny's Bruder – Stimme: ?
*
Marianne Hoffmann als Nelly Blomfield, Eddie's Frau
Karl Schönböck als Colonel Lister – Stimme: Friedrich Schoenfelder
*
Leopold Rudolf als „Shakespeare“, ein Polizeispitzel – Stimme: Gerd Martienzen*
Kurt Sowinetz als Polizeibeamter Brown – Stimme: Gerd Duwner
*
Rudolf Barry als Polizeibeamter Merrick – Stimme: Wolfgang Draeger
*
u.A.
Erzähler: Joachim Nottke
* Der Grund für die Nachsynchronisation durch andere Schauspieler ist nicht bekannt.

Der Kriminalpolizist Eddie Blomfield (Zitat Erzähler: „...kein Einfaltspinsel, aber auch kein Sherlock Holmes“) verhindert durch Zufall einen Lohngelderraub der Gebrüder Smith. Bei einer anschliessenden Verfolgungsjagd (auch in der Kürze der Szenen sowohl teils gut gelungen, als auch teils altbacken lahm inszeniert) stirbt Blinky, der ältere der Brüder- selbst verschuldet kracht sein Auto gegen eine Wand und das im Kofferraum verwahrte Nitroglyzerin explodiert (und ergibt eine wirklich schöne Knallszene).
Johnny Smith aber macht Blomfield für den Tod verantwortlich und will sich an ihm rächen (ihn umbringen). Als er Blomfield am nächsten Tag nicht in dessen Büro antrifft, nimmt Johnny dort Geiseln (die Polizeibeamten Lancaster, O'Hara, Sterling und Coleman sowie zwei „leichte Mädchen“, die Coleman kurz zuvor verhaftet hat), mit denen er auf Blomfields' Rückkehr wartet- bewaffnet mit einer Pistole und einer Flasche Nitroglyzerin. Für alle Beteiligten werden die nächsten Stunden zu einer Geduldsprobe und eskalierenden Ausnahmesituation.
Gleichzeitig ist Blomfield anderweitig beschäftigt und taucht nicht im Büro auf
(wobei er es sich einmal, geschickt dramatisiert, erst im letzten Moment anders überlegt und umdreht). Die freizügig-exzentrische Susan Gillespie (Besitzerin dreier Löwenbabies und einem Techtelmechtel mit Blomfield offensichtlich nicht abgeneigt) hält ihn wegen ihres Nachbarn Baker in (Ermittlungs-)Arbeit. Sie will beobachtet haben, daß Baker des Nachts eine Leiche (wohl seine verschwundene Frau) in seinem Garten verscharrt hat. Dort findet sich jedoch nur eine tote Katze, womit die Angelegenheit aber nicht erledigt ist...

Ein so ungewöhnlicher, wie aber auch bemerkenswerter Kriminalfilm, der von seiner Machart her, um ein paar Szenen gekürzt, wohl besser in das Fernsehen gepasst hätte, als auf der grossen Leinwand (mit sehr mässigem Erfolg, obwohl gerade dieses Genre noch kurz zuvor in Deutschland immens populär gewesen war) vermarktet zu werden. Wie der Titel schon verrät, war wohl in Erwartung eines Kassenerfolges die Fortsetzung schon bei der Herstellung geplant gewesen- mangels Nachfrage ist es jedoch zu einer solchen nie gekommen.
Die ersten (eher lieblos hineingebastelten) Bilder aus London lassen zunächst einen modernen Wallace-Epigonen vermuten (zumal auch die angenehm-poppige Musik stark in diese Richtung geht), doch schnell merkt man, daß dem nicht so ist. Vor allem die konsequent durchgezogene Erzählweise mit zwei komplett voneinander unabhängig verlaufenden Handlungssträngen macht den Film zu einem interessanten Sonderfall im Genre.

Zum einen ist da die Geiselnahme im kleinen Kosmos Büro, auf der auch der Schwerpunkt des Films liegt (obwohl ohne den Titelhelden Blomfield). Nach Art eines Theaterkammerspiels inszeniert, entwickelt sich die Handlung stetig und spannend voran, inklusive der fehlschlagenden (auch hanebüchenen) Versuche, Hilfe von aussen zu holen. Eine Atmosphäre der Angst liegt über allem und ungewiss ob des Weiter- und Ausgangs der Situation schaut man dem gebannt zu. Da ist kein Moment zu viel, und keine Szene Füllsel (ausser der überflüssige, zum Glück aber nur kurze Auftritt eines wirren Politikers in Gestalt von Karl Schönböck), und alles von allen überzeugend gespielt. Der künstlerische Kniff, einige der eingeschlossenen Protagonisten ihre Gedanken aus dem Off erzählen zu lassen, lässt dann auch den ein oder anderen flachen Dialog vergessen. Eine recht freizügige Tanzeinlage eines der Mädchen hätte es dann aber nicht gebraucht, die war wohl der Zeit geschuldet.
Zum anderen dann die insgesamt schwache und enttäuschende und auch von den Darstellern oft gelangweilt dargebrachte „normale“ Krimigeschichte, die sich schleichend, geradezu zäh entwickelt und lange nur durch die „abgefahrene“ Susan (Ingeborg Schöner zeigt sich hier gar nackig) am Laufen gehalten wird. Ein echter Höhepunkt fehlt lange, erst die Auflösung bietet dem Zuschauer wirklich etwas (und da ist schon reichlich viel Zeit vergangen). Na ja, immerhin löste Blomfield hier erst seinen „ersten Fall“, hätte immerhin noch besser werden können.

In meist harmlos-gefälligen Bildern und auffallend zurückhaltenden und bis heute gut erhaltenen Farben hält Regisseur Zehetgruber (der „König der Pseudonyme“ und unter diversen Namen auch als Schauspieler tätig, so in seiner selbstinszenierten „Dudu, der Wunderkäfer“-Reihe) die Fäden trotz der Mängel stets in der Hand, der Film verheddert sich zumindest nicht und die Geschichte(n) bleibt/bleiben nachvollziehbar. Daß sie sich nicht gleichwertig sind, ist schade, und in jedem Fall hätte mans besser hinkriegen können (nicht jedoch mit zwei getrennten Filmen, da wäre einer ein Ausfall geworden).

Ein routiniertes (und übersichtlich gehaltenes) Schauspielerensemble gibt vor allem der Geiselnahme Pfeffer- „Filmdauerbösewicht“ Werner Pochath brilliert als entschlossener Rächer. Etwas klischeehaft auch als Junkie gezeigt, aber insgesamt glaubhaft, kann man nachvolltiehen, warum er und was er da tut; Walter Barnes (Hierzulande vor allem bekannt als stets positiv gestimmter Westmann aus mehreren der „Winnetou“-Filme) ist der „Vermittler“ im Chaos, ruhig, besonnen, aber wenns sein muss auch mal laut; Eddi Arent sieht man hier gegen sein „Der-Lustige-vom-Dienst“-Image anspielen, und dabei überzeugt er als cooler, für einen Sittenpolizisten recht verklemmten Beamten, und auch als tougher Klopper; und Synchronlegende Gert Günther Hoffmann kann man hier als schon tagsüber Bier trinkenden und ziemlich demotivierten Innendienstler auch mal zu Angesicht bewundern.
Wie schon erwähnt, sieht das in der „anderen“ Geschichte nicht ganz so gut aus, besonders George und der auch „Winnetou“-erfahrene Anthony Steffen hätten durchaus mehr Motivation für ihren Job zeigen können.
Kurz nur dabei, aber wie immer grandios: Herbert Fux. Aber der musste sich auch nie wirklich anstrengen, um Schmackes in seine Rollen zu bringen, der hatte es eben drauf.

Fazit:

Des Ansehens durch den aufgeschlossenen (Genreunüblichem nicht abgeneigten) Krimifreund durchaus wert, auch wegen seiner untypischen (manchmal jedoch auch anstrengenden) Erzählweise, der tollen Schauspielerleistungen und eines recht ordentlichen Twists zum Finale.

Stab:
Regie und Drehbuch: Rudolf Zehetgruber
Kamera: Hannes Staudinger
Musik: Hans Hammerschmid
Schnitt: Annemarie Reisetbauer
Ton: Rolf Schmidt-Gentner
Spezialeffekte: Fritz Jüptner-Jonstorff
Regieassistenz: Günther Köpf
Produktionsleitung: Gerald Martell
Produktion: Barbara-Film München

Co-Produktion: Rudolf Zehetgruber

Spoiler:
Susan Gillespie und Arthur Baker sind in Wahrheit ein Liebespaar und haben Bakers Frau tatsächlich (quasi gemeinsam) ermordet. Sie glauben, nach ihrem Katzenablenkungsmanöver, die Leiche nun in Ruhe im Garten vergraben zu können (siehe Foto unten), doch Blomfield kommt ihnen dank eines Kleiderfetzens (so ganz klar wird das wie und warum dem Zuschauer allerdings nicht) doch noch dahinter und überrascht die beiden dabei. Es kommt zu einem (kurzen, ganz und gar nicht heftigen und schon gar nicht Schimanski-liken) Geprügel (eher Gerangel) zwischen den beiden Männern, dann kann Blomfield (mit der Mordwaffe) Baker anschiessen und so ausschalten.
Ende dieses Handlungsstrangs.
Etwas actionreicher, dafür aber inklusive gestelzt lustiger Dialoge g
eprügelt wird auch im Polizeibüro, wo alle (sich endlich ihrer Überzahl bewusst) auf Johnny losgehen, der dennoch flüchten und sich sein draussen parkendes Motorrad schnappen kann. Auf seiner Flucht verunglückt Johnny, landet benommen auf Gleisen und wird von einem Zug erfasst und getötet.
Ende dieses Handlungsstrangs.
Dann kommt noch ein kleines Nachspiel im Polizeibüro, das etwas Humor verbreiten soll, da Blomfield und die anderen über die Tagesgeschehnisse aneinander vorbeireden. Denn Blomfield weiss ja schliesslich nichts von dem, was im Büro geschah.
Ende des Films.


Bodycount:

Mit Sicherheit
sterben „nur“ die beiden Brüder Smith- siehe Inhaltsangabe und Spoiler.
Ein im Polizeibüro auftauchender Spitzel („Shakespeare“) wird von Johnny angeschossen und schwer verletzt. Später wird er aber nicht mehr erwähnt, womit unklar ist, ob er seine Verletzung überlebt hat.
Der ebenfalls von Johnny angeschossene Inspektor Lancaster hat, wie man in den letzten Szenen sehen kann, seine Verletzung in jedem Fall überlebt.