(81) Veröffentlichung: 27.November 2020

USA (Fernsehproduktion), 1985 –  Originaltitel: Blackout
Originallänge: 99 min./ VHS D:94 min. – FSK 16

Gedreht in Kanada, September/Oktober 1984
Weltpremieren auf dem Cannes FilmMarket am 12.Mai 1985
und auf dem Filmfestival "Mystfest" in Italien am 28.Juni 1985
Fernsehpremiere in den USA am 28.Juli 1985

In Deutschland erfolgte keine Kinoauswertung, der Film erschien hier 1987 direkt auf Video


Darsteller:

Richard Widmark (als Joe Steiner) – Deutsch: Michael Chevalier
Keith Carradine (als Allen Devlin) – Deutsch: Randolf Kronberg
Kathleen Quinlan (als Chris Graham) – Deutsch: Traudel Haas
Michael Beck (als Michael Patterson) – Deutsch: Ulrich Gressieker
Don Hood (als Sergeant Phil Murphy, Kollege von Steiner) – Deutsch: ?
Gerald Hiken (als Theodor Grant) – Deutsch: Helmut Krauss, Martina Deignan (als Pauline, Nachbarin der Vincents) – Deutsch: ?,
Paul Drake (als  Privatdetektiv Davey) – Deutsch: Thomas Petruo, Murray Ord (als  Rechtsanwalt French) – Deutsch: Helmut Gauß,
Lawrence Lott (als Dr.Van Buren) – Deutsch: Christian Rode, Kenneth Kimmins (als Dr.Kay) – Deutsch: Hans-Werner Bussinger, Sheila Moore (als Dr.Maggie Alcott, Psychiaterin) – Deutsch: ?,
Danitza Kingsley (als Erstes Opfer des Maskenmanns), Louise Johan (als Zweites Opfer des Maskenmanns)
u.A.

Lucy Vincent und ihre drei kleinen Kinder werden tot in ihrer Wohnung aufgefunden- sie wurden ausgerechnet am fünften Geburtstag eines der Kinder grausam ermordet und vom Täter auf bizarre Weise zur Schau gestellt. Der Familienvater Edward ist verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen, und gilt der Polizei natürlich als einzig möglicher Täter.
Nur kurze Zeit später hat ein Mann, dessen Identität aufgrund seiner schweren Brandverletzungen auch später nicht mehr geklärt werden kann, einen verheerenden Autounfall
(eine Meisterarbeit der Stuntleute) und behauptet gegenüber den Ärzten und der Polizei, dabei sein Gedächtnis komplett verloren zu haben. Erst nach aufwendigen kosmetischen Gesichtsoperationen (eine Meisterarbeit der Maskenbildner) kann der Mann das Krankenhaus verlassen. Er nennt sich fortan Allen Devlin (ob die Ähnlichkeit des Namens zu "Devil" vom Autoren beabsichtigt gewesen ist?) und gründet mit Chris Graham, die ihn als Krankenschwester betreut hatte, eine neue Familie.
Sechs Jahre später: Der Polizeibeamte Joe Steiner, der im Fall der ermordeten Familie ermittelt hatte, stösst durch einen anonymen Hinweis per Post
auf eben jenen Allen Devlin und seine Familie. Er stellt einen Zusammenhang zwischen den beiden Vorfällen von damals her, und verdächtigt Devlin, der verschwundene Familienvater zu sein. Steiner nimmt seine Ermittlungen, auch nach seiner Pensionierung, auf eigene Faust wieder auf, und wird dabei sogar von Devlin unterstützt, der herausfinden will, wer er wirklich ist. Steiner jedoch hält Devlin für eine „tickende Zeitbombe“, die irgendwann (wieder) explodieren und töten wird.
Da beginnt ein schwarz maskierter Mann in der Stadt sein Unwesen zu treiben und greift Frauen an, genau wie in den Wochen bevor der Mord an den Vincents geschah...

Was ein Beginn, welch viel Geschehen, doch dies alles muss leider einen Minuspunkt verpasst bekommen, denn die Handlung ist nach dem zugegeben wirklich vom Feinsten heftig schockenden Einstieg (der Entdeckung der Familienmorde in deutlichen Bildern- sehen wir mal gnädig über den wahrscheinlich schlechtesten und unentsetztest gespielten Entsetzensschrei der Filmgeschichte hinweg) zunächst zu überfrachtet, und die Inszenierung scheint etwas aus dem Ruder gelaufen zu sein (hatte da vielleicht jemand in echt einen Blackout?). Es geht alles um einiges zu schnell, gar zu hektisch, und der Zuschauer kann kaum all dem folgen, was da vor ihm passiert, und warum, und wer war denn da nun noch in dem Unfallwagen drin? Und wer bezahlt eigentlich den teuren Krankenhausaufenthalt?
Als Fernsehproduktion hätte man vielleicht (was sich im Finale noch einmal bestätigen wird) besser einen Zweiteiler daraus gemacht- genug Inhalt dafür wäre vorhanden gewesen. Doch man erkennt durchaus das Potential, welches hier vorhanden ist, und sich dann ja auch zeigen wird.
Enttäuschen diese ersten Minuten also insgesamt, und schreckt der Film den Zuschauer erst einmal eher
ab, als daß er ihn durchgängig erschrecken kann, muss man aber nicht an ihm verzweifeln.

Man widerstehe unbedingt der Versuchung, genervt abzuschalten. Es braucht hier halt leider etwas Anlaufzeit (fast bis zum „Sechs Jahre später“-Plot, um genau zu sein), bevor der Film in die richtige Spur findet und in Fahrt kommt, und man dann so richtig „drin“ ist und dann auch davon gefesselt wird. Jetzt wird toll getwistet, wird überrascht, weiss man nicht woran man ist, und ein aufregendes „Ist er es oder ist er es nicht, hat er es getan oder hat er es nicht getan?“ belohnt den Zuschauer. Diese Spannung kann dann auch bis zum Finale aufrechterhalten werden, man vergisst und verzeiht den „Anfangshänger“, und man will dann doch und auch unbedingt wissen, was das alles mit der „Bestie in Schwarz“ zu tun hat, der die Frauen der Umgebung, gleichzeitig mit dem Haupthandlungsstrang, in Angst und Schrecken versetzt (und die in Deutschland in den Mittelpunkt des Titels geriet, obwohl sie nur einen kurzweiligen Nebenschauplatz beansprucht).

An den Darstellern gibt es absolut
nichts auszusetzen- insbesondere die direkten „Duelle“ zwischen Carradine und Widmark sind Schauspielsahne. Daß Richard Widmark bei den Dreharbeiten „schon“ siebzig Jahre alt war, merkt man ihm hier nicht an. Frisch und überzeugend gibt er den stoischen und sich an der Sache festbeissenden Cop, der sich so sicher ist, auf der richtigen Spur zu sein, und nun endlich seinen grössten Fall lösen zu können, daß er alles auf eine Karte setzt. Koste es, was es wolle- den Kerl will Steiner noch zur Rechenschaft ziehen, bevor er sich wirklich zur Ruhe setzt. Keith Carradine als seinem unfreiwilligen Gegenspieler nimmt man zumindest eine lange Zeit lang ab, daß er tatsächlich einfach nur in die Sache „hineingeraten“ und nur ein Unschuldiger ist, der sich nicht mehr daran erinnern kann, wer er ist und was vor seinem Unfall geschah. Er scheint nicht zu begreifen, warum der Polizist nun hinter ihm her ist und seine Familienidylle stört und bedroht. Carradine spielt das Unschuldslamm und den Familienmenschen brilliant. Erst spät beginnt man, an ihm zu zweifeln, versucht er etwa doch, seine Vergangenheit, die ihm inzwischen wieder bekannt sein könnte (oder sogar immer bekannt war), zu verbergen? Und wenn, wie weit wird er dafür gehen, um dies weiter verheimlichen zu können? Ist Devlins Frau (Kathleen Quinlan, in ihrer Rolle bewusst und überzeugend naiv) auch in Gefahr? Und welche Rolle genau spielt nun der sich gekonnt zurückhaltende Michael Beck als ihr eifersüchtiger Ex-Freund und Polizist in der Geschichte?

Klasse sind die Make Up-Effekte in der Anfangssequenz und an dem durch den Unfall verunstalteten Devlin, die weit über das hinausgehen, was man von einer Fernsehproduktion erwarten würde. Da wird auch gern mal mit der (ansonsten fernsehüblich unaufregend geführten) Kamera nah draufgehalten, was wohl nicht zuletzt zu der deutschen FSK 16 geführt haben wird.
Die Musik von Laurence Rosenthal (zweimal in seiner Karriere für einen „Oscar“ nominiert und eher für getragene Kompositionen bekannt) erinnert etwas an Carpenter’s „Halloween“-Töne, nur mit weniger Synthesizer.

Fazit:
Rumpelt anfangs zäh und teils schwer nachvollziehbar daher, geht dann aber gut ab und trotz „zuviel des Guten“-Logikfehlern mit reichlich Schmackes durch die Ziellinie.
Das bisschen „Durchhalten“ am Anfang zahlt sich aus und man wird dann auch mit einem besonders herausragend gespielten Finale belohnt (
auch, wenn die richtig grosse Überraschung ausbleibt).

Stab:

Regie: Douglas Hickox
Drehbuch: David Ambrose
Story: David Ambrose, Richard Smith, Richard Parks, Les Alexander
Kamera: Tak Fujimoto - Musik: Laurence Rosenthal - Schnitt: Michael Brown (Assistenz: Jan Wesley)
Produktionsdesign: W.Stewart Campbell - Szenenbild: Marti Wright (Assistenz: Lesley Beale)
Make Up: Phyllis Newman - Special Make Up: Michael J.Westmore
Spezialeffekte: John Thomas
Regieassistenz: Don Buchsbaum, Matthew O'Conner
Ausführende Produzenten: Roger Gimbel, Freyda Rothstein
Associate Producer: Ned Rosenstein
Produktion: Richard Parks, Richard Smith, Les Alexander

Spoiler:
Es überschlagen sich die Ereignisse (vielleicht war zu wenig Dreh-Zeit über, und erneut haben wir etwas vom Hopplahoppeffekt vom Anfang mit dabei, wenn auch diesmal um Längen flotter und spannender).
Ein von Devlin beauftragter Privatdetektiv wird ermordet, was Devlin in Verdacht bringt, und der Maskenmann schlägt erneut zu. Chris bekommt einen Drohanruf von Devlin (
eindeutig erkennbar anhand der Synchronstimme und Chris' Reaktion), in dem er sie als „Lucy“ beschimpft. Dann findet die Polizei die Maske in Devlin*s Sachen. Dieser lässt sich nun selbst in eine psychiatrische Klinik einweisen, beteuert aber nach aussen weiter seine Unschuld, und weder Vincent noch der Maskenmann zu sein (unlogisch, da er Chris ja als Lucy tituliert hat).
Als herauskommt, daß Polizist Patterson (der Ex von Chris) Steiner anonym informiert hat, und noch immer in Chris verliebt ist, gerät dieser kurz in Verdacht, aus Eifersucht Devlin etwas angehängt zu haben. Chris und Devlin versöhnen sich (
eigentlich eher unlogisch wegen des obigen Anrufs).
Steiner aber glaubt inzwischen, daß Devlin nicht Vincent war, und will abreisen. Doch da erfährt er, daß heute der fünfte Geburtstag von Chris' und Devlin's Sohn ist, und schaltet. In letzter Sekunde kann er Devlin (
ders also alles eben doch war, und ein Persönlichkeitsgespaltener Psychopath halt auch) vom erneuten Familienmord abhalten, und erschiesst ihn.

Am nächsten Tag verabschieden sich Steiner und Chris voneinander. Sie bezeichnet Vincent als den Mann, der „ihren Mann Devlin ermordet hat“, und er sagt: „Ich wünschte, ich hätte mich geirrt!“.
Ende.

Bodycount:
- Lucy Vincent und ihre drei Kinder werden mit einem Baseballschläger erschlagen (von Vincent/Devlin)
- Der zweite Autoinsasse bei Devlin's Unfall verbrennt bis zur Unkenntlichkeit
- Privatdetektiv Davey wird mit einem Wagenheber erschlagen (Tat wird nicht gezeigt, es muss aber Devlin gewesen sein)
- Chris findet Patterson erschlagen auf (Tat wird nicht gezeigt, es muss aber Devlin gewesen sein)
- Steiner erschiesst Devlin