GB,
1960 – In Schwarz/Weiss
Originallänge: 78 min. – Kino D: 75
min. – FSK 16
Originaltitel: The City Of The Dead (Titel in den USA:
Horror Hotel)
Drehzeit:
Oktober/November 1959 (Komplett in den Shepperton Studios,
Surrey/England)
Kinopremieren: GB- September 1960; D- 13.Dezember
1963
Darsteller:
Christopher Lee (als Professor Alan Driscoll, Historiker)
Dennis
Lotis (als Richard Barlow)
Patricia Jessell (als Elizabeth Selwyn,
Hexe/Mrs.Newless, Pensionswirtin in Whitewood)
Betta St.John (als
Patricia Russell)
Venetia
Stevenson (als Nan Barlow)
Tom
Naylor (als Bill Maitland, ihr Freund)
Norman Macowan (=MacOwan;
als Reverend Russell, Patricias Großvater)
Valentine Dyall (als
Jethrow Keane)
Ann Beach (als Lottie,
stumme Angestellte von Mrs.Newless)
Fred Johnson (Dorfvorsteher
von Whitewood in 1692)
Jimmy (=James) Dyrenforth (als
Tankstellenbesitzer)
William Abney (als Polizeibeamter)
u.A.
Zu
den Synchronfassungen des Films siehe unten
3.März 1692 in Whitewood, einem kleinen Nest in Massachussetts/USA.
Elizabeth Selwyn (die der Zuschauer- wohl vom Regisseur gewollt- anfangs fast ein wenig bedauert) wird von ihren aufgebrachten Mitbürgern (Erstes kleines Foto von oben) als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt (Zweites kleines Foto von oben). Im Sterben ruft sie nach dem Teufel um Hilfe und schwört ihm ihre Dienerschaft, wie auch ihr in der Menge verborgener Gehilfe Jethrow Keane. Der Himmel verdunkelt sich...
Gegenwart.
Auf Anraten von Professor Driscoll, einem ausgewiesenen Fachmann zum Thema Hexenverfolgung im 17.Jahrhundert, reist die am Thema sehr interessierte Studentin Nan Barlow nach Whitewood, um vor Ort Recherchen anzustellen. Obwohl man ihr zumeist unfreundlich begegnet und diverse Vorkomnisse durchaus als „Warnzeichen” zu verstehen sind, macht sie sich entschlossen an die Arbeit...
Bis hierhin, fast exakt der Hälfte der Laufzeit, kommt die „Stadt der Toten” (ehrlich geschrieben, wohl eher „Das Dorf der Toten in der Mitte des Nirgendwos”) schon mehr als nur ordentlich daher, ein kleines bisschen altbacken hier und da zwar, und auch etwas schleppend noch, aber im besten Sinne ähnlich eines (guten Fernseh-)Episodeneinstiegs aus der „Twilight Zone”. Etwas (viel, vor allem Boden-) Nebel (der an vielen Stellen auch nicht weniger werden wird, was vielleicht auch die einfachen Kulissen tarnen sollte) dazu, ein seltsamer Anhalter der von hier auf gleich verschwindet, ein mahnender Reverend und argwöhnische Dorfbewohner. Die Mischung stimmt schon und des Zuschauers Vorfreude wächst.
Und dann- der ultimative Schock (so gemein wie schlichtweg einfach nur geil), ähnlich gelungen wie in „Psycho” (und nicht dort geklaut, denn nicht einmal der Roman von Robert Bloch, der Hitchcock's Meisterwerk als Vorlage diente, war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten von „Stadt der Toten” bereits erschienen)... der unerwartete, schreckliche Tod der bis dato vermeintlichen Hauptfigur.
Nan fällt in die Hände des örtlichen Satanskultes (von dem der Zuschauer früh weiss, schon weil die Hexe aus dem Intro jetzt als Pensionswirtin mitspielt, und der Anhalter niemand anderes ist als Jethrow Keane- beider Flehen um Satans Hilfe wurde also damals erhört, und der Mitstreiter gabs noch einige als Bonus dazu, darunter auch den davor so freundlichen Professor Driscoll). Unter den unheimlichen (in Erinnerung bleibenden) Gesängen der Satansjünger (Drittes kleines Foto von oben) senkt die Hexe das Messer in Richtung der wehrlosen, gefesselten Nan, und...
Ein fantastischer Schnitt ändert die Szenerie auf ein Messer, das eine Geburtstagstorte teilt. Doch den anwesenden Richard (Nans Bruder) und Bill Maitland (ihr Freund) ist eigentlich so gar nicht nach Party zumute, sie machen sich Sorgen um Nan, die sich seit zwei Wochen, seitdem sie nach Whitewood aufbrach, nicht bei ihnen gemeldet hat- zumal sie von der Dorfbewohnerin Patricia Russell aufgesucht werden, die Nan kennenlernte und sie nun ebenso vermisst. Die beiden Männer beschliessen, in Whitewood nach dem Rechten zu sehen (warum sie dann aber getrennt fahren, bleibt ihr Geheimnis, doch war Spritsparen zu der Zeit ja auch noch kein Thema).
Geradezu gelungen schwarzhumorig mit 1:1-Wiederholungen von Szenen der Anreise und Ankunft Nan's in Whitewood (nur, daß diesmal die Männer die Protagonisten sind) geht der Film schliesslich in seine finalen und spannenden Sequenzen...
Ein Film der Hammer-Studios, der Meister des gothischen Grusels aus England? Nein, aber quasi das erste Werk deren bald danach grösster Konkurrenz, der Episodenfilmgenies Amicus-Films, die schon hier zeigt, daß sie Kopieren nicht nötig hat, sondern zusätzliche Klasse abliefert: eigenständig, originell, mit spezieller Note. Ein packendes Drehbuch ohne Effekthascherei (und fast ohne Blut und Gewaltszenen) plus der schnörkellos-modernen Inszenierung ergeben hier ein auch heute noch überzeugendes und stets bedrohliches Gruselwerk der Extraklasse. Wenn ein Film trotz auffälligem Studiotouch solch Atmosphäre erzeugt (ein Hoch der Schwarz-Weiss-Kamera) wie dieser, dann freuts des Gruselfans Herz und Augen. Und Ohren- da ändert dann auch die seltsame Musikmischung zwischen den feinen Horroruntermalungen und den nervigen Jazzstücken nichts, und auch nicht die etwas gezwungen-amerikanischen Akzente der Darsteller im Original.
Die durchweg imponierenden Schauspielerleistungen tun ihr übriges. Christopher Lee (nicht wirklich in der ersten Hauptrolle, im edlen Cast aber eben wohl das bekannteste Gesicht, ist bis auf seine ersten Szenen vor Studenten sogar eher selten zu sehen) gibt anfangs den stoischen Wissenschaftler, der andere mit seinem Fachgebiet fesseln will, vielle aber nur nervt (mit aber schon arg dämonischem Blick), und outet sich dann als fanatischer Teufelsanhänger; Dennis Lotis brilliert als nicht immer unfehlbarer und schon gar nicht allen körperlich überlegener “Held”; Patricia Jessel ist eine beeindruckende Böse mit Facetten in ihrer quasi-Doppelrolle; und Venetia Stevenson ist solcherart süss und unbedarft, daß ihr frühes Ausscheiden den Zuschauer umso mehr schockiert und entsetzt.
Und auch die Nebendarsteller wissen trotz Klischeebesetzung (wie Norman MacOwan als blinder Pfarrer oder Ann Beach als stumme und überforderte Helferin der Guten) zu überzeugen.
Fazit:
Ein so wunderschöner wie schauriger, aus unerklärlichen Gründen und trotz damaligem Achtungserfolg schon fast vergessener Gothicgruselfilm mit absolutem und zeitlosem Ambiente und Klassikerpotential; zum Glück bis heute einwandfrei erhalten.
Stab:
Regie: John Llewellyn Moxey
Drehbuch: George Baxt
Story: Milton Subotsky
Kamera: Desmond Dickinson
Musik: Douglas Gamley; Jazzmusik: Ken Jones
Schnitt: John Pomeroy
Art Direction: John Blezard
Make Up: George Claff
Spezialeffekte: Cliff Richardson
Regieassistenz: Tom Pevsner
Produktionsleitung: Ben Arbeid
Ausführende Produzenten: Seymour S.Dorner, Milton Subotsky
Produktion: Donald Taylor, Max J.Rosenberg (Letzterer ungenannt),
Aus der bei diesem Film genannten Produktionsfirma „Vulcan“ ging fast unmittelbar danach die „Amicus“-Productions von Max J.Rosenberg und Milton Subotsky hervor.
Die erste deutsche Synchronisation wurde für die Kinoaufführung erstellt, und ist erst seit 2016 auf Veröffentlichungen des Films vorhanden (der Film wurde nie auf Video veröffentlicht, und es dauerte bis Anfang der 2010er Jahre, bevor der Film überhaupt erhältlich war). Beim Erwerb des Films sollte auf das Vorhandensein dieser Version geachtet werden, da diese durchaus die bessere ist.
Die weiter verbreitete Version ist die zweite deutsche Synchronisation, die, wohl in den 1970er Jahren, für eine Fernsehausstrahklung erstellt wurde. Diese geht zwar auch in Ordnung, aber klingt sprachlich etwas zu neumodisch und insgesamt etwas zu steril.
1. Synchronisation, soweit Sprecher bekannt:
Christian Marschall für Christopher Lee; Maria Landrock für Patricia Jessel; und Wolfgang Eichberger für Valentine Dyall.
2.Synchronisation, soweit Sprecher bekannt:
Joachim Höppner für Christopher Lee; Gudo Hoegel für Dennis Lotis; Uta Kienemann-Zaradic für Venetia Stevenson; Stephan Hoffmann für Tom Naylor;
Gerd Potyka für Norman MacOwan und James Dyrenforth; Norbert Gastell für Valentine Dyall; Herbert Weicker für Fred Johnson; und Thomas Rau für William Abney.
Spoiler:
Patricia Russell soll nun am „Hexensabbat“ das zweite Opfer der Satanisten für den Teufel werden, und wird von diesen verschleppt. Richard Barlow, der dies nicht verhindern kann, erfährt vom sterbenden Reverend (siehe Bodycount), daß nur „das christliche Kreuz“ die Teufelsjünger besiegen kann, und begibt sich zu der Blutmesse des Teufelskultes. Doch er wird von den Satanisten überwältigt.
Bill kann in letzter Sekunde (dem Tode geweiht, siehe Bodycount) ein grosses Kreuz von einem Grab nehmen und den Satanisten entgegenhalten. Diese verbrennen daraufhin (ausserordentlich gut getrickst) eine/r nach dem/der anderen. Auch die uralte Hexe trifft ihr verdientes Schicksal (siehe Bodycount).
Eine
Frage sei erlaubt (Logikfehler):Die Satanisten wussten doch sicher um
die Gefahr durch das Kreuz, warum also halten die ihre Messe
unmittelbar bei einem christlichen Friedhof ab beziehungsweise haben
nicht längst alle Kreuze vernichtet?
Bodycount:
-
1692: Verbrennung der Hexe
Gegenwart:
-
Nan Barlow wird dem Teufel geopfert und von der Hexe erstochen
-
Jethrow Keane erwürgt Lottie, bevor diese Richard Barlow eine
Warnung zukommen lassen kann
- Reverend Russell stirbt in Richard
Barlows Armen (unklar bleibt, woran genau)
- Die Teufelsjünger
verbrennen durch den Anblick des Kreuzes (siehe
Spoiler),
das Bill Maitland ihnen entgegenhält
- Bill Maitland stirbt durch
den Dolch, den die Hexe ihm noch zuvor in den Rücken stiess (siehe
Spoiler)
-
Richard und Patricia finden die verbrannte Leiche der Hexe (siehe
Spoiler und Foto hierunter)
Mehrere Punk-und Heavy Metal-Bands, darunter Iron Maiden für „Bring Your Daughter...To The Slaughter“, verwendeten Filmszenen für ihre Musikvideos; die Punkband „Misfits“ schrieb einen Song namens „Horror Hotel“ (der US-Titel des Films), der Bezug nimmt auf den Film; Musiker Rob Zombie verwendete Christopher Lee's ersten Monolog über Hexerei im Film als Intro zu seinem Song „Dragula“, genau wie zuletzt auch die Metalband „In This Moment“ für einen ihrer Songs (2017).