Gebräuchlicher Titel: JACK THE RIPPER-DER DIRNENMÖRDER VON LONDON
D/Schweiz, 1976 – Originallänge: 92 min./FSK 18 – Kinoversion D: 82 min./FSK 16
Drehzeit:
2.- 22.Juni 1976 in Zürich
Kinopremieren: D- 23.September 1976; Schweiz- Nicht bekannt
Fazit:
Insgesamt einer der zweifellos besten Filme der spanischen Genreikone Jess Franco (über 200 Werke als Regisseur, als Autor und als Komponist, des öfteren auch gleichzeitig), und ein Horrorstreifen, der dem Zuschauer in Erinnerung bleibt. Teilweise sogar mehr ein Psychogramm des Täters und Milieustudie als einfach nur ein Schlitzerfilm. Das völlig verhunzte Ende mag man verzeihen.
Der Film ist bis heute sehr gut erhalten; die Nachsynchronisation klingt allerdings etwas künstlich und unpassend zum Gesamteindruck.
Kinopremieren: D- 23.September 1976; Schweiz- Nicht bekannt
Sicher,
dieser Film beruht nur sehr lose auf dem bis heute nicht
abschliessend geklärten Kriminalfall des wohl berühmtesten Mörders
aller Zeiten, und hält sich kaum an die wenigen überlieferten
Tatsachen. Er spekuliert und erzählt seine ganz eigene, frei
erfundene Geschichte- doch welche der vielen Verfilmungen des Stoffes
tut das letztlich nicht? So war wohl auch hier die Verwendung des
Namens des Serienkillers mindestens auch Mittel zum Zweck, um
Menschen ins Kino (beziehungsweise heutzutage vor die Bildschirme) zu
locken.
Doch im Gegensatz zu manch anderem Film, der die Motive aufgreift, ist die Geschichte hier zumeist sorgfältig und gut erdacht und bis auf ein dann allerdings leider unbefriedigendes und unverständlicherweise recht plötzliches (und unoriginelles) Ende durchgehend spannend geschrieben worden. Jess Franco hat konstant gut inszeniert, was man nicht immer von ihm behaupten konnte. Logik- und Schludrigkeitsfehler, die sich bei ihm immer mal wieder eingeschlichen haben, wurden hier vermieden, auch dank eines nicht wie sonst bei ihm oft hektischen, sondern in der Originalfassung flüssigen Schnitts, für den sich offensichtlich mehr Zeit, als bei Franco sonst üblich war, genommen wurde (während die Dreharbeiten in flotten drei Wochen abgeschlossen waren).
Doch im Gegensatz zu manch anderem Film, der die Motive aufgreift, ist die Geschichte hier zumeist sorgfältig und gut erdacht und bis auf ein dann allerdings leider unbefriedigendes und unverständlicherweise recht plötzliches (und unoriginelles) Ende durchgehend spannend geschrieben worden. Jess Franco hat konstant gut inszeniert, was man nicht immer von ihm behaupten konnte. Logik- und Schludrigkeitsfehler, die sich bei ihm immer mal wieder eingeschlichen haben, wurden hier vermieden, auch dank eines nicht wie sonst bei ihm oft hektischen, sondern in der Originalfassung flüssigen Schnitts, für den sich offensichtlich mehr Zeit, als bei Franco sonst üblich war, genommen wurde (während die Dreharbeiten in flotten drei Wochen abgeschlossen waren).
Im
Film ist dem Zuschauer von Anfang an bekannt, wer sich hier
hinter dem Ripper verbirgt- es
ist der Arzt Dr.Orloff,
der
sich tagsüber aufopfernd um zumeist bedürftige Patienten kümmert,
nachts jedoch als Mörder durch die Strassen Londons schleicht. Er
tötet ausnahmslos Prostituierte, zerstückelt sie, und wirft dann
ihre Überreste in die Themse (beziehungsweise
erledigt das seine Arzthelferin Frieda für ihn, deren Gründe dafür
jedoch im Dunkeln bleiben und die irgendwie immer aus dem Nichts
auftaucht).
Auch des Rippers Motive werden dem Zuschauer durch dessen eindrucksvoll und fast erschütternd filmbebilderten Alpträume früh bekannt- selbst Sohn einer Dirne, die ihn als Kind sexuell missbrauchte, lebt er so seinen Hass auf die Frauen aus.
Seine scheinbar perfekte Tarnung bröckelt, als der blinde Mr.Bridger Zeuge einer seiner Taten wird. Der Ripper schätzt den alten Mann aufgrund dessen Behinderung als nicht hilfreich für die Polizei ein, und lässt ihn daher laufen. Doch Orloff hat nicht mit dem Geruchssinn des Zeugen gerechnet, und auch nicht mit der Entschlossenheit des ermittelnden Inspektors Selby. Als Orloffs Patient Charlie ihm auch noch auf die Spur kommt, und ihn erpresst, wird es eng für Orloff, der dennoch nicht von seinen Taten lassen kann…
Auch des Rippers Motive werden dem Zuschauer durch dessen eindrucksvoll und fast erschütternd filmbebilderten Alpträume früh bekannt- selbst Sohn einer Dirne, die ihn als Kind sexuell missbrauchte, lebt er so seinen Hass auf die Frauen aus.
Seine scheinbar perfekte Tarnung bröckelt, als der blinde Mr.Bridger Zeuge einer seiner Taten wird. Der Ripper schätzt den alten Mann aufgrund dessen Behinderung als nicht hilfreich für die Polizei ein, und lässt ihn daher laufen. Doch Orloff hat nicht mit dem Geruchssinn des Zeugen gerechnet, und auch nicht mit der Entschlossenheit des ermittelnden Inspektors Selby. Als Orloffs Patient Charlie ihm auch noch auf die Spur kommt, und ihn erpresst, wird es eng für Orloff, der dennoch nicht von seinen Taten lassen kann…
Wie
bei Jess Franco nicht anders zu erwarten, mangelt es nicht an
expliziten Gewaltdarstellungenn (die Morde, die Zerstückelungen,
die, wie „deleted Scenes“ auf heutigen VÖ beweisen, sogar teils
noch zeigefreudiger gedreht und getrickst wurden, als sie im fertigen
Film zu sehen sind) und bleibt die angenehm starre Kamera (vielleicht ein wenig voyeuristisch) stets nahe
am Geschehen, wenn der Ripper mal wieder zuschlägt und die
(natürlich) nackten Frauenkörper zerstückelt. Für Zartbesaitete
ist das nicht geeignet, weshalb auch die FSK der ungekürzten Fassung
vollkommen in Ordnung geht, und bei der entschärften Fassung für
Deutschland vor allem diese Szenen fehlen. Doch Franco hat des
öfteren „härteres“ abgeliefert, und so fielen der deutschen
Kino-Schere bei diesem Film „nur“ zehn Minuten zum Opfer, und es
hätte auch etwas weniger sein dürfen. In der verkürzten Fassung
fällt dann schliesslich auch auf, daß es- für Jess Franco eher
unüblich- tatsächlich einige längere reine Dialogeinstellungen
gibt, die allerdings vor allem deshalb nicht negativ auffallen, weil
er hier mit zumeist sehr guten Schauspielern gearbeitet hat.
Links: Hans Gaugler, Rechts: Andreas Mannkopff |
Herbert Fux und eine des Rippers scheusslichen Taten |
Klaus
Kinski spielt zwar (sogar sichtlich) manche Szene gelangweilt*,
aber als ein kalter und gefühlloser Wahnsinniger geht der immer
durch und überzeugt (da reicht schon sein typisches diabolisches
Grinsen, abwechselnd mit seinem irren Blick, und dann sein
erstaunlicher Charme, den er seinen Opfern gegenüber zunächst an
den Tag legt). Andreas Mannkopff (1939-2015, einer der vielseitigsten
und vielbeschäftigtesten deutschen Film-und vor allem
Fernsehdarsteller der 1970er- und 1980er-Jahre aus der eher zweiten
Garde) gibt den zwar einsilbigen, aber engagierten Jäger des Rippers
facettenreich und kann hier auch gegen den grossen „Star“
bestehen. Herbert Fux und Hans Gaugler spielen in kleineren Rollen
toll Typenbesetzt, und sind wichtig und vorantreibend für die
Filmhandlung, sie können dementsprechend (dank ihres Könnens)
auffallen. Nur die Josephine mit dem bekannten Nachnamen bleibt,
obwohl sie sich sogar todesmutig
und
ohne
Wissen ihres Verlobten als Lockvogel für den Ripper betätigt,
blass und konturenlos. Da können die „Opfer“ im Film und Olga
Gebhard als aufdringliche, in Orloff verknallte Vermieterin weit mehr
überzeugen.
Wenn
auch in der Schweiz beziehungsweise dort vor allem im Studio gedreht,
so kommt das viktorianische London (die Stadt stets verregnet und im
Nebel) doch glaubhaft rüber. Trotz des sicherlich geringen Budgets
sind die Bauten und Requisiten gut gelungen und eingesetzt, Kostüme
und Ausstattung sind meist historisch genau und fein anzusehen, und
man hat es vermieden, die Ausleuchtung speziell bei Nachtszenen allzu
sehr zurückzufahren. Die unheimliche Atmosphäre bleibt stets
präsent, und die (oft, aber nie aufdringlich laut präsente) Musik
von Walter Baumgartner (anerkannter Jazzmusiker und Spezialist für
die Scores bizarrer Filme, mehrfach auch die von Franco) tut ihr
übriges, um den Schauder wirken zu lassen.
Josephine Chaplin (Links) hat zwar die "wichtigere" Rolle, Lina Romay spielt aber besser |
Entsetzt! |
Insgesamt einer der zweifellos besten Filme der spanischen Genreikone Jess Franco (über 200 Werke als Regisseur, als Autor und als Komponist, des öfteren auch gleichzeitig), und ein Horrorstreifen, der dem Zuschauer in Erinnerung bleibt. Teilweise sogar mehr ein Psychogramm des Täters und Milieustudie als einfach nur ein Schlitzerfilm. Das völlig verhunzte Ende mag man verzeihen.
Der Film ist bis heute sehr gut erhalten; die Nachsynchronisation klingt allerdings etwas künstlich und unpassend zum Gesamteindruck.
*
Statement von Klaus
Kinski
zum Film: „Ich
entscheide mich für den Schweizer Film Jack
The Ripper in
Zürich. Ich drehe den Scheiß in acht Tagen herunter. Den Rest der
Zeit spiele ich Tennis, auch im strömenden Regen, bis mir Hände und
Füße bluten und ich vor Blasen nicht mehr gehen noch stehen kann.“
–
[Buch „Ich brauche Liebe“, 1991, Seiten
321–322]
Darsteller:
Klaus Kinski als Dr.Dennis Orloff (Der Ripper) – Deutsch: Fred Maire
Andreas Mannkopff als Inspektor Selby – Deutsch: Er selbst
Josephine Chaplin als Cynthia, seine Verlobte – Deutsch: Almut Eggert
Herbert Fux als Charlie – Deutsch: Er selbst
Hans Gaugler als Mr.Bridger, der Blinde – Deutsch: Arnold Marquis
Nikola Weisse als Frieda, Orloffs Assistentin – Deutsch: Barbara Ratthey
Lina Romay als Manka Stevenson, 3.Opfer – Deutsch: Ilse Pagé
Angelika Arndts als Mrs.Stevenson, ihre Mutter – Deutsch: ?
Peter Nuesch als Sergeant Ruppert – Deutsch: Wolfgang Ziffer
Olga Gebhard als Mrs.Baxter, Orloffs Vermieterin – Deutsch: ?
Ursula von Wiese als Miss Higgins, eine Zeugin – Deutsch: Gisela Trowe
Francine Custer als Sally Brown, 1.Opfer – Deutsch: Marianne Lutz
Esther Studer als Jeanny, 2.Opfer – Deutsch: ?
u.A.
Klaus Kinski als Dr.Dennis Orloff (Der Ripper) – Deutsch: Fred Maire
Andreas Mannkopff als Inspektor Selby – Deutsch: Er selbst
Josephine Chaplin als Cynthia, seine Verlobte – Deutsch: Almut Eggert
Herbert Fux als Charlie – Deutsch: Er selbst
Hans Gaugler als Mr.Bridger, der Blinde – Deutsch: Arnold Marquis
Nikola Weisse als Frieda, Orloffs Assistentin – Deutsch: Barbara Ratthey
Lina Romay als Manka Stevenson, 3.Opfer – Deutsch: Ilse Pagé
Angelika Arndts als Mrs.Stevenson, ihre Mutter – Deutsch: ?
Peter Nuesch als Sergeant Ruppert – Deutsch: Wolfgang Ziffer
Olga Gebhard als Mrs.Baxter, Orloffs Vermieterin – Deutsch: ?
Ursula von Wiese als Miss Higgins, eine Zeugin – Deutsch: Gisela Trowe
Francine Custer als Sally Brown, 1.Opfer – Deutsch: Marianne Lutz
Esther Studer als Jeanny, 2.Opfer – Deutsch: ?
u.A.
Stab:
Regie und Drehbuch: Jess Franco
Kamera: Peter Baumgartner
Musik: Walter Baumgartner
Schnitt: Marie-Luise Buschke
Ton: Hubertus Schmandtke, Klaus Hein
Produktionsdesign: Rolf Engler
Requisiten: Bernhard Sauter, Rolf Krebs
Kostüme: Sylvia De Stoutz, Ellen Salzmann
Maske: Jakob Peier, Rita Burkhart
Regieassistenz: Mark Rissi, Alfons Sinniger
Aufnahmeleitung: Peter Spoerri
Herstellungsleitung: Max Dora
Produktionsleitung: Eduard A.Stöckli
Produktion: Erwin C.Dietrich
Regie und Drehbuch: Jess Franco
Kamera: Peter Baumgartner
Musik: Walter Baumgartner
Schnitt: Marie-Luise Buschke
Ton: Hubertus Schmandtke, Klaus Hein
Produktionsdesign: Rolf Engler
Requisiten: Bernhard Sauter, Rolf Krebs
Kostüme: Sylvia De Stoutz, Ellen Salzmann
Maske: Jakob Peier, Rita Burkhart
Regieassistenz: Mark Rissi, Alfons Sinniger
Aufnahmeleitung: Peter Spoerri
Herstellungsleitung: Max Dora
Produktionsleitung: Eduard A.Stöckli
Produktion: Erwin C.Dietrich
Spoiler:
Die ohne Wissen ihres Verlobten Selby „Undercover“ tätige Cynthia wird vom Ripper als sein nächstes Opfer auserkoren. Bevor er sie entführt, kann sie einen Barbesitzer zur Polizei um Hilfe schicken. Mr.Bridger gibt den Beamten schliesslich den entscheidenden (Pflanzengeruchs-)Tip (den er beim Ripper wahrgenommen hatte) und die Polizei kann Cynthia in einem bestimmten Gewächshaus (nur dort gibt es die entsprechend riechenden Pflanzen) aus den Fängen des Rippers befreien- Orloff wird gefasst. Arrogant weist er Selby darauf hin, daß dieser ihm jedoch die Taten „erst einmal nachweisen" müsse... Ende.
Die ohne Wissen ihres Verlobten Selby „Undercover“ tätige Cynthia wird vom Ripper als sein nächstes Opfer auserkoren. Bevor er sie entführt, kann sie einen Barbesitzer zur Polizei um Hilfe schicken. Mr.Bridger gibt den Beamten schliesslich den entscheidenden (Pflanzengeruchs-)Tip (den er beim Ripper wahrgenommen hatte) und die Polizei kann Cynthia in einem bestimmten Gewächshaus (nur dort gibt es die entsprechend riechenden Pflanzen) aus den Fängen des Rippers befreien- Orloff wird gefasst. Arrogant weist er Selby darauf hin, daß dieser ihm jedoch die Taten „erst einmal nachweisen" müsse... Ende.